Soziale Indikatoren
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Soziale Indikatoren oder Sozialindikatoren sind Messinstrumente der Sozialwissenschaften, mit denen Lebensqualität, Gesamtzustand und Entwicklungsvorgänge einer Gesellschaft quantitativ ermittelt und mit anderen Gesellschaften verglichen werden. Mit Sozialen Indikatoren werden objektive Lebensbedingungen dargestellt und subjektive Zufriedenheit ermittelt (Wohlergehen). Anwendungen liegen in der Sozialberichterstattung und der Begründung und Verbesserung wohlfahrtsorientierter politischer Planung. Im engeren Sinne sind sie Indikatoren zur Messung von Lebensqualität, im Unterschied zur rein ökonomischen Wohlfahrtsmessung durch das Bruttosozialprodukt. Beispiele sind Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit, Analphabetenquote, Armutsquote, Eigenheimquote etc. Im weiteren Sinne sind es auch andere Meßgrößen zur Beschreibung von Sozialstruktur, Sozialem Wandel und anderen als gesellschaftspolitisch wichtig erachteten Sachverhalten, z. B. Fertilitätsziffern.
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[Bearbeiten] Begriffsklärung
Während der Begriff Indikator in den Sozialwissenschaften jede Meßgröße zur Operationalisierung von theoretischen Begriffen bezeichnet, bezieht sich der Begriff Soziale Indikatoren (auch: Sozialindikatoren) auf spezielle Gruppen von Indikatoren. „Soziale Indikatoren“ unterscheiden sich also von anderen Indikatoren nur durch die Festlegung des Gegenstandsbereiches.
[Bearbeiten] Geschichte
Soziale Indikatoren gibt es, seit es Wirtschafts- und Sozialstatistik gibt, auch wenn die jetzige Bezeichnung dafür erst viel später geprägt wurde.
Seine Hochkonjunktur erlebte das Thema in den 1970er Jahren. Die Anregungen kamen von verschiedenen Seiten: In den Wirtschaftswissenschaften wurden zunehmend die Grenzen der Aussagekraft der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erkannt, die Politik hatte eine kurze Phase der Planungseuphorie erlebt und stellte das Konzept der Lebensqualität in den Vordergrund öffentlicher Diskussionen, die Soziologie erkannte ein Betätigungsfeld, das bis dahin nur unzureichend und wenig systematisch beackert worden war.
Das Konzept erwies sich als hilfreich, Zustand und Wandel der Gesellschaft darzustellen. Auch in der neueren Diskussion um die „Nachhaltigkeit“ wirtschaftlichen und politischen Handelns werden Soziale Indikatoren herangezogen.
[Bearbeiten] Beispiele
In der Nachfolge der United Nations Conference on Environment and Development (Rio de Janeiro, 3.-14, Juni 1992) wurden Untersuchungen ausgearbeitet, wie man Nachhaltigkeit messen kann. In Rio de Janeiro 1992 hatte man sich auf Druck der Entwicklungsländer darauf geeinigt, dass Nachhaltigkeit als ein Konstrukt aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem zu sehen sei. In „Principle 8“ der Rio-Deklaration ist umschrieben, dass die Staaten einerseits für mehr Lebensqualität sorgen sollten, als auch, dass nicht-nachhaltige/r Produktionen und Konsum eliminiert werden sollten. In Rio einigte man sich auf Maßnahmen und einem finanziellen Rahmen sowie Folgekonferenzen. 2003 legte die Weltbank einen Bericht („Nachhaltige Entwicklung in einer dynamischen Welt“) vor, in dem für 1999 erste Einsparungserfolge aufgezeigt wurden. Anhand eines Indikatorensystems (Primärenergieverbrauch, Mineralienentnahme, Nettowaldzerstörung, Schäden durch Kohlendioxid auf der einen Seite, sowie Bildungsausgaben auf der anderen Seite) wurde nachgewiesen, dass gegliedert nach Einkommen und Regionen Fortschritte in vielen Bereichen erzielt werden konnten aber auch Rückschritte in anderen.
