Soukous
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Soukus ist ein ursprünglicher Musikstil der traditionellen afrikanischen Musik aus der Kongo-Region. Der Soukos beeinflusste später vor allem den Merengue in der Dominikanischen Republik. Seine Ursprünge liegen in den 1930ern und 1940ern. Später in den 1960ern wurde der Begriff Soukus auch für einen in ganz Afrika sehr populären afrikanischen Tanz verwendet, der auf eine für Afrika spezifische Variante des Rumba getanzt wurde.
Im englischsprachigen Westafrika wurde der Soukus als Congo Music bezeichnet. In Kenia, Uganda und Tansania wird der Begriff Lingala, als Hinweis auf die im Kongo verbreitete Handelssprache Lingála verwendet. Gelegentlich werden auch die Begriffe Kwassa Kwassa und N'dombolo Synonym für Soukus verwendet, obwohl sie ursprünglich andere Tänze bezeichneten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung des Soukous
Der Soukous wurde gegen Ende der 1930er und Anfang der 1940er in der Kongo-Region entwickelt, und war auch zuerst nur in dieser Region populär. Die Ursprünge liegen in der traditionellen kongolesischen Musik und im Highlife aus der Region um Ghana und Sierra Leone. Als gesichert gelten auch Einflüsse der kubanischen Musik und anderer karibischer und südamerikanischer Musikstile. Vorreiter des Soukous traten Anfang der 40er in den Städten Boma, Matadi, Kinshasa und Brazzaville auf. In der Regel wird der Soukous auf Lingála gesungen, seltener aber auch in Swahili, Tshiluba oder Kikongo.
[Bearbeiten] Die Ära der Big Bands
In den 1950ern wurden in der Kongo-Region Big Bands sehr populär, deren Musik in der Region stark durch den Soukous beeinflusst wurde. Das übliche Format bestand aus einer akustischen Bassgitarre, mehreren elektrischen Gitarren, Congas, Maracas, einer Flöte oder Klarinette, mehreren Saxophonen und einer Trompete. Die berühmtesten Big Bands in Kongo wurden Franco et le TP OK Jazz, die den OK Jazz prägten und Le Grand Kalle et l'African Jazz, die den African Jazz inspirierten.
Ende der 50er und Anfang der 1960er trennten sich einige Musiker aus diesen Bands und gründeten eigene Bands. Tabu Ley Rochereau und Nico Kasanda gründeten African Fiesta und entwickelten ihre Musik weiter indem sie Elemente der kongolesischen Volksmusik mit Soul vermischten, Einflüsse karibischer Musik und eine lateinamerikanische Instrumentation kamen hinzu. Weitere Mitglieder von African Fiesta waren Papa Wemba und Sam Mangwana. Vor allem ihr Song Afrika Mokili Mobimba machte sie auf dem ganzen Kontinent populär. Neben Franco Luambo gelten Tabu Ley Rochereau und Nico Kasanda als die Väter des modernen Soukous.
[Bearbeiten] Die Zaiko Ära
Während in den großen Soukous Bands wie Lipua-Lipua, Veve, TP OK Jazz und Bella Bella, der Einfluss des Rumba auf die Musik immer stärker wurde, suchten junge kongolesischen Musiker nach Wegen sich vom Rumba zu befreien, um einen schnelleren, vom Rock ’n’ Roll inspirierten, Soukous zu spielen. 1969 gründete sich eine Studentenband, die sich selbst Zaiko Langa Langa nannte. Die Band wurde schnell sehr populär, was sich in der Energie ihrer Musik und dem Sinn für Mode der Tänzer und Sänger, vor allem inspiriert durch den Sänger Papa Wemba, begründete. Pepe Kalle ein Zögling von Grand Kalle gründete zusammen mit Papy Tex die Band Empire Bakuba, die schnell zu Kinshasas beliebtester Band wurde.
Andere Größen der Zaiko Ära waren Koffi Olomide, Tshala Muana und Wenge Musica. Der Soukous verbreitete sich nun schnell über den ganzen Kontinent und beeinflusste nahezu alle modernen afrikanischen Musikstile, vor allem den Highlife, die Palm-Wine Musik, den Tarabu und den Makossa.
