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Roter Fingerhut

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Roter Fingerhut
Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
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Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Fingerhut (Pflanze) (Digitalis)
Art: Roter Fingerhut
Wissenschaftlicher Name
Digitalis purpurea
L.

Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) ist eine Staude aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Die Bezeichnung Digitalis (v. lat. digitus „Finger“) bezieht sich auf die charakteristische Blütenform.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beschreibung

Im ersten Jahr bildet die zweijährige krautige Pflanze nur eine Rosette aus, bevor sie im Folgejahr einen bis zu 140 cm großen Spross austreibt, der oben herum mit purpurrot-violetten, etwas seltener auch weißen fingerhutähnlich geformten Blüten besetzt ist.

Der Fingerhut ist ideal für die Bestäubung durch Honigbienen eingerichtet. Der vorstehende untere Teil der Blütenglocke dient als Landeplattform und wenn das Insekt zum Nektar vordringt, streift es die Staubgefäße mit dem Rücken, so dass der Pollen dort abgeladen werden kann. Fingerhut ist in allen Bestandteilen hochgiftig. Bereits der Verzehr von zwei Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen.

Der Fingerhut speichert in den Blättern Kalium, Eisen, Kalzium, Kieselerde sowie Magnesium. Die abfallenden Blätter wirken sich positiv auf das Wachstum benachbarter Pflanzen aus, da sie als Gründünger wirken. Dies lässt sich vor allem für Obstbäume, Tomatenpflanzen und Kartoffeln beobachten.

Pflanzengruppe auf der Fläche eines wenige Jahre zuvor gerodeten Fichtenwaldes
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Pflanzengruppe auf der Fläche eines wenige Jahre zuvor gerodeten Fichtenwaldes

Steht der Fingerhut in der vollen Sonne, dann richten sich alle seine Blüten nach Süden aus – ein hilfreiches Zeichen für den verirrten Wanderer.

[Bearbeiten] Verbreitungsgebiet und Verwendung als Gartenpflanze

Der Rote Fingerhut ist in Westeuropa sowie dem westlichen Süd-, Mittel- und Nordeuropa beheimatet. In Deutschland hat er sein natürliches Verbreitungsgebiet bis zum Harz und dem Thüringer Wald, wo er auf Waldlichtungen, an den Waldrändern und auf kalkarmen Böden zum Teil in großen Mengen zu finden ist.

Seit dem 16. Jahrhundert ist er als Zierpflanze auch in den Gärten zu finden.

[Bearbeiten] Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Blüten im Detail
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Blüten im Detail

Der Rote Fingerhut ist in der Volksmedizin schon lange als Mittel gegen Herzinsuffizienz (Herzschwäche) bekannt und wird seit dem späten 18. Jahrhundert medizinisch verwendet.

Der auffallenden Pflanze wurde weder im Mittelalter noch im Altertum große Bedeutung beigemessen . Eine Rezeptsammlung in walisischer Sprache aus dem 12. oder 13. Jahrhundert erwähnt erstmals eine äußerliche Anwendung der Blätter. Eine deutschsprachiges Kräuterbuch aus dem 16. Jahrhundert nennt eine enzianähnliche Wirkung. Tabernaemontanus wusste 1588 noch keine Anwendung für diese Pflanze:

Wozu diese Kreuter zu gebrauchen seyn/ finde ich nicht bey den Authorn.

Verwendet hat man ihn jedoch zu dieser Zeit bereits in Irland, verbunden mit magischen Bräuchen sollte es gegen den „Bösen Blick“ helfen. Die Engländer verwendeten die Pflanze als Brechmittel, zur Förderung des Auswurfs bei Bronchitis und um 1700 sogar gegen die Schwindsucht. 1748 zeigten Versuche der Académie Française, dass nach Verfütterung von Fingerhut an Truthähne deren Herz, Leber, Gallenblase und Lunge geschrumpft waren. Das führte dazu, dass auch die Engländer den Fingerhut seltener anwendeten.

Erst der englische Arzt William Withering griff 1775 auf ein altes Familienrezept (zur Behandlung der Wassersucht zurück und behandelte mit Blättern des roten Fingerhuts erfolgreich Wasseransammlungen (Ödeme), die auf eine Herzschwäche zurückzuführen waren. Angeblich gestand ihm die Ehefrau eines seiner Patienten, dass sie auf eine Kräuterfrau zurückgegriffen habe. Allerdings - so behauptet es die Legende - wollte die Kräuterfrau ihm nicht Namen und Stand der Pflanze verraten; er ließ sie beobachten und fand, dass das Elixier der Kräuterfrau Digitalis erhielt. Von 1776 bis 1779 führte Withering eine Reihe von Experimenten an Dutzenden seiner Herzpatienten durch. Aufgrund seiner Beobachtungen schloss er auch, dass sich das Pflanzengift des Fingerhuts im Körper anreichert, da die Wirkung des Medikamentes bei längerer Verabreichung zunahm [1]. 1785 veröffentlichte er dann seine berühmte Abhandlung „An account of the Foxglove and its medical uses“. Diese Form der Therapie setzte sich jedoch anfänglich nicht durch und erst nach 1850 wurde Digitalis häufiger verschrieben. Dazu beigetragen hatten die Untersuchungen des französischen Arztes Drebeyne (1786 - 1867), der herausfand, dass Digitalis nicht nur harntreibend wirkt, sondern auch die Herztätigkeit stärkt. Der Chemiker Nativelle konnte 1868 dann den Wirkstoff isolieren. Weitere pharmakkologische Untersuchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte dann zu einer Bestimmung einer Reihe weiterer Wirkstoffe in mit dem Roten Fingerhut verwandeten Fingerhut-Arten. Man entdeckte außerdem , dass auch Pflanzenarten anderer Familien herzwirksame Substanzen - sogenannde Digitaloide enthielten. Zu den Pflanzenarten, bei denen man vergleichbare Wirkstoffe feststellten, zählte das Maiglöckchen, der Oleander und die Christrose. Lediglich die Meerzwiebel zählte unter den in der Folge von Witherings Untersuchungen entdeckten Heilpflanzen zu den Arten, die bereits der Heilkunde der Antike bekannt war.

Die Wirkstoffe des Fingerhuts sind Herzglykoside, die heute überwiegend aus dem Wolligen Fingerhut gewonnen werden. Herzglykoside regen den geschwächten Herzmuskel an, sich wieder stärker zusammenzuziehen. Im therapeutischen Einsatz von Digitalis steht der Herzfrequenz senkende Effekt von Digitalis immer mehr im Vordergrund gegenüber der Stärkung der Herzleistung.

Die Pflanze ist hochgradig giftig, bereits der Verzehr von 2-3 Fingerhutblättern kann tödlich enden. Aufgrund des bitteren Geschmacks kommt es allerdings selten dazu. Iatrogene (= durch ärztliche Maßnahmen hervorgerufene) Vergiftungen können im Rahmen einer Therapie vorkommen, da die Wirkungsbreite der Digitalisglykoside gering ist. Die ersten Anzeichen einer Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen, Ohrensausen, Schwindelanfälle und ein Sinken der Pulsfrequenz unter 50 Schläge pro Minute.

[Bearbeiten] Fingerhut im Aberglauben

Den Sagen, besonders den englischen und irischen nach dient der Fingerhut dem Elfenvolk als Kopfbedeckung. Böse Feen sollen die Blüten einst als Handschuhe den Füchsen geschenkt haben, damit diese lautlos ihr Wesen in den Hühnerställen treiben konnten. Die Zeichnung der Blüten stammt daher passendererweise von den Fingerabdrücken der unglückbringenden Feen.

[Bearbeiten] Fingerhut in der Literatur

In Theodor Fontanes Roman Der Stechlin taucht der Fingerhut als Symbol des bevorstehenden Lebensendes auf:

Dubslav hielt die kleine Flasche gegen das Licht und tröpfelte die vorgeschriebene Zahl in einen Löffel voller Wasser. Als er sie genommen hatte, bewegte er die Lippen hin und her, etwa wie wenn ein Kenner eine neue Weinsorte probt. Dann nickte er und sagte : "Ja, Engelke, nu geht es los, Fingerhut."

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 106 ff

[Bearbeiten] Siehe auch

Digitalisglykosid

Liste giftiger Pflanzen

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Roter Fingerhut – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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