Rechtschreibfehler
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Ein Rechtschreibfehler (auch Fehlschreibung genannt) bezeichnet eine Schreibweise eines Wortes oder Satzzeichens, die laut der allgemein üblichen Orthographie falsch ist.
Die beiden Hauptursachen für Rechtschreibfehler sind Unachtsamkeit (im Fall von maschinengeschriebenen Texten Tippfehler genannt) und Unkenntnis der korrekten Schreibweise.
Da die Orthographie einer Sprache Änderungen erfahren kann (Beispiel: deutsche Rechtschreibung), muss in Einzelfällen bei der Beurteilung, ob ein Rechtschreibfehler vorliegt oder nicht, das Datum des Textes mit herangezogen werden.
In den meisten Fällen entsteht durch einen Rechtschreibfehler ein Wort, das es in dieser Schreibweise nicht gibt. Solche Rechtschreibfehler lassen sich in Computern mit vergleichsweise einfachen Mitteln automatisch finden, indem ein Rechtschreibprüfungsprogramm Wort für Wort eines Textes mit einem eingebauten Wörterbuch vergleicht. Manche Rechtschreibfehler können mit dieser Methode allerdings nicht gefunden werden, nämlich dann, wenn die Fehlschreibung für sich genommen ein gültiges Wort im Wörterbuch ist. Beispielsweise dürfte mit währe meist wäre gemeint sein, das Wort währe ist jedoch eine gültige Beugungsform des Wortes währen. Auch lassen sich durch puren Wortvergleich das Relativpronomen das und die Konjunktion dass nicht auseinanderhalten.
Weitere Wörter werden von solchen Programmen als fehlerhaft markiert, obwohl sie korrekt sind, da sie nicht im begrenzten Umfang des eingebauten Wörterbuches enthalten sind (z. B. Eigennamen oder Fachbegriffe).
In Zitaten ist es üblich, Schreibungen, die nach einem Tipp- bzw. Satzfehler aussehen, aber tatsächlich so im Original stehen, unkorrigiert zu lassen und mit sic oder sic! (lat. so) zu kennzeichnen.
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[Bearbeiten] Rechtschreibfehler in der deutschen Sprache
Die folgende Tabelle listet einige Beispiele für sehr häufige Rechtschreibfehler in der deutschen Sprache auf, die nicht im Zusammenhang mit der neuen deutschen Rechtschreibung stehen, da sie sowohl in der alten als auch der neuen Orthographie falsche Schreibweisen sind. Weitere häufige Rechtschreibfehler sind falsch gesetzte Apostrophe und fehlende Bindestriche bzw. Durchkopplungen.
Falsche Schreibweise | Richtige Schreibweise | Grund für die Fehlschreibung |
---|---|---|
agressiv | aggressiv | Assimilation nicht erkannt (lat. ag-gredi = heran-gehen) |
Analen | Annalen | "anal". Wortstamm bei "Annalen" ist jedoch "annum". |
Aquisition, aquirieren | Akquisition, akquirieren | ungewöhnliche Kombination "kq" |
assozial | asozial | Aussprache mit kurzem a |
Atrappe | Attrappe | im Deutschen unübliche Konsonantenverdoppelung vor der Betonung |
authorisiert | autorisiert | Englisch authorized |
Authorisierung | Autorisierung | Englisch authorization |
Billiard | Billard | Aussprache; billiard(s) ist die korrekte Schreibung im Englischen |
bischen | bisschen | "einfachere" Schreibweise |
brilliant | brillant | Aussprache; brilliant ist die korrekte Schreibung im Englischen |
desweiteren | des Weiteren | Zusammenschreibung von z. B. desgleichen |
detailiert | detailliert | Detail |
dilletantisch | dilettantisch | Aussprache; unübliche Konsonantenverdoppelung vor der Betonung |
Diphterie | Diphtherie | Ungewöhnliche Kombination: ph und th |
Diphtong | Diphthong | Ungewöhnliche Kombination: ph und th |
Extase | Ekstase | Anlehnung an andere Wörter mit "Ex..." |
fröhnen | frönen | Aussprache |
Gallerie | Galerie | Englisch gallery, Aussprache |
Gallionsfigur | Galionsfigur | Aussprache? |
Gebahren | Gebaren | Aussprache, das Wort hängt übrigens dennoch mit Bahre zusammen. |
Gradwanderung | Gratwanderung | Falsche Herleitung von "Grad" |
Gries | Grieß | historische Schreibung? |
gröhlen | grölen | Aussprache |
Häckchen | Häkchen | gängige, aber falsche Aussprache mit kurzem ä |
hälst | hältst | Aussprache |
Looser | Loser | Der lange u-Laut wird im Englischen oft "oo" geschrieben - in diesem Fall leitet sich das Wort jedoch von to lose (verlieren) ab |
orginal | original | Aussprache |
pieksen | piksen | Aussprache; dito piken -- kommt von Pike (Spieß) |
projezieren | projizieren | Aussprache, Wortverwandtschaft zu "Projektor" |
Reflektion | Reflexion | Falsche Substantivierung von "reflektieren", Englisch reflection |
Rückrad, Rückgrad, Rückrat | Rückgrat | Wortteil Grat nicht erkannt |
