Sigrid Hunke
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Sigrid Hunke (* 26. April 1913 in Kiel; † 15. Juni 1999 in Hamburg) war eine deutsche Religionswissenschaftlerin, Germanistin und Vertreterin eines unitarischen Neopaganismus.
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[Bearbeiten] Leben
Sigrid Hunke ist Tochter von Hermann Mandel (1882-1946), der die Deutschkirche gründete. Sigrid Hunke studierte systematische und vergleichende Religionswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Journalismus, unter anderem bei Martin Heidegger. Sie gilt als Vertreterin einer heidnischen Weltanschauung und Kritikerin des Christentums, bei gleichzeitiger Bewunderung für den Islam und das Arabertum.
Hunke war auf lokaler Ebene und seit 1938 bei der Berliner Gaustudentenführung führendes Mitglied des nationalsozialistischen Studendentbundes (NSDStB) und seit 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP.
An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde sie bei dem Psychologen Ludwig Ferdinand Clauß, einem einflussreichen Rassetheoretiker des 3. Reichs, mit einer Dissertation über "Herkunft und Wirkung fremder Vorbilder auf den deutschen Menschen" 1941 promoviert. 1940-41 war sie zusammen mit ihrer Schwester Waltraud Hunke im "Germanistischen Wissenschaftseinsatz" der SS tätig - sie erhielt ein Stipendium des SS-Ahnenerbe und veröffentlichte in deren Zeitschrift Germanien.
Das Christentum wird von ihr als artfremd und orientalistisch abgelehnt, sie suchte nach eigenen europäischen Weltdeutungsmustern und germanischer Mystik. Nach der Eheschließung lebte sie zwei Jahre in Tanger (Marokko). Zuletzt lebte sie als freie Schriftstellerin in Bonn. Bekannt wurde sie insbesondere durch ihr Werk "Allahs Sonne über dem Abendland", das 1960 erschien und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Für dieses Buch ehrte sie der Oberste Rate für islamische Angelegenheiten in Kairo, dessen Mitglied sie wurde.
In den 1950er Jahren tritt sie der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR) bei, deren Vizepräsidentin sie zwischen 1971 bis 1983 war. Später wurde sie auch zur Ehrenvorsitzenden der Deutschen Unitarier. Sie verlässt dann jedoch die Deutschen Unitarier wegen "Linkstendenzen" und tritt dem Bund Deutscher Unitarier - Religionsgemeinschaft europäischen Geistes (BDU) bei, der sich 1989 von der DUR abgespalten hat und die die Zeitschrift Glauben und Wirken herausgibt.
Bis zu ihrem Tod war sie zudem Kuratoriumsvorsitzende der Sigrid-Hunke-Gesellschaft e.V.
[Bearbeiten] Preise
- 1981 Kant-Plakette (Deutschen Akademie für Bildung und Kultur in München)
- 1985 Schiller-Preis des Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG)
- 1988 Verleihung der höchsten Stufe des ägyptischen Ordens pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst.
[Bearbeiten] Wirkung
In Ihrem Buch "Allahs Sonne über dem Abendland" zeigt Sigrid Hunke die vielfältigen Einflüsse auf Europa auf, die den Arabern zu verdanken sind. In ihren Büchern entwickelt sie u.a. auch eine Kritik des westlichen Liberalismus, die auch die Neue Rechte in Europa prägen wird. Diese Kritik hat ihr einige Zustimmung auf der politischen Rechten eingebracht, soweit diese nicht christlich geprägt ist. So hatte sie großen Einfluss auf den Vordenker der gegen den jüdisch-christlichen Dualismus orintierten französischen Nouvelle Droite, Alain de Benoist. Pierre Krebs, ein Vordenker der Novelle Droite In Deutschland und Gründer des Thule-Seminar hebt die identitäspolitischen Arbeiten Hunkes hervor und nennt sie „Zauberin des Lebens, als heilige Bewahrerin der Identität, der Herkunft und des Erbes“ (elemente, Juni/Sept. 1987, Nr. 3, S. 2).
[Bearbeiten] Kritik und Bewertung
[Bearbeiten] Dualistisches Weltbild
Obwohl sie selbst eine „unitarische“ Weltsicht favorisiert, dominiert vor allem in ihrem Buch über „Europas eigene Religion“ paradoxerweise ein ausgeprägter Dualismus, in dem alles Gute im europäischen Denken letztlich auf das indogermanische „unitarische“ Erbe, alles Negative jedoch auf eine angeblich aus dem Nahen Osten (Juden-Christentum) kommende und dort ethnisch verwurzelte dualistische Weltsicht zurückgeführt wird.