In Deutschland sind eine Reihe von Indikatorensysteme zur Bewertung des Fortschritts bei der Umsetzung der „Agenda 21“ formuliert worden. So zum Beispiel in Hamburg vom Zukunftsrat: H.E.I.N.Z. („Hamburger Entwicklungs – Indikatoren Zukunftsfähigkeit“). Mit 32 Nachhaltigkeitszielen, 48 Indikatoren und statistischen Zeitreihen hat der Zukunftsrat Hamburg die 10-Jahres-Entwicklung der Stadt in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Soziales und Bürgerbeteiligung gemessen.
[Bearbeiten] Gütekriterien sozialer Indikatoren
Gütekriterien sozialer Indikatoren sind Objektivität (Untersuchungsergebnisse sind unabhängig von Personen), Reliabilität (Zuverlässigkeit des Messinstrumentes) und Validität oder Gültigkeit (Zweckmässigkeit):
[Bearbeiten] Indikatorensysteme und deren Probleme.
[Bearbeiten] Gewichtungsproblem:
In beiden oben beschriebenen Beispielen, werden Indikatoren eingesetzt, von denen man annimmt, dass sie Gleiches oder Ähnliches messen. Es besteht dann ein Bedarf an einem aggregierten Index als ’’Kernindikator’’. Die Gewichtung einzelner Indikatoren, um viele soziale Indikatoren zu einem zusammenzufassen, stellt sich als Aufgabe. Dieses kann unter anderen dadurch gelöst werden, dass eine faktorenanalytisch Gewichtung erfolgt (empirische Ermittlung der Gewichtungsfaktoren). Sie kann auch nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten erfolgen. Beispiele hierfür sind die Gewichtungen für "Nachhaltigkeit", indem man jede der drei Bereiche (Ökologie, Soziales, Ökonomie) gleich gewichtet. Kernindizes im sozialen Bereich konnten sich bisher in der Öffentlichkeit wenig durchsetzen.
[Bearbeiten] Auswahl sozialer Indikatoren:
Zur empirischen Überprüfung von Hypothesen, ist man in den Sozialwissenschaften häufig gezwungen auf die amtliche Statistik zurückzugreifen. Kosten und Zeitgründe spielen hier eine Rolle, sodass Praktikabilitätsgründe bei der Auswahl von sozialen I. vor optimale wünschenswerter Auswahl stehen. Hinzu kommen seit Ende der 70er Jahre Fragen des Datenschutzes (vergleiche die neuere Diskussion hierüber bei Heike Wirth und Walter Müller).
[Bearbeiten] Literatur:
- M. Peters u. P. Zeugin: Sozialindikatorenforschung, 1979
- Wolfgang Zapf (Hg.): Soziale Indikatoren I - IV, 1974-1976
- Wolfgang Zapf (Hg.): Lebensbedingungen in der Bundesrepublik, 2. Aufl. 1978
- H.-J. Hoffmann-Novotny (Hg.): Soziale Indikatoren V, 1977
- H.-J. Hoffmann-Novotny (Hg.): Soziale Indikatoren im internationalen Vergleich, 1980
- C. Leipert: Gesellschaftliche Berichterstattung, 1978
- P. Flora u. H. H. Noll: Sozialberichterstattung und Sozialstaatsbeobachtung, Frankfurt a. M. 1999
- Weltbank: Nachhaltige Entwicklung in einer dynamischen Welt, Weltentwicklungsbericht 2003
- Heike Wirth und Walter Müller: Mikrodaten der amtlichen Statistik – Ihr Potenzial in der empirischen Sozialforschung, Sonderheft44/2004 Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.
[Bearbeiten] Link:
Homepage Soziale Indikatoren - ZUMA Sozialberichterstattung: Arbeitsgebiete der Abteilung Soziale Indikatoren: Sozialindikatorenforschung und Sozialberichterstattung, Wohlfahrtsforschung und Messung der Lebensqualität ...http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Sozialindikatoren/