Piaveschlachten
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Unter dem Begriff Piaveschlacht versteht man in erster Linie den Versuch Österreich-Ungarns, im Juni 1918 doch noch eine Entscheidung im Krieg gegen Italien herbeizuführen. Im weiteren Sinn sind unter dem Plural Piaveschlachten drei Schlachten gemeint, die am unteren Piave (dt: Ploden) ausgetragen wurden:
[Bearbeiten] Erste Piaveschlacht
Die erste Piaveschlacht im November und Dezember 1917 war zugleich das Ende der zwölften Isonzoschlacht, auch Schlacht von Karfreit genannt. Der deutsch-österreichische Durchbruch am oberen Isonzo kam erst am Piave zum Stillstand. Dabei wurde die 2. italienische Armee geschlagen. Um einer Einkesselung zu entgehen, musste sich die 3. Armee unter Herzog Emanuel von Aosta vom unteren Isonzo zum Piave zurückziehen, die 4. Armee von den Dolomiten zum Monte Grappa, welcher vom Generalstabschef Luigi Cadorna aber schon vorher für alle Fälle zu einem sichernden Eckpfeiler zwischen der Hochebene von Asiago und dem Piave ausgebaut worden war. Die erste Piaveschlacht begann am 10. November 1917 mit einem Angriff von Belows im Tiefland und bei Asiago, den die Italiener trotz der enormen Verluste nach Karfreit (über 300.000 Mann und 3.000 Geschütze) auch dank der rechtzeitig gesprengten Brücken und dank des Hochwassers bis zum 26. November erfolgreich abwehren konnten (bei Zenson, an der Piavemündung und an anderen Stellen gelang von Below jedoch die Bildung von Brückenköpfen auf dem Westufer, die z.T. erst in der zweiten Piaveschlacht verloren gingen). Nach Einstellung dieses Angriffs versuchten die Mittelmächte bei Asiago und am Monte Grappa vom 4. bis zum 23. Dezember 1917 einen Durchbruch von den Bergen aus zu erzwingen, was aber erneut am italienischen Widerstand scheiterte. Während dieser Piaveschlacht kämpften auf italienischer Seite noch nicht wehrpflichtige Männer des Jahrgangs 1899 und von den Schiffen der italienischen Marine geholte Matrosen (San-Marco-Regiment). Auf den Entente-Konferenzen von Treviso (30. Oktober 1917), Peschiera (8. November 1917) und Rapallo (15. November 1917) sagten Frankreich (Foch widerwillig) und Großbritannien die Entsendung von ca. 10 Divisionen zu, welche insgeheim dazu vorgesehen waren, die deutschen und österreich-ungarischen Verbände nach einem evtl. Durchbruch am Piave in der Poebene abzufangen und in den Westalpen zu stoppen, wo eine neue Front aufgebaut werden sollte. Die britischen und französischen Divisionen blieben in der ersten Phase der Piaveschlacht zwischen Brescia, Mantua und der Brenta in Reserve. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die Italiener (in Unterzahl und ohne das nach Karfreit verlorene Material) am Piave und auf dem Grappa die Front doch halten konnten, verlegte man die fünf britischen Divsionen am 24. November an die Piavefront, die sechs französischen kamen erst ab dem 5. Dezember zum Einsatz, u.a. auf dem Monte Tomba. Auf die erste Piaveschlacht folgte Ende Januar 1918 eine begrenzte italienische Gegenoffensive nördlich von Vicenza. Briten und Franzosen zogen im März 1918 sechs ihrer insgesamt elf Divisionen wieder aus Italien ab. Auch die Deutschen verlegten ihre Truppen an die Westfront.
Ernest Hemingway war als Freiwilliger an der Italienfront und verarbeitete seine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen zusammen mit Berichten von Verwundeten in seinem Roman A Farewell to Arms (dt. "In einem andern Land").
[Bearbeiten] Zweite Piaveschlacht
Die zweite Piaveschlacht begann am 15. Juni 1918 mit einer großangelegten österreichischen Artillerievorbereitung von der schweizer Grenze bis zur Adria. Der Schwerpunkt des österreichischen Angriffs lag auf der Hochebene von Asiago, am Grappa und am unteren Piave, doch in diesem südlichen Hauptoperationsraum fehlte eine eindeutige Schwerpunktsetzung. Österreichische Brückenköpfe am Westufer des Piave, vor Treviso, mussten unter schwerem italienischen Artilleriefeuer zurückgenommen werden. Auch der seit November 1917 an der Piavemündung bis zur Lagune von Venedig bestehende Brückenkopf hielt nicht stand. Schwer gekämpft wurde auf dem Montello, einem Hügel beim Austritt des Piave aus den Alpen, sowie besonders auch auf dem Monte Grappa und dem benachbarten Col Moschin. Dort gelang es den Italienern erst durch den Einsatz von Spezialkräften des IX. Korps einen österreichischen Durchbruch ins Tiefland zu verhindern. Die ausgemergelten Soldaten der Donaumonarchie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, weil sie wussten, dass es ihre letzte Chance war, den Krieg doch noch erfolgreich und vor allem schnell zu beenden. Aber auch die italienischen Soldaten gaben alles, denn es ging jetzt nicht mehr um einen Durchbruch am Isonzo, sondern um die Verteidigung des eigenen Landes. Schließlich blieb der österreichische Angriff im italienischen Abwehrfeuer stecken. Die Schlacht endete am 22. Juni 1918.
[Bearbeiten] Dritte Piaveschlacht
Die dritte Piaveschlacht (Schlacht von Vittorio Veneto) begann am 24. Oktober 1918 und endete am 3. bzw. 4. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Villa Giusti bei Padua. Obwohl die Donaumonarchie bereits in Auflösung begriffen war, kämpften ihre Soldaten bis zum Ende. Die Überwindung des Piave im Tiefland war für das italienische Heer zunächst mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Hochwasser zerstörte etliche Brücken der Pioniere. Doch der sichelartige Schnitt auf Vittorio Veneto (der Namenszusatz "Veneto" kam erst 1923 dazu) bedeutete für die K.u.K. Armee das Ende. Auf dem Monte Grappa verteidigten die österreichischen Truppen ihre Stellungen bis zuletzt. Italien hatte nach eigenen Angaben in dieser letzten Schlacht knapp 40.000 Tote und Verwundete zu beklagen, davon fiel ein Großteil rund um das Grappa-Massiv.
siehe auch: Gebirgskrieg 1915–1918