[Bearbeiten] Rechter Feminismus
Hunke ist nach Renate Bitzan und Beate Hans ein Beispiel dafür, dass rechtsextreme Anschauungen nicht unbedingt ein herkömmliches Rollenverständnis von Frauen beinhalten müssen. Eine patriarchatskritisch und rassistische/nationalistische Orientierung: „Zugespitzt findet sich diese Kombination zum Beispiel bei der neurechten Theoretikerin Sigrid Hunke, die sich vehement gegen die Geschlechterhierarchie, gegen die Auffassung von den Geschlechtern als polaren oder komplementär gegensätzlichen sowie gegen die geschlechtliche Arbeitsteilung ausspricht. Als wegweisend am Anbruch des neuen Zeitalters dient ihr die (nicht haltbare) These von der Gleichgestelltheit von Mann und Frau bei den GermanInnen. Und so bezieht sie ihre Forderung auch nur auf die nordischen Menschen. Kulturrelativistisch verbrämt reserviert sie das Gleichheitsmodell für diese als eingeborene Wesensart und grenzt andere Kulturen, andere Rassen aus ihrer Zukunftsvision bewusst aus (vgl. Hunke 1987).“ Damit stehe sie dem Konzept der von Christiane Wittrock „so genannten oppositionellen Faschistinnen wie Pia Sophie Rogge-Börner“ nahe. „Daß solche Konzepte nicht tot sind und zumindest in weiten Teilen an die neurechte Rhetorik vom Ethnopluralismus sowie an New-Age-Vorstellungen angeglichen werden können, hat Hunke bewiesen, deren Werke (z.B. über arabische Kultur) mancherorts selbst in feministischen Buchläden zu finden sind.“
[Bearbeiten] Werke
- Sigrid Hunke, "Verstehen", in: Rasse, 1936, pp. 86-91. Rasse, the Monatsschrift der Nordischen Bewegung
- Sigrid Hunke, "Schulungsbrief 'Rassenseelenkunde'" , 1935
- Herkunft und Wirkung fremder Vorbilder auf den deutschen Menschen, Diss. Berlin 1941
- Am Anfang waren Mann und Frau. Vorbilder und Wandlungen der Geschlechterbeziehungen, Hamm 1955
- Allahs Sonne über dem Abendland, Unser arabisches Erbe, Stuttgart 1960
- Das Reich ist tot - es lebe Europa. Eine europäische Ethik, Hannover 1965
- Europas andere Religion. Die Überwindung der religiösen Krise, Düsseldorf 1969
- Das Ende des Zwiespalts. Diagnose und Therapie einer kranken Gesellschaft, Bergisch Gladbach 1971
- Das nach-komministische Manifest. Der dialektische Unitarismus als Alternative, Stuttgart 1974
- Kamele auf dem Kaisermantel. Deutsch-arabische Begegnungen seit Karl dem Großen, Stuttgart 1976
- Glauben und Wissen. Die Einheit europäischer Religion und Naturwissenschaft, Düsseldorf 1979
- Europas eigene Religion. Der Glaube der Ketzer, Bergisch Gladbach 1983
- Tod - was ist dein Sinn?, Pfullingen 1986
- Vom Untergang des Abendlandes zum Aufgang Europas. Bewußtseinswandel und Zukunftsperspektiven, Rosenheim 1989
- Allah ist ganz anders. Enthüllung von 1001 Vorurteilen über die Araber, Bad König 1990 (siehe auch: Saladin)
[Bearbeiten] Aufsätze
- Das dualistische Vorbild Europas, in Philosophisches Wörterbuch, hrsg. von G. Schischkoff, Stuttgart 1965
- Die Zukunft unseres unvergänglichen Erbes in Mann und Frau. in: Elemente zur Metapolitik, 2. Ausgabe (Juni/Sept.), 1987, S. 27-34
[Bearbeiten] Literatur
- Bitzan, Renate 1994: Rechter Geist aus Frauenfedern. Beiträge von Frauen in rechtsextremen Zeitschriften 1985-93
- Stefanie von Schnurbein: Weiblichkeitskonzeptionen im neugermanischen Heidentum und in der feministischen Spiritualität, in: Fanitfa Marburg (Hg.), Kameradinnen. Frauen stricken am braunen Netz, Münster 1995, S. 113-136.
- Jens Mecklenburg (Hrsg.): "Handbuch deutscher Rechtsextremismus". Elefanten Press, Berlin, 1996
- Horst Junginger: Sigrid Hunke. Europe's New Religion and its Old Stereotypes. In: Hubert Cancik, Uwe Puschner (Hrsg.): Antisemitismus, Paganismus, Völkische Religion. Anti-semitism, paganism, voelkish religion. München : Saur, 2004, S. 151-163. ISBN 3598114583.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Sigrid Hunke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Horst Junginger, Türbingen: Sigrid Hunke. Europe's New Religion and its Old Stereotypes -
- Gender Killer - Renate Bitzan und Beate Hans: Von rechten Kämpferinnen und braven Biederfrauen (kurzer Abschnitt zu Hunke unter "Motivationen", oben zitiert)
- Cornelia Filter: Die KonvertitInnen... und wer dahinter steckt. In: EMMA 2/2002 (wenige Zeilen zu Hunke)
Personendaten | |
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NAME | Hunke, Sigrid |
KURZBESCHREIBUNG | Religionswissenschaftlerin und Germanistin |
GEBURTSDATUM | 26. April 1913 |
GEBURTSORT | Kiel, |
STERBEDATUM | 15. Juni 1999 |
STERBEORT | Hamburg |