Rhytmus, Rythmus | Rhythmus | verwirrende Schreibung mit Rh und th, Eurythmie |
Schmand | Schmant | 99% Fehlschreibungen nach Duden! |
Seriösität | Seriosität | seriös |
Standart | Standard | Standarte, Aussprache |
Stehgreif | Stegreif | falsche Herleitung aus stehen und greif (korrekt: Steg-Reif = Steig-Ring d.h. Steigbügel) |
Sylvester | Silvester | Duden: "Häufige Fehlschreibung für Silvester", von lat. silva Wald |
Terrabyte | Terabyte | Terracotta etc. |
totlangweilig | todlangweilig | Aussprache |
totschick | todschick | Aussprache |
Tunier | Turnier | Aussprache (sinngemäß gleicher Fehler auch bei "Furnier", "furniert") |
vorraus | voraus | Trennung vo-raus nach neuer Rechtschreibung, dadurch falsche Herleitung aus vor und raus |
weis | weiß | "einfachere" Schreibweise ohne Doppel-s, falsche Herleitung von weise |
weißmachen | weismachen | Annahme der Herkunft von weiß (statt von weise) |
wiederspiegeln | widerspiegeln | wiederkehren etc. |
Im Zuge der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 sollte die deutsche Orthographie vereinfacht und die Regeln vereinheitlicht werden. Durch die oft mangelhafte Kenntnis der neuen Regeln entstanden jedoch einige neue Rechtschreibfehler. Der wohl häufigste ist der fehlerhafte Ersatz von ß durch ss nach einem langen Vokal oder einem Diphthong (z. B. Strasse, Gruss, ausser – korrekt heißt es weiterhin Straße, Gruß, außer – außer in der Schweiz und in Großbuchstabenschrift, wo es kein ß gibt).
Bis 1996 galt der Rechtschreibduden für die amtliche deutsche Rechtschreibung als maßgebend in allen Zweifelsfällen. Obwohl heute offiziell alle zugelassenen Wörterbücher im gleichen Maße gültig sind, gilt der Duden inoffiziell weiterhin als Referenz und wird herangezogen, um zu bestimmen, welche Schreibungen richtig sind.
[Bearbeiten] Abschätzen der Zahl von Schreibfehlern
Die Anzahl von Schreibfehlern in einem Text lässt sich leicht abschätzen. Entweder weiß man aus Erfahrung, wieviel Prozent p der falsch geschriebenen Worte ein erfahrener Korrekturleser erkennt. Oder man überprüft den Text zweifach. Findet man beim ersten Mal f1 Fehler, beim zweiten Mal f2 weitere Fehler, so enthielt der Text vor dem Korrekturlesen ungefähr eine Gesamtfehlerzahl f von:
- f= f1² /(f1-f2)
Für die Wahrscheinlichkeit p, Fehler zu finden, folgt:
- p= f1/f
Beispiel: Beim ersten Lesen werden f1=90 Fehler gefunden, beim zweiten Mal f2=9. Dann enthielt der Text ca. f=100 Fehler. Davon wurden 99 gefunden. Ungefähr ein Fehler verbirgt sich noch im Text. Mit der Wahrscheinlichkeit von p= 90%, Fehler zu finden, müsste der Text noch 1-2 Mal gelesen werden, um auch ihn auszubessern.
Das Abschreiben von Zahlenfolgen, z. B. Telefonbüchern, liefert wegen fehlender Redundanz der Sprache eine hohe Fehlerrate. Zur Verringerung der Fehler lässt man sie von zwei verschiedenen Personen abschreiben. Der Vergleich beider Texte löst die meisten Falschschreibungen auf. Unerkannt bleiben Fehler, die in beiden Texten gleichzeitig auftreten. Auch ihre Anzahl lässt sich statistisch abschätzen.
Seien p1, p2 die wahre Fehlerrate in beiden Texten, p1_b und p2_b die beobachtete Fehlerrate durch Vergleich beider Texte. Der unentdeckte Fehleranteil, das sind die Fehler, die gleichzeitig in beiden Texten gemacht wurden, beträgt:
- (1) p_unerkannt= p1*p2
Daraus leitet sich der beobachtete Fehler ab:
- (2) p1_b= p1 - p1*p2
- (3) p2_b= p2 - p1*p2
Aus beiden Gleichungen (2) und (3) lässt sich auf die wahre Fehlerrate p1 bzw p2 schließen, wenn nur die beobachteten Fehler zugänglich sind:
- (4) p1 = (1 + p1_b - p2_b)/2 - sqrt ((1 + p1_b - p2_b)²/4 - p1_b)
Beispiel: zwei schlecht abgetippte Texte werden verglichen. Sie weichen in p1_b = 8 % und p2_b = 18 % der Fälle vom Originaltext ab. Die Fehler, bei denen sich beide Texte vom Original unterscheiden, bleiben naturgemäß unentdeckt. Dann folgt aus (4): p1 = 10 % und der analogen Gleichung p2 = 20 %. Die Fehlerate von 10 % bzw. 20 % beider Texte lässt nach (1) 2 % der Fehler unentdeckt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Rechtschreibfehler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Deutschland sucht den Rechtschreibfehler
- Rechtschreibfehler in der Wikipedia (Artikel auf bildungsklick.de)
- Datenbank häufiger Rechtschreibfehler der deutschen Sprache
- Beliebte Rechtschreibfehler von A bis Z
- Häufige Rechtschreibfehler, ein Artikel über dass/das, seit/seid, Deppenapostroph, etc...
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