Orkneyinga saga
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Die Orkneiyinga saga erzählt die Geschichte der ersten norwegischen Jarle auf den Orkneys.
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[Bearbeiten] Überlieferung
Die älteste Handschrift besteht aus 3 Fragmenten, von denen das größte von 1300 stammt und 18 Blätter umfasst. Im Flateyabok ist die gesamte Geschichte überliefert und zwar in Form von Interpolationen in und Hinzufügungen zu den zwei Olavssagen (Ólafs saga helga und Ólafs saga Tryggvasonar). Von den Papierhandschriften ist insbesondere eine von 1615 bedeutungsvoll. Es handelt sich um die Abschrift einer Übersetzung, die um oder kurz nach 1570 wohl in Norwegen nach einem sehr alten isländischen Pergament angefertigt worden ist, das später unvollständig nach