Schwarmfisch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Bilden eines Schwarmes ist ein besonderes Verhalten bestimmter Fischarten.
Oberflächlich betrachtet stellt ein Schwarm eine mehr oder minder große Ansammlung parallel schwimmender Fische dar, die parallel zueinander in gleichem Abstand in die gleiche Richtung schwimmen.
Die Schwarmbildung ist für die Spezies mit Vor- und Nachteilen verbunden. Nachteilig ist vor allem, dass die vorgefundene Nahrung zwischen vielen Mitgliedern des Schwarmes geteilt werden muss. Vorteilig ist demgegenüber der im Schwarm für das einzelne Tier größere Schutz vor Räubern und die höhere Wahrscheinlichkeit, einen Geschlechtspartner zur Fortpflanzung zu finden. Der Schutz vor Räubern ergibt sich vor allem daraus, dass der Räuber den Schwarm als Ganzes sieht, der Schwarm also für ihn eine Einheit bildet. Abweichende Fische werden als Individuen erkannt und angegriffen. Gibt es viel Nahrung (Plankton), so gibt es auch mehr Schwarmfische, die ihrerseits wieder Beute werden. Im Idealfall stellt sich auf diese Weise ein Räuber-Beute-Gleichgewicht ein.
Bei höherer Schwarmintelligenz kann sich der Nachteil, Nahrung teilen zu müssen, in den Vorteil wandeln, durch koordinierte Jagdstrategien, Energie zu sparen und effizienter Beute zu machen, was den anfangs nachteiligen Effekt überkompensieren kann. Dies läßt sich beispielsweise bei Barracuda-, Makrelen- oder Barschschwärmen gut beobachten. Es kommt dann zu einem so genannten Fressrausch, bei dem gierig nach allem geschnappt wird, was als bewältigbar erscheint.
Im Gegensatz zu Herde und Rudel wird ein Schwarm durch höher entwickelte, lernfähige Individuen gebildet. Nicht selten läßt sich auch eine Art soziales Bewußtsein beobachten, beispielsweise bei der koordinierten Verteidigung des Nachwuchses im Verband (z.B. bei Walen und Tümmlern, auf die die Bezeichnung Schwarmfische - streng genommen - nicht zutrifft, da sie Säugetiere sind).
Tatsächlich gibt es die Schwarmbildung in graduell unterschiedlicher Ausprägung:
In ihrer stärksten Form führt sie zur Bildung einer Art Superorganismus, in den die einzelnen Individuen integriert sind. Der soziale Zusammenhalt in einem solchen Verbands lässt sich mit einer Art kollektivem Bewusstsein vergleichen, da Wahrnehmungen und Erfahrungen einzelner Tiere innerhalb des Systems weitergegeben werden. Isolierten Tieren, die nicht Teil eines Schwarms sind, fehlt der für ihr Überleben wichtige Austausch mit den anderen Schwarmtieren: Sie zeigen sich häufig verängstigt und verenden im Extremfall bald. Als Elemente dieser stärksten Ausprägung des Schwarmverhaltens gelten unter anderem der konstante Abstand zwischen den Angehörigen eines Schwarms, die fein aufeinander abgestimmten Bewegungen der einzelnen Schwarmtiere sowie die normalerweise lebenslange Zugehörigkeit des Individuums zum Schwarm und die starke Desorientierung vereinzelter Tiere (s.o.).
Unterhalb dieser Ebene lassen sich bei etlichen Fischen - darunter auch beliebten Aquarienfischen -, wie etwa den Salmlerarten der Gattungen Hyphessobrycon, Hemigrammus und Paracheirodon soziale Verhaltensweisen feststellen, die zwar die Bezeichnung Schwarmfische rechtfertigen, die aber mit den oben genannten Kriterien nicht in gänzlicher Übereinstimmung stehen. Diese Tiere grenzen innerhalb des vom Schwarm bewohnten Gebiets durchaus kleinere Reviere ab, die sie untereinander hüten und gegeneinander verteidigen. Zum uneingeschränkten Zusammenschluss des Schwarmes kommt es hingegen, wenn Fressfeinde abgewehrt werden müssen.
In einem fließenden Übergang lassen sich von den Schwarmfischen solche Tiere unterscheiden, die lediglich in Gruppen zusammenleben. Aus der Aquaristik bekannte Vertreter dieser Kategorie sind die Panzerwelse der Gattung Corydoras. Auch hier zeigt sich das ausgeprägte Sozialverhalten der Tiere nur in der Gruppe. Das isoliert gehaltene Tier ist aber längst nicht in dem Maße desorientiert wie der vereinzelte Schwarmfisch.
Mit Schwarmbildung nichts mehr zu tun hat die Lebensweise in Familienverbänden, die vor allem der Aufzucht der Jungtiere geschuldet ist. (Ausnahme: Biene - siehe oben)
Siehe auch: Schwarmintelligenz
