Stadtmauer (Köln)
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Die Stadtmauer von Köln war eine in mehreren Bauphasen über Jahrhunderte errichtete Befestigung. Die erste aus schriftlicher Überlieferung bekannte stammte aus der Römerzeit, nachdem die Stadt zur „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ ernannt wurde. Weitere Bauphasen fielen ins Mittelalter. Der letzte Ausbau der Stadtbefestigung fand in der Preußenzeit statt, kurz, bevor sie, 1881 beginnend, niedergelegt wurde.
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[Bearbeiten] Römische Stadtmauer
Die Chronologie und Baugeschichte der antiken Kölner Stadtbefestigung sind unsicher. Tacitus erwähnt für das 1. Jahrhundert Befestigungen. Die Bauweise und Ausdehnung dieser Anlagen sind nicht bekannt.
Heute noch erhalten sind beachtliche Teile einer mehrphasigen römischen Steinmauer, die vielleicht auf der Rheinseite schon aus dem 1. oder 2. Jahrhundert stammen könnte, in gewichtigen Teilen aber wohl erst im 2./3. Jahrhundert fertiggestellt und modifiziert worden ist.
Auf eine Bauphase im 3. Jahrhundert weist die später getilgte Inschrift der Kaiser Valerianus und Gallienus (253-260(?) und 253-268) vom Bogen des Nordtores, westlich des heutigen Kölner Domes, hin (heute im Römisch Germanischen-Museum).
Der Bauschmuck des sog. Römerturmes, in der nordwestlichen Ecke der Stadt dürfte jedenfalls in seinem oberen Bereich vielleicht ebenfalls in das 3. Jahrhundert gehören.
Schon im 4. Jahrhundert und nicht erst im 10. Jahrhundert, wie in der älteren historischen Forschung oft genannt, bezog man das 25 ha große Gebiet der ehemaligen Rheininsel, auf der sich heute das Martinsviertel erstreckt, durch den Bau einer nördlichen und südlichen Schenkelmauer in das Stadtgebiet ein. Der ehemalige Rheinarm im Bereich des heutigen Heumarkt/Altermarkt verlandete bereits im 2./3. Jahrhundert und wurde aufgefüllt. Diese Ergebnisse sind seit den Ausgrabungen im Bereich der Philharmonie und zuletzt 1996 bis 1998 auf dem Heumarkt gesichert.
Die Bauabschnitte der römischen Stadtmauer Kölns sind ein zu bearbeitendes Forschungsfeld der rheinischen Archäologie.
[Bearbeiten] Befestigungen der 1. mittelalterlichen Stadterweiterung von 950
Schon lange vor 950 war das 25 ha (100 ha= 1 km²) große Gebiet der ehemaligen Rheininsel, auf der sich heute das Martinsviertel (Kaufmannsviertel) erstreckt, in das Stadtgebiet einbezogen. Dabei wurde das Flußbett zwischen Festland und der vorgelagerten Rheininsel zugeschüttet. Gegen 950-960 wurde die östliche Römermauer großteilig niedergelegt und die ehemalige römische Nord- und Südmauer zum Rhein hin durch den Bau einer nördlichen (Trankgasse) und südlichen Schenkelmauer (Filzengraben) verlängert. Die Anbindung der Rheinvorstadt (25 ha, Heumarkt, Alter Markt, Martinsinsel) ans Römerquadrat vergrößerte das Stadtgebiet auf 122 ha. Eine neue Rheinmauer existierte noch nicht.
[Bearbeiten] Stadtmauer der 2. mittelalterlichen Stadterweiterung von 1106 bis 1141
Im Jahre 1106 erfolgte als zweite Stadterweiterung wegen des starken Bevölkerungsanstiegs auf Anordnung von Kaiser Heinrich IV. die Einbeziehung der Siedlungen „Niederich“ im Norden (52 ha mit St. Ursula und St. Kunibert; heute „Eintrachtstraße“ und „Unter Krahnenbäumen“), „Oversburg“ im Süden (34 ha mit St. Georg, Duffesbach und Rhein als Grenze; heute „Perlengraben“ und „Katharinengraben“) und „Westerich“ oder „Westenich“ im Westen (15 ha mit der St. Aposteln-Immunität; heute „Alte Wallgasse“ und „Am Rinkenpfuhl“); das Stadtgebiet wuchs auf 223 ha. Dabei wurden bisherige Befestigungsanlagen verstärkt und etliche Stadttore hinzuggefügt: Zwei Tore im Bereich Niederich - altes Eigelsteintor und ein Tor westlich von St. Mathias; zwei Tore im Westen - altes Ehrentor und Schaafentor; zwei Tore im Süden (Oversburg) - ein Tor nach St. Pantaleon und altes Severinstor (Südtor).
