Santi Giovanni e Paolo (Kirche in Venedig)
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Santi Giovanni e Paolo, venezianisch San Zanipolo oder nur Zanipolo ist eine Kirche in Venedig.
Zanipolo ist eine Klosterkirche der Dominikaner. Sie ist der größte und bedeutendste Sakralbau der venezianischen Gotik des 14. und 15. Jahrhunderts. Sie war die bevorzugte Grabeskirche der Dogen sowie zahlreicher Adelsfamilien. Kirchenpatrone sind nicht die beiden gleichnamigen Apostel, sondern Johannes und Paulus von Rom, zwei Märtyrer aus der Zeit Konstantin des Großen, die als Schutzheilige gegen die Pest galten.
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[Bearbeiten] Architektur
Zanipolo ist eine dreischiffige Säulenbasilika mit Querhaus, an das sich eine mittlere große und jeweils zwei kleine Chorkapellen anschließen. Alle Chorkapellen haben einen polygonalen Schluss. Bis auf die Vierung, die überkuppelt ist, haben alle Bauteile ein Kreuzrippengewölbe.
Der Kirchenraum ist 96 m lang, im Langhaus 28 m breit, das Querschiff ist 43 m breit, die Gewölbehöhe ca. 35 m.
Der Bau ist ein Backsteinbau. Zierelemente am Außenbau, wie die Rahmen der Okuli, die Friese, der kranzartige Gesimsabschluß und die hohen Tabernakel auf der Fassade sowie das Portal sind aus istrischem Stein. Die Gewölbe sind, um das Gewicht wegen des problematischen Baugrundes zu reduzieren, aus Rohrgeflecht, das verputzt wurde, das aber wie ein steinernes Gewölbe wirkt. Der Bau wird, wie bei anderen venezianischen Kirchen, durch hölzerne Zuganker stabilisiert.
[Bearbeiten] Scuola di San Marco
Direkt neben der Kirche befindet sich die ehem. Scuola di San Marco, deren Fassade 1485 von der Lombardo-Familie neu errichtet wurde und wegen ihrer raffinierten Spielerei mit der Perspektive als eine der schönsten Renaissance-Fassaden Venedigs gilt. In der ‚Schule’ in der Mitte ist heute übrigens ein Krankenhaus untergebracht.
An den Wänden des Erdgeschosses wurde versucht, in der Fläche eine Raumwirkung zu erzeugen. Das ist in der Renaissance häufiger in Italien gemacht worden und dabei hat man auch dekorative Spielereien wie diese zugelassen. In der Renaissance machte man das noch in der Fläche, später im Barock wurde dann versucht, wenig Raum zu großem Raum „aufzublähen“, indem man beispielsweise hintereinander stehende Säulen immer mehr verkleinerte, um einen größere Raumtiefe vorzutäuschen usw. Hier also eine Frühform solcher künstlerischer Versuche.
[Bearbeiten] Baugeschichte
1245 schenkte der Doge Jacopo Tiepolo dem Orden der Dominikaner ein Stück Land zum Bau einer Kirche. Es ist gelegen an einem Randbezirk der damaligen städtischen Bebauung und in großer Distanz zur Frari-Kirche des mit den Dominikanern konkurrierenden Bettelordens der Franziskaner, die 1234 ihr Baugrundstück erworben hatten. Wann mit dem Bau von Zanipolo begonnen wurde, ist nicht bekannt, das erste feste Baudatum ist eine Inschrift von 1369 am Querhausarm. 1430 wurde die Kirche eingeweiht. 1437 kaufte die finanzstarke Bruderschaft der Goldschmiede und Seidenhändler, die Scuola San Marco, ein benachbartes Grundstück zum Bau eines Bruderschaftsgebäudes und machte den Dominikanern großzügige Stiftungen für den weiteren Bau der Kirche. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Chor errichtet und Ende des 15. Jahrhunderts die Kuppel vollendet.
1458 konnte auf Grund von Spenden das Portal in Auftrag gegeben werden, für das man antike Säulen aus Torcello verwendete. Architekt des Portals war Bartolomeo Bon.
1575 bis 1582 wurde von der Rosenkranzbruderschaft die Rosenkranzkapelle (capella del rosario) zur Erinnerung an die Schlacht von Lepanto gestiftet. Sie wurde nach einem Entwurf von Alessandro Vittoria errichtet. Diese Kapelle wurde 1867 durch einen Brand zerstört. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie einer Restaurierung aus dem Jahre 1913. Zwischen 1638 und 1663 wurde der Hauptaltar nach Entwürfen von Baldassare Longhena und Francesco Cavrioli erbaut. 1682 wurde das Chorgestühl entfernt, so dass der große Kirchenraum voll zur Geltung kommt. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Cappella di San Domenico angebaut.
Der Bau wurde mehrheitlich durch Spenden finanziert. So war die Errichtung von Familienkapellen und Grabanlagen in Kirchen stets verbunden mit regelmäßigen Spenden für Messen, die auch von den Familien und Erben fortgeführt wurden, um das Andenken an die Verstorbenen zu sichern.
[Bearbeiten] Ausstattung
Zanipolo war die bevorzugte Grablege der venezianischen Dogen. In der Kirche befinden sich neben vielen anderen Grabmonumenten venezianischer Nobili allein 26 Dogengrabmäler von der Zeit der Gotik bis zum Barock. Als erster Doge wurde dort im 1249 der Mäzen der Dominikaner Jacopo Tiepolo begraben. Seine einfache Grabkiste aus Marmor befindet sich an der äußeren Fassadenwand.
Seit der Mitte des 15. Jhs. wurden hier die führenden Männer der Stadt beigesetzt. Auch einige Künstler wie die Bellinis und Lorenzo Lotto haben hier ihre letzte Ruhestätte. Die Wandgräber stellen nebenbei bemerkt eine neue Möglichkeit zu Beginn der Renaissance dar, Plastik und Architektur zu verbinden. Die ‚menschliche’ Plastik hatte sich aus der Einbindung in die Fassadengestaltung der großen Kathedralen im hohen Mittelalter, besonders in der Portalzone, herausentwickelt zu einer zunehmend eigenständigen, freistehenden Figur. Diese Grabmäler an den Kircheninnenwänden hier sind also eine neue Komposition, die der Plastik ein wesentlich höheres Eigenleben ermöglicht als den Gewändefiguren des hohen Mittelalters zuvor.