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Pinchas

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Pinchas (auch Pinhas, Pinehas oder Phineas) ist ein gängiger männlicher jüdischer Vorname und lautet übersetzt: „der Eiferer". Der Name leitet sich von Pinchas, dem erbberechtigten Sohn Eleasars und Enkel Aarons (Ex 6,25) in der Bibel her. Dieser war nach Numeri 25 ein Neffe Moses und Priester von Israel während der Wüstenzeit. Von ihm leiteten sich alle späteren Angehörigen des Priesterstamms der Leviten her.

Pinchas tötete den Israeliten Simri und seine midianitische Gespielin Kosbi beim Liebesakt, um JHWHs Zorn über den Götzendienst zu besänftigen. Diesen begingen die Israeliten nach biblischer Darstellung in Moab, als sie sich an interreligiöse Ehen und Synkretismus hingaben. Dies verurteilte die biblische Geschichtsschreibung als Abfall von Gott und damit Bruch des 1. Gebots.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die biblische Erzählung von Pinchas, dem Eiferer

Während eines Aufenthalts bei Schittim im Jordantal nahe Jericho - dem damaligen Gebiet der Moabiter, eines der in Kanaan vor Israel beheimateten Völker - begannen die Israeliten, zu huren mit den Töchtern der Moabiter (v. 1). Diese Frauen hätten die Männer dazu verleitet, ihren Göttern zu opfern und diese anzubeten. Genannt wird Baal-Peor, einer der männlichen Fruchtbarkeitsgottheiten Kanaans.

Diese Hinwendung zu fremden Göttern weckt JHWHs Zorn, der die Hinrichtung all der „Oberen" verlangt, die sich des Götzendienstes schuldig gemacht haben. Gemeint sind offenbar - analog zur Geschichte vom „Goldenen Kalb", Ex. 32 (v. 27) - die Priester selbst, die hier für den Abfall des Volkes verantwortlich gemacht werden.

Nachdem die religiösen Führer befehlsgemäß umgebracht wurden, herrscht Trauer in der vor der Stiftshütte versammelten Gemeinde Israel. In dieser Lage wagt es ein Israelit, seine fremdländische Frau, eine Midianiterin, vor den Augen des Volkes mitzubringen. Dies weckt den Eifer des Pinchas, der dem Mann nachgeht und das Paar in seinem eigenen Haus mit einem Spieß durchbohrt: Da hörte die Plage auf unter den Kindern Israel. (v. 8)

Pinchas wird im Text für seinen Mord gelobt, da er damit die Plage, die ganz Israel dahinzuraffen drohte, abgewandt habe. Zum Lohn erhält der Enkel des obersten Priesters die Zusage JHWHs:

Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens, der ihm und seinen Nachkommen das ewige Priestertum zuteilen soll, weil er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israels Sühne geschafft hat.

Die folgenden Verse nennen die Namen der Ermordeten: Der Mann war Simri, ein Anführer der „Simeoniter", also eines israelitschen Stammes, der sich auf Simeon (einen der zwölf Söhne Jakobs) zurückführt; die Frau war Kosbi, Tochter eines Sippenoberhauptes unter den Midianitern. Der Abschlussvers bekräftigt JHWHs Befehl, Rache an ihnen zu üben für die hinterhältige List, mit der sie Israel zum Abfall von seinem Gott verführt hätten.

Diese Rache wird dann in Num 31 geschildert: Dort erscheint Pinchas als priesterlicher Begleiter des gesamten Heeres Israels von 12.000 Mann. Geschildert wird dann die Vollstreckung des „Banns" an den Midianitern: Demnach töteten die Israeliten alle ihre wehrfähigen Männer, raubten ihr Vieh, ihre Frauen und Kinder und verbrannten ihre Städte (v. 9f), wie es dem damaligen Gesetz entsprach. Mose verlangte hier aber darüberhinaus, auch alle Jungen und bereits verheirateten Frauen zu töten, da sie am Götzendienst des Baal-Peor und der daraus folgenden Plage Schuld gewesen seien. Anschließend wird von der vorschriftsmäßigen Verteilung der Beute berichtet.

[Bearbeiten] Historischer Hintergrund

Die Geschichte ist für neuzeitliche Ohren eine kaum verhüllte, massive Rechtfertigung von Mord an Andersgläubigen. Pinchas wird gerade wegen seines Mordes als Vorbild des „Eifers" für den wahren Gott dargestellt. Sein Mord ist nur der Auftakt für den Massenmord an einem ganzen benachbarten Volk. Deswegen wird das von ihm abstammende Priestergeschlecht auf "ewig" mit göttlichem Segen ausgestattet.

Die historischen Umstände dieser Geschichte liegen im Dunkeln. Sie enthält eine Reihe von Ungereimtheiten:

  • Der Tötung der Priester als Strafe für den Abfall des Volkes widerspricht, dass Pinchas offenbar übrig blieb, um die Ursache der Plage Israels zu beseitigen.
  • Die Moabiter zu Anfang werden nicht mehr erwähnt, sondern am Ende mit den Midianitern als Verehrern des „Baal-Peor" gleichgesetzt. Dies ist wahrscheinlich eine sekundäre literarische Überarbeitung, da die Moabiter ursprünglich das fruchtbare Jordantal, die Midianiter dagegen die Wüste Sinai besiedelten.
  • Das deuteronomische Gesetz (Dtn 20, 10-15) begrenzt den Bannbefehl entgegen der älteren Fassung (Num 3,6) ausdrücklich auf die wehrfähigen Männer, nimmt die Frauen aus und verlangt vorherige Friedensverhandlungen. Offenbar waren diese Gesetze in der priesterlichen Überlieferung, der der Pinchas-Text zuzuordnen ist, noch unbekannt, oder es bestand keine Einigkeit über ihre Anwendung. Die rigorosere Auslegung hätte sich hier dann auf einen direkten Befehl Moses zurückgeführt.

Israels Verhältnis zu den Midianitern war nach der Bibel ursprünglich eng und freundschaftlich: Sie retteten Mose nach seiner Flucht aus Ägypten vor dem Verdursten (Ex 2,16ff). Er selbst heiratete dann eine Midianiterin - noch dazu die Tochter des midianitischen Priesters. In seinem Land, am Gottesberg der Midianiter, lernte er den wahren Gott Israels, den Befreier aus der Sklaverei kennen (Ex 3). Mose hätte sich damit nach den kultischen Vorstellungen der Pinchaserzählung ebenfalls des Götzendienstes schuldig gemacht und hätte demgemäß umgebracht werden müssen.

Der genannte Baal-Peor gibt dagegen einen Hinweis auf den tatsächlichen Hintergrund: Er liegt in einer späteren Zeit, als der Synkretismus zwischen JHWH-Kult und Baalskult im bereits besiedelten Land Kanaan tatsächlich zum Problem für die religiöse Identität Israels geworden war. Dies war nach dem Zerfall des davidischen Großreichs im Nordreich Israel der Fall. Die Vermischung mit den fremdländischen Frauen steht für das Zusammenleben mit den Kanaanäern und die Identifikation ihrer Götter mit Israels Gott, die damals gang und gäbe war. Offenbar konnte eine bestimmte Richtung der Priester, die sich auf Aaron zurückführten, darin nur eine existenzielle Bedrohung ganz Israels erkennen, die eine Radikallösung verlangte.

Dies könnte auf die Prophetenkreise um Elija und Elischa verweisen, die die Trennung zwischen JHWH und Baal unter den Omriden (ab 878 v. Chr.) durchsetzten. Denn auch dort wird eine ausländische Frau, die phönizische Königin Isebel, Gemahlin des Königs Ahab, für den Götzendienst verantwortlich gemacht.

Pinchas wurde zum Typos des "Eifers" für den wahren Gott: Auf ihn beriefen sich in ihren Befreiungskämpfen gegen Fremdkulte und ausländische Unterdrückung später auch die Makkabäer und Zeloten. Sogar Jesus von Nazaret wurde aufgrund seiner Tempelreinigung von den Urchristen in diese Tradition gestellt:

Seine Jünger gedachten daran, dass geschrieben steht (Ps 69,10): 'Der Eifer um mein Haus hat mich gefressen.'

Dieser Eifer stand jedoch im Gegensatz zu dem des Pinchas nicht in einem mörderischen Kontext, sondern sollte die Trennung zwischen Israeliten und Ausländern, die der Jerusalemer Opferkult aufrichtete, durch das Verjagen der Opferhändler - also derer, die den Nachfahren des Pinchas bei der „ewigen" Fortsetzung des Opferkults halfen - symbolisch gerade aufheben.

[Bearbeiten] Wirkungsgeschichte

Der Mord des Pinchas an einem Liebespaar wegen einer religiös verbotenen interreligiösen Ehe hat Rassisten oft zur Rechtfertigung von Lynchjustiz gedient. In den USA ermorden in seinem Namen seit einigen Jahrzehnten US-amerikanische christliche Fundamentalisten Afroamerikaner und Homosexuelle. Auch in anderen Teilen der Welt wird die Namensform Phineas als Deckname oder Spitzname in rassistischem Kontext verwendet.

[Bearbeiten] Andere Namensträger

  • Pinchas, Sohn Elis ist im 1. Buch Samuel als Sohn des Priesters Eli erwähnt. Er stahl zusammen mit seinem Bruder Hofni Opfergaben von Pilgern und verkehrte als Priester mit Prostituierten am Heiligtum. Er soll deshalb aus Strafe im Kampf gegen die Philister gestorben sein. Seine Frau brachte nach seinem Tod ihren Sohn Ikabod zur Welt.
  • Pinchas Lapide ist ein deutscher Theologe des liberalen Judentums, der mit Veröffentlichungen zu Jesus von Nazaret und als Gesprächspartner des Jüdisch-Christlichen Dialogs hervorgetreten ist.
  • Phineas Phreak ist einer der drei Freak Brothers aus dem gleichnamigen comic von Gilbert Shelton.
  • Phineas Parkhurst Quimby (1802-1866) war ein US-amerikanischer Heilpraktiker, der im Zuge der Erweckungsbewegung in den Südstaaten der USA die Neugeist-Bewegung vertrat. Er bezog sich auf den Geist Gottes als heilenden Allgeist, den er als alles beseelendes Prinzip von Harmonie und Güte auffasste. Übel und Krankheit im Leben des Menschen seien Folgen negativen Denkens. Nur »richtiges«, Gott bejahendes Denken könne Körper und Seele heilen. Damit nahm Quimby zentrale Glaubenssötze in der heutigen Esoterik und die Parole Positives Denken bereits vorweg.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

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