Diese Stadterweiterung ließ die weiter draußen liegenden Stifte und Klöster St. Gereon im Nordwesten, St. Mauritius im Westen, St. Pantaleon im Südwesten und St. Severin im Süden mit ihren Handwerkervierteln weiterhin außerhalb der neuen Stadtmauer.
[Bearbeiten] Stadtmauer der 3. mittelalterlichen Stadterweiterung von 1180-1259
1180 begannen die Baumaßnahmen zur Vergrößerung der Siedlungsfläche auf 401 ha. Der neue Wall und Graben sicherte die Stadt halbkreisförmig gegen das Hinterland ab. Erst im Jahre 1191 begannen die Bürger, die Stadtmauer auf dem aufgeschütteten Wall zu errichten. Zunächst wurde die Mauer hochgezogen, später die zwölf Tore. Es gibt allerdings Hinweise, dass die Tore zum Teil während des Mauerbaus mit hochgezogen wurden. Die Arbeiten waren Ende 1259 abgeschlossen.
Köln war nun nach Vollendung der gewaltigen Befestigungsanlage die mächtigste Festungsstadt nördlich der Alpen (größer als die von Paris mit 40 Türmen und 14 Toren, 1215 fertiggestellt). Die Mauer hatte eine Gesamtlänge von 7,5 km und beinhaltete 12 Torburgen und 52 Wehrtürme. Dazu kam die rheinseitige Stadtmauer mit ungefähr zwanzig, in die Mauer und z. T. in deren Türme integrierten Toren und kleineren Pforten (u. a. Dreikönigentor, Bleipförtchen, Nächelsgassentor (Neckels(graben)tor), Kleines und Grosses Witschgassentor, Filzengrabentor (Doppeltor), Rheingassentor (Waren- und Zolltor), Hasenpforte, Waschpforte, Markmannsgassentor, Salzgassentor, Lintgassentor, Fischpforte, Mühlengassentor, Neugassentor, Frankenpforte im Frankenturm (vor 1500 zugemauert), Trankgassentor (Doppeltorturm), Kostgassentor, Blomengassentor), die nicht als Torburgen ausgelegt waren.
Die große Mauer stand mehr als 600 Jahre und wurde nie im Kampf erobert, bis dann 1881 mit dem Abriss der Mauer und leider auch des Großteils der Tore begonnen wurde. Die zwölf gewaltigen Tore in der großen ringförmigen Stadtmauer Kölns nahmen Bezug auf das Abbild des himmlischen Jerusalem, da Köln schon seit dem frühen Mittelaltern als „Sancta Colonia“ und „Dat hillige Coellen“ (= das heilige Köln) genannt wurde. Einige Darstellungen des Mittelalters und der Renaissance zeigen Köln als zwölftorige Stadt. Die in den ringförmigen Teil der Stadtmauer integrierten zwölf Torburgen hießen, vom Kunibertsturm im Norden (mit Kunibertspforte - Tor zum Rheinufer, kein Stadttor) bis zum Bayenturm (mit Nikolauspforte als Rheinuferzugang) im Süden: Kahlenhaus(en)er Pforte (im 16. Jahrhundert zugemauert), Eigelsteintor (Strasse nach Xanten, Nijmegen), Gereonstor (nach Krefeld), Friesentor (nach Venlo), Ehrentor (nach Maastricht), Hahnentor (nach Aachen), Schaafentor, Weyertor (nach Luxemburg, Trier), Bachtor (seit 1730 mit Pantaleonswindmühle), Pantaleonstor (vor 1572 zugemauert, 1843 für die Bonn-Cölner Eisenbahn wieder geöffnet), Ulrepforte (seit dem 15. Jh. mit Karthäuser Windmühle), Severinstor (nach Bonn).
Alle Torburgen (ausgenommen die Kahlenhaus(en)er Pforte, die Hurden (überdachte Holzgalerien, ähnlich einem Wehrgang) auf der Dachplattform trug) hatten offene, zinnenbewerte Verteidigungsplattformen als Dach auf dem Zentralbau, den Halbrundtürmen und den Aufsätzen. Sieben der Tore waren große Doppelhalbrundturmtorburgen: das Eigelsteintor und das ähnlich gebaute Gereonstor (mit Pechnasen an den Zinnen) und Hahnentor (Halbrundtürme mit gleich hohem Mittelbau, vier Stockwerke über der Torpassage inkl. Dachplattform; das Weyertor, das ähnliche Pantaleonstor mit dreistöckigen Halbrundtürmen und dreistöckigem rechteckigem Mittelbau (insges. fünf Etagen mit Dachplattform), das um einen Stock niedrigere Bachtor und Schaafentor sonst gleicher Bauart); zwei Tore waren große Turmtorburgen mit Eckwarten (= Flankentürmen) und sechseckigem, fünfstöckigem Zentralbau: Ehrentor und Severinstor; ein Tor war eine große Turmtorburg ohne Eckwarten oder Halbrundtürmen: das Friesentor (mit assymetrisch sechseckigem (Feldseite viereckig, Stadtseite rechteckig), dreistöckigem Zentralbau und dreistöckigem rechteckigem Aufbau; einziges Tor dieser Bauart). Zwei Tore waren kleinere Doppelturmpforten, die Kahlhausener Pforte und die Ulrepforte (= Töpfertor). Letztere sei nur wegen der Vollständigkeit der Zahl „12“ errichtete worden und hatte keine Straßenanbindung nach draußen (außer Feldwegen).
Ursprünglich existierte vor der Mauer der wassergefüllte Graben (~15 m breit, 4 m tief), der im Laufe der Zeit verlandete. Ein Gürtel von Bäumen säumte den Bischofsweg genannten Pfad parallel zum Graben.
Im Mittelalter wurden die Tore, Märkte, Türme gerne mit lateinischen Namen versehen: Eigelsteintor - „Nova Porta Eigelis“ und „Antiqua Porta Eigelis“ (altes Eigelsteintor der 2. Stadterweiterung), Hahnentor: „Porta Hanonis“, Gereonstor - „Porta Sancti Gereonis“, Friesentor - „Porta Frisorum“, Ehrentor - „Porta Aerea“ (eigentl. 'Erztor'), Pantaleonstor - „Porta Sancti Pantaleonis“, Severinstor - „Porta Sancti Severini“, Heumarkt - „Forum feni“, Neumarkt - „Forum novum“.
Zwei Tore und ein Turm wurden zu Windmühlen umgebaut: die Ulrepforte erhielt die Karthäuser Mühle um 1450, die Gereonsmühle entstand aus einem Wehrturm gegen 1400, und die über 30 m hohe Pantaleonsmühle (höchste Windmühle Deutschlands) wurde 1730 dem Bachtor aufgesetzt. Die Bottmühle wurde auf einer Plattform des Severinswalls von 1584 - der Bott - zwischen Severinstor und Bayenturm erbaut – zuerst als hölzerne (Bockwindmühle) 1587, dann als steinerne Turmmühle im Jahre 1678.
[Bearbeiten] Abriss der Mauer
Dem Abbruch der Stadtmauer 1881 fielen Pantaleons-, Bach-, Weyer-, Schaafen-, Ehren-, Friesen-, Gereonstor und die Kahlenhauser Pforte zum Opfer, dazu die nördliche Kunibertsfeste (mit Kunibertsturm und Kunibertstor) und alle Rheintore.
[Bearbeiten] Die Stadtmauer heute
Erhalten verblieben von den 12 großen Toren nur die nördliche Eigelsteintorburg, die westliche Hahnentorburg, die Ulrepforte samt der Stadtmauer am Sachsenring, die südliche Severinstorburg. Weitere erhaltene Fragmente sind die Bottmühle, der Bayenturm (nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut), die Stadtmauer am Hansaring und das „Thürmchen“, der sogenannte „Weckschnapp“.
Die rheinseitige Stadtmauer ist durch die Umbauten des 19. Jahrhunderts bis auf das „Thürmchen“ (errichtet im 14. Jahrhundert als Teil der mittelalterlichen Kunibertsfeste), und dem Bogen einer Pforte am Leystapel, vollständig verschwunden.
Beim Bau des Gerling Ring-Karrees am Friesenplatz wurden Reste der Stadtmauerfundamente gefunden und in der Tiefgarage erhalten.