Als sich die politischen Bedingungen in den 1970ern in der Demokratischen Republik Kongo veränderten, wanderten einige Gruppen nach Nairobi in Kenia aus. Mitte der 70er gab es mehrere populäre kongolesische Bands, die Rumba in den Nachtclubs von Nairobi spielten. Aus ihrem Einfluss auf die kenianische Musik, vor allem durch die schnelle Musik von Zaiko entwickelte sich der schnelle Tanz Cavacha, der sich dann über ganz Ost- und Zentralafrika verbreitete - getanzt wurde er vor allem zur Musik von Zaiko Langa Langa und Orchestra Shama Shama. Tonangebende Instrumente wurden Snare Drums und Hi Hats. Kenianer und Tansanier gründeten durch diese Musik inspiriert unter Anderem die Gruppen Simba Wanyika, Les Wanyika und Super Wanyika Stars.
In den späten 70ern begann Virgin Records sich in der kenianischen Musik zu engagieren, eine LP der tansanier-kongolesischen Band Orchestra Makassy und der kenianischen Band Super Mazembe wurden produziert. Zur selben Zeit brachte das französische Plattenlabel Afro Rythmes eine LP von Orchestra Virunga's Malako heraus. Auf dieser Platte fand sich der Song Shauri Yako (deutsch: "Das ist dein Problem") heraus, der in ganz Ostafrika zu einem Hit wurde.
[Bearbeiten] Die Pariser Szene
In den 1980ern wurde der Soukous in Paris und London populär. Weitere Musiker verließen Kinshasa, um in Ost- und Zentralafrika zu arbeiten, viele davon zogen dann nach Großbritannien oder Frankreich. Die durchschnittliche Soukous-Band beinhaltete nun drei oder vier Gitarren, einen Bass, Trommeln, verschiedene Blechblasinstrumente und Sänger, einige Soukous-Gruppen bestanden aus über 20 Musikern. Die Texte wurden in Lingala oder seltener französisch gesungen. In den späten 80ern und 1990ern begannen die Band Synthesizer und andere elektronische Instrumente in ihre Musik zu integrieren. Nur wenige Musiker produzierten noch für den kongolesischen Markt und viele spielten mehr auf europäische Bedürfnisse zugeschnittene Musik. Einige Musiker wie Papa Wemba unterhielten gar zwei Bands: Viva la Musica für Soukous und eine andere Gruppe mit französischen Musikern zusammen die internationale Popmusik produzierten.
Kanda Bongo Man wurde 1955 in der Demokratischen Republik Kongo geboren. 1979 ging er nach Paris, wurde ein Kopf der dortigen Szene. Er kreierte einen sehr schnellen Soukous, der auf den Dance Floors in Diskotheken populär wurde und unter dem Namen Kwassa Kwassa, nach einem anderen afrikanischen Tanz, oder Mbaqanga, nach einer südafrikanischen Musikrichtung bekannt wurde. Diese Musik verbreitete sich in Afrika und Europa gleichermaßen und viele neue Gruppen, wie Diblo Dibala, Mbilia Bel, Yondo Sister, Loketo, Rigo Star, Madilu System und Soukous Stars, aber auch Verteranen wie Pepe Kalle und Koffi Olomide begannen solche Musik zu spielen. Paris wurde schnell das Zentrum dieser Bewegung.
[Bearbeiten] N'dombolo
Analog zur Ausbreitung von Kwassa Kwassa in den europäischen Diskotheken verbreitete sich eine sehr schnelle Soukous Variante unter dem Namen N'dombolo in den Diskotheken Ost- und Zentralafrikas. Beherrschende Künstler der Bewegung waren Awilo Longomba, Aurlus Mabele und Koffi Olomide.
Die körperbetonten Bewegungen beim N'dombolo-Tanz, vor allem das Schwingen der Hüften und Schütteln des Gesäßes führten zu der Kritik diese Musik sei obszön. Es gab versuche diese Musik aus Mali, Kamerun und Kenia zu verbannen. Versuche N'dombolo aus Radio und Fernsehen in der Demokratischen Republik Kongo zu vertreiben, machten die Musik nur noch populärer. Am 11. Februar 2005 schließlich wurden mehrere Musikvideos, unter anderem von Koffi Olomide, JB M'Piana und Werrason im kongolesischen Rundfunk wegen Unanständigkeit indiziert.
[Bearbeiten] Literatur
- Mauro Abbühl, Chudi Bürgi und Dagmar Kopše: Soukous, Kathak und Bachata, Musik und Tanz aus Afrika, Asien und Lateinamerika in der Schweiz. Limmat Verlag, Zürich 2004. ISBN 3-85791-468-8