Raymond Martin

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Raymond Martin ist Verleger und Gründer des Volksverlags, der zu den ältesten und bekanntesten deutschen Comic-Verlagen zählt.

Raymond Martin wurde in der ersten Hälfte der 50er Jahren als zweites uneheliches Kind einer Nürnberger Fabrikarbeiterin geboren. Erstmals machte er 1971 von sich reden, als die Presse (Der Spiegel Nr. 33/1971 Titelgeschichte) über die Hippie-Kommune im fränkischen Kucha berichtete, die von Martin und Freunden 1970 gegründet worden war.

Die Kommune in Kucha gab sich als deutscher Zweig der amerikanischen Yippie-Bewegung, versuchte möglichst autonom auf einem Bauernhof zu leben. Neben eigener Landwirtschaft wurden in Kucha das von Martin 1969 gegründete Underground-Comic-Magazin U-Comix und ab 1971 das "Untergrund-Volksblatt" Pänggg in loser Folge vertrieben, alsbald auch (nicht lizenzierte) Nachdrucke oder selbst initiierte Übersetzungen der Bücher von Timothy Leary und insbesondere eine Vielzahl von Underground Comics jeglicher Art. Für die hauseigenen Produkte schuf man das Label UPN (Undefinierbare Produkte aus Nürnberg). Martin und Kommunarden übersiedelten in einen anderen Hof ins benachbarte Jobstgreuth und firmierten dort als UPN-Volksverlag, später nur noch als Volksverlag.

In Pänggg publizierte Martin Artikel über biologisch-dynamische Landwirtschaft, Haschisch, politische bzw. anarchistische Artikel und persönliche Inhalte. Raymond und seine wechselnden Partnerinnen zeigten sich auch häufig nackt vor der Kamera. Pänggg wurde bis 1976 mehrmals jährlich in einer Auflage von 5000 Stück publiziert. Der Herausgeber und seine Veröffentlichungen machten schnell Furore in der alternativen Szene, so dass Raymond Martin 1973 in der Stuttgarter Zeitung als "Deutschlands schönster und eitelster Revolutionär" bezeichnet wurde.

In der zweiten Hälfte der 70er und in der ersten Hälfte der 80er Jahre hat Martin mit seinen Comics und unzähligen Büchern zu Drogen, Ökologie und Bewusstseinsthemen die alternative Presselandschaft einzigartig geprägt. Ein Relaunch von Pänggg mit einer geplanten Auflage von 50000 Exemplaren scheiterte allerdings.

Zu Martins erfolgreichsten Comic-Magazinen wurden U-Comix, bei dem er selbst die Chefredaktion innehatte, und die deutsche Lizenzausgabe des französischen Magazins Schwermetall. U-Comix wurde ab 1980 monatlich veröffentlicht. Bisweilen erreichte das Heft Auflagen von mehreren 10000 Exemplaren. Martin machte dem alternativen deutschen Publikum Comiczeichner wie Robert Crumb, Richard Corben, Moebius oder Gilbert Shelton zugänglich, die inzwischen breite Popularität und legendären Ruf erlangt haben.

1984 war Raymond Martin auf dem ersten Comic-Salon, einer inzwischen traditionsreichen Comic-Fachmesse in Erlangen, noch der alternative Gegenpol zum Marktführer Carlsen Comics, jedoch ging Raymonds Volksverlag kurz darauf Pleite und an die Alpha-Mediengruppe über.

Martin Raymond ist jedoch bis heute weiter mit dem Raymond Martin Verlag publizistisch tätig, wohin er auch die Rechte an zahlreichen früheren Veröffentlichungen übernommen hat.

Publikationen von Raymond Martin sind wiederholt ins Visier der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften geraten. Teils waren freizügige erotische Comics Stein des Anstoßes, teils "sozialethische Verwirrung" durch die Propagierung von Drogen, im speziellen von halluzinogenen Pilzen. Ihm gelang es mehrfach, durch technisch, aber nicht inhaltlich veränderte Nachdrucke, die Indizierung zu umgehen. So hat er 1991 ein indiziertes Buch über Rauschpilze unbeanstandet in vier Broschüren aufgeteilt neu aufgelegt.

Zu den aktuellen Projekten Raymond Martins zählt die Pflege des Nachlasses des Malers Mati Klarwein sowie der Betrieb eines Headshops mit Comic-Versandhandel.