Rescorla-Wagner-Modell
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Das Rescorla-Wagner-Modell ist ein mathematisches Modell, das die klassische Konditionierung und einige ihrer wichtigsten Effekte vorhersagbar machen soll. Es wurde 1972 von R. A. Rescorla und A. R. Wagner vorgestellt [1] und hat auch heute noch seinen festen Platz in der Lernpsychologie – wenngleich es seitdem geringfügig abgeändert und erweitert wurde.
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[Bearbeiten] Grundlagen
Hinweis: Für ausführlichere Informationen siehe Artikel Konditionierung bzw. klassische Konditionierung.
Bei der Klassischen Konditionierung werden einem Organismus (Versuchsperson oder Versuchstier) wiederholt ein Unkonditionierter Reiz (unconditioned stimulus, US) und ein Konditionierter Reiz (conditioned stimulus, CS) zusammen dargeboten. Die Versuchsperson, die zuvor nur auf den Unkonditionierten Reiz eine Reaktion zeigte (Unkonditionierte Reaktion, unconditioned reaction, UR), zeigt nach einigen Wiederholungen eine ähnliche Reaktion (Konditionierte Reaktion, conditioned reaction, CR) auch bei Darbietung des Konditionierten Reizes alleine.
Bei der Klassischen Konditionierung unterscheidet man Akquisitions- und Extinktionsdurchgänge:
- Akquisition (Erwerb). Unkonditionierter Reiz und Konditionierter Reiz werden zusammen dargeboten. Die Wahrscheinlichkeit, mit der der Organismus auf den Konditionierten Reiz eine Konditionierte Reaktion zeigt, steigt mit jedem Durchgang – und zwar am Anfang sehr und später immer weniger stark.
- Extinktion (Löschung). Der Konditionierte Reiz wird alleine dargeboten. Die Wahrscheinlichkeit, mit der der Organismus auf den Konditionierten Reiz eine Konditionierte Reaktion zeigt, sinkt mit jedem Durchgang, bis schließlich keine Konditionierte Reaktion auf den Konditionierten Stimulus gezeigt wird.
Zusätzlich zu diesem Grundmodell kennt man die folgenden Effekte, die nur unter speziellen Voraussetzungen auftreten:
- Blocking (Blockierung).
- Konditionierte Hemmung.
[Bearbeiten] Die Bedeutung des Rescorla-Wagner-Modells
Vor dem Rescorla-Wagner-Modell wurde mehrfach vergeblich versucht, ein mathematisches Modell zu entwerfen, das die Wahrscheinlichkeit vorhersagt, mit der der Organismus auf den Konditionierten Reiz die Konditionierte Reaktion zeigt. Sie alle konnten zwar die Grundform der Klassischen Konditionierung erklären, scheiterten aber an der Erklärung der Konditionierung mit mehr als zwei Reizen oder der Vorhersage spezieller Effekte. Das Rescorla-Wagner-Modell war nicht nur das erste, das alle bis dahin bekannten Effekte mathematisch erklären konnte, es konnte auch neue Effekte vorhersagen.
[Bearbeiten] Die Formel
Das Rescorla-Wagner-Modell gipfelt in der mathematischen Gleichung:
Dabei haben die einzelnen Variablen folgende Bedeutungen und Wertebereiche:
- A ist der Konditionierte Reiz (CS), bzw. einer der Konditionierten Reize, falls es mehrere gibt. A kann durch aussagekräftigere Wörter ersetzt werden; beispielsweise könnte man für eine spezielle Anwendung der Formel schreiben: ΔVLichtreiz(n).
- n ist die Anzahl der Konditionierungsdurchgänge. Somit kann n jede natürliche Zahl beliebiger Größe – inklusive der Null – sein.
- V ist die assoziative Stärke, also die Stärke der assoziativen Verbindung zwischen einem Konditionierten Reiz (CS) und dem Unkonditionierten Reiz (US). V ist ein mathematisches Wahrscheinlichkeitsmaß und nimmt reelle Werte zwischen 0 und 1 an. Somit ist:
- VA die assoziative Stärke des Konditionierten Reiz A,
- ΔVA die Zunahme der assoziativen Stärke des Stimulus A und
- ΔVA(n + 1) die Zunahme der assoziativen Stärke des Stimulus A zwischen dem n-ten und dem (n+1)-ten Durchgang.
- αA ist die Lernrate (konstant) des Stimulus A.
- βUS(n) ist die Lernrate (konstant) für den Unkonditionierten Stimulus.
- λUS(n) maximale mögliche Assoziation
[Bearbeiten] Aussagekraft des Modells
Das Modell sagt nicht nur die gewöhnliche Klassische Konditionierung mit einem oder mehreren Konditionierten Reizen korrekt voraus, sondern macht unter anderem insbesondere die folgenden Effekte vorhersagbar:
- Extinktion
- Blocking
- konditionierte Hemmung.
Problematisch sind Phänomene wie latente Hemmung, konfigurale Cue, spontane Erholung und assoziativer Bias.
[Bearbeiten] Quellen
- [1] R. A. Rescorla, A. R. Wagner: A theory of Pavlovian conditioning: Variations in the effectiveness of reinforcement and nonreinforcement. In A. H. Black, W. F. Prokasy (Editoren): Classical conditioning II: Current research and theory. Seiten 64-99. New York: Appleton-Century-Crofts. - Das Paper, in dem Rescorla und Wagner ihr Modell erstmals vorstellten.
[Bearbeiten] Weblinks
- The Rescorla-Wagner Model - Übungsbegleitendes E-Learning-Material des Tutoriums PY269 Human Associative Learning der School of Psychology der University of Queensland (Australien).