Stöer
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Die Stöer [ˈʃtøːr] ist ein alter Ausdruck für die Wanderschaft reisender Handwerker. Sie gingen durch die Dörfer und störten den normalen Tagesablauf (siehe auch Störer und Polizeirecht).
Solche Wanderschaft wurden von Kesselflickern, Schustern und ähnlichen Handwerkern betrieben, die ihr Handwerkszeug mit sich führen konnten.
Unangenehme Begleiterscheinung für die Handwerker war, dass sie oftmals nicht auf sofortige Bezahlung ihrer Dienste hoffen konnten, sondern nach der Erntezeit nochmals die Bauernhöfe aufsuchen mussten, um ihren ausstehenden Handwerkerlohn einzufordern: erst dann hatten die Bauern Geld für die Handwerker-Leistungen (oder behaupteten dieses oder waren es eben so gewohnt).
Wenn vereinzelt Handwerker dieses System der Stöer durchbrachen, um sich mit einem Ladengeschäft selbständig zu machen, führte dies manchmal zu Konflikten mit den reichen und mächtigen Bauern. Denen passte es teils nicht, für Handwerkerdienste in einen Laden gehen zu sollen und die Dienste auch gleich bezahlen zu müssen.
Die Stöer sind heutzutage nahezu ausgestorben. Lediglich wandernde Scherenschleifer versuchen sich gelegentlich noch in diesem Gewerbe.
Vereinzelt erlebt die Stöer in der Schweiz eine Art "Renaissance"; nebst den seit längerer Zeit tätigen Stöer-Metzgern kennen wir mittlerweile - zum Teil als Modeerscheinung - auch die Stöer-Köche. Aus Zürich ist das Beispiel von Stöer-Erziehern (Sozialpädagogen) bekannt, welche bei Konflikten oder familiären Engpässen Einsätze "auf Stöer" leisten.
Das Wort Stöer enthält das westfälische Dehnungs-e, womit das „ö“ gelängt ausgesprochen wird.
