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Philosophia perennis

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Die Philosophia perennis (lat. immerwährende Philosophie) oder „Philosophia perennis et universalis“ bezeichnet Aussagen (etwa in Form von Prinzipien), die ewige, unveränderliche und universal gültige Wahrheiten über die Wirklichkeit, speziell den Menschen, die Natur und den Geist ausdrücken. Vertreter der Philosophia perennis halten solche Aussagen prinzipiell für möglich und versuchen teilweise selbst diese zeitgemäß zu formulieren. Unterschiede zwischen verschiedenen Richtungen gibt es in der Ansicht, auf welchem Weg man diese Wahrheiten erhalten kann.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Der Begriff wurde im 16. Jhd. vom italienischen Bischof Augustinus Steuchus geprägt. In seinem Buch „De perenni philosophia libri X“ (Lyon, 1540) bezeichnet die Philosophia perennis „diejenigen Grundwahrheiten, die bei allen Völkern zu allen Zeiten vorhanden sein und zusammen die eine Wissenschaft aus dem einen Prinzip (Gott) ausmachen sollen.“

Die heutige Bedeutung des Begriffes wurde besonders von Leibniz geprägt. Er verstand seine Beiträge zur Philosophia perennis als einen zeitgemäßen Ausdruck ewiger und universaler Geist- und Naturgesetze. Ewige Wahrheiten werden seiner Auffassung nach nicht entwickelt, sondern sind von „den Alten“ schon vollständig ausgedrückt worden. Aufgabe der Philosophia perennis in diesem Sinn sei es die Gemeinsamkeiten der Weisen, Propheten und Mystiker zu allen Zeiten und in allen Kulturen herauszuarbeiten und zeitgemäß zu formulieren[1]. Als Vertreter der Philosophia perennis in dieser Tradition werden auch die Philosophen Baruch Spinoza und Giordano Bruno bezeichnet.

Vertreter der Neuscholastik der katholischen Kirche sahen Ende des 19. Jhd. die „ewigen Grundwahrheiten“ schon in der Synthese der platonischen und aristotelischen Philosophie, der christlichen Offenbarungslehre sowie der Lehre vom Logos durch Thomas von Aquin vollständig beschrieben. Die Philosophia perennis wird hier somit als ein dogmatisches Lehrgebäude der scholastischen „Vernunftreligion“ verstanden (vgl. auch Natürliche Theologie).

[Bearbeiten] Die Philosophia perennis zwischen Philosophie, Religion und Mystik

Für viele christliche Philosophen war und ist die Philosophia perennis aber eher ein allgemeiner thematischer Rahmen[2]. Zur Begrenzung der universal gültige Wahrheiten ist es nach Karl Rahner entscheidend zunächst das Verhältnis von Philosophie, Theologie (göttlicher Offenbarung) und mystischer Erkenntnis zu klären und ihren Beitrag zur Formulierung von Wahrheit zu bestimmen. Das wird besonders im Verhältnis von Absolutem und Relativem oder vom Ewigen zum Zeitlichen in der Geschichte der Philosophie deutlich. Die Ausarbeitung absoluter Wahrheiten, aber auch die Frage, ob dies überhaupt möglich ist, ist eine grundlegende Frage der Metaphysik und der Epistemologie (bzw. Erkenntnistheorie).

Seit dem 19. Jhd. versuchen auch die Anthropologie und die vergleichende Religionswissenschaft Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und Religionen zu entdecken und allgemeine Prinzipien abzuleiten. Die Mystikerin Helena Blavatsky postulierte in ihrer Theosophie das Vorhandensein einer Ur-Religion, die heute esoterisch verborgen den „exoterischen Religionen“ zugrundeliegt.

Die Formulierung der absoluten Wahrheiten soll nach Hans Meyer in einem philosophisch-wissenschaftlichen, kontinuierlichen Prozess aus einem gesicherten Fundament heraus vollzogen werden können[3]. Die Philosophia perennis wird in diesem Sinn durch ein organisches Wachstum in einem gesellschaftlichen und intellektuellen Diskurs entwickelt. Diese Position wird heute jedoch außerhalb der Neuscholastik kaum noch vertreten, da an der Möglichkeit ein gesichertes und allgemeingültiges Fundament in die Philosophie einzuführen von vielen Seiten Zweifel geäußert werden.

Für Aldous Huxley ist die Philosophia perennis die „konvergierende religiöse Weisheit aller Kulturen“[4]. Auch das neuerwachte Interessen an esoterischem Wissen in der zweiten Hälfte des 20. Jhd. trug dazu bei, die Philosophia perennis eher mystisch als philosophisch zu verstehen. Bei Ken Wilber ist sie der esoterische oder innere Kern der Weisheitsreligionen[5], wobei er feststellt, dass diese Kernaussagen erst ab dem 6. Jhd. v. Chr. in den Kulturen nachweisbar sind.

Vertreter einer Philosophia perennis im Sinne von Leibniz sind überwiegend auch Anhänger einer Emanationslehre oder - innerhalb der jüdisch-christlichen Religionsphilosophie - der Lehre vom Logos als Ausdruck der göttlichen Vollkommenheit in der Welt. Wird aus der Philosophia perennis ein philosophisches Lehrgebäude entwickelt, so steht dieses bewußt und begründet in einem Widerspruch zur überwiegend rationalistischen, empirischen und positivistischen Auffassung in der modernen Wissenschaftsphilosophie. Aus diesem Grund wird auch der bloße Versuch, „ewige Wahrheiten“ über die kulturellen und zeitlichen Unterschiede der religiösen und philosophischen Traditionen hinweg zu ermitteln, häufig kritisch gesehen. Dies geschieht oft auch mit dem Hinweis auf die lange Reihe von Kirchenspaltungen und Religionskriegen in der Geschichte der Religionen. Vertreter der Philosophia Perennis argumentieren dagegen, dass eine ernsthafte und durchgängige Bestreitung ewiger Wahrheiten nicht möglich ist, da sie in die Selbstwidersprüchlichkeit des Relativismus und Subjektivismus führt.

[Bearbeiten] Die Quellen der Philosophia perennis

Quellen der Philosophia perennis sind neben den einschlägigen antiken und vor allem scholastischen Quellen der Philosophie auch zum Teil die mystisch-esoterischen Traditionen der Hochreligionen und ihre allgemein verwendeten Schriften, wie die Theosophie, die christliche Mystik oder der Sufismus im Islam. Darunter auch die kanonisierten und apokryphen Texte der Religionen wie die Bibel, der Koran oder die hinduistischen Veden. Daneben werden „heidnische“ Propheten wie Hermes Trismegistos, Zarathustra, Pythagoras oder Plotin ohne prinzipiellen Unterschied ebenso als Vertreter der Philosophia perennis gesehen.

[Bearbeiten] Aussagen und Prinzipien

Einige Kernaussagen der Philosophia perennis sind:

  • Das Sein besteht aus unterschiedlichen ’’Dimensionen’’ wie Materie, Seele und Geist oder Bewusstsein (wobei verschiedene Traditionen hier noch deutlich stärker differenzieren).
  • Der Mensch besitzt eine Doppelnatur aus empirischem Leib und unsterblicher Seele; er ist ganz Mensch und gleichzeitig Ebenbild Gottes.
  • Die Hauptaufgabe im Leben des Menschen ist, die Einheit mit Gott konkret zu verwirklichen.
  • Die Wirklichkeit ist ein „Ganzes“; alles steht mit allem in einem Zusammenhang, da alles Seiende auf das Sein selbst, d.h. Gott, zurückgeht.
  • Gott ist zugleich der Urgrund allen Seins und das Höchste Ziel; sowohl immanent als auch transzendent.
  • Die absolute Wahrheit kann erfahren bzw. erkannt werden, aber nicht erschöpfend ausgesprochen oder formuliert werden.

[Bearbeiten] Quellen

  1. G.W. v. Leibniz, Brief an Des Bosses, 24. Dez. 1707 (II, 344)
  2. Nicolai Hartmann, Der philosophische Gedanke und seine Geschichte
  3. Hans Meyer, Das Wesen der Philosophie, 1936
  4. Aldous Huxley, The perennial Philosophy, 1945
  5. Ken Wilber, Das Wahre, Schöne, Gute S. 54ff.

[Bearbeiten] Literatur

  • Aldous Huxley: Die ewige Philosophie, Serie Piper 1987
  • Zundel/Loomans, Hrsg.: Psychologie und religiöse Erfahrung, Herder 1994
  • Wilhelm Schmidt-Biggemann, Philosophia perennis. Historische Umrisse abendländischer Spiritualität in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit. Frankfurt a. M. 1998.

[Bearbeiten] Web-Links

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