Schubladenaffäre
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Als Schubladenaffäre wurde 1993 ein politischer Skandal in Schleswig-Holstein bezeichnet, der durch das öffentliche Geständnis des schleswig-holsteinischen Sozialministers Günther Jansen (SPD) ausgelöst wurde, er habe dem ehemaligen Mitarbeiter von Uwe Barschel, Reiner Pfeiffer, in zwei Raten insgesamt etwa 40.000 DM in bar geschenkt. Im Verlauf der Affäre musste u.a. der damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident und SPD-Vorsitzende Björn Engholm zurücktreten.
[Bearbeiten] Hintergrund
Im Jahr 1987/1988 erschütterte die Barschel-Affäre Schleswig-Holstein und darüber hinaus die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Derjenige, der diesen Skandal durch seine Äußerungen gegenüber dem Spiegel ins Rollen brachte, war Reiner Pfeiffer. Dies führte u.a. dazu, dass der Journalist Pfeiffer bei keinem Blatt mehr eine Anstellung fand. Dies, so seine Einlassung, habe Jansen dazu veranlasst, die Notlage, in der sich Pfeiffer nun befand, durch Geldspenden zu lindern. Er habe daraufhin bei verschiedenen Persönlichkeiten des politischen Lebens um eine milde Gabe gebeten. Das Geld, das er dabei einnahm, habe er bei sich zu Hause in einer Schublade aufbewahrt, und bei zwei Treffen mit Pfeiffer an diesen in einem Briefumschlag übergeben. Dies alles gestand Jansen in Reaktion auf die Veröffentlichung eines Stern-Interviews mit der ehemaligen Lebensabschnittsgefährtin Pfeiffers, in dem diese einige Äußerungen zu solchen Zahlungen gemacht hatte.
[Bearbeiten] Politische Folgen
Die seinerzeit oppositionelle CDU vermutete natürlich, dass ganz andere als die von Jansen dargestellte Motive hinter den Zahlungen standen. Sie beantragte und erhielt einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der volksmundlich Schubladen-Ausschuss genannt wurde. Im Zuge der Untersuchungen des Ausschusses konnte allerdings kein Beweis erbracht werden, der Jansens Aussage widerlegt hätte. Allerdings kam dabei an die Öffentlichkeit, dass die Spitze der schleswig-holsteinischen SPD einschließlich Björn Engholm bereits vor der Landtagswahl 1987 von der Bespitzelung Engholms gewusst haben musste, ja dass man bereits über Gegenmaßnahmen beraten hatte. Dies war bis dahin immer bestritten worden, u.a. vor dem Untersuchungsausschuss zur Barschel-Affäre. In der Folge musste auch Engholm als Ministerpräsident zurücktreten. Gleichzeitig legte er alle seine Ämter in der SPD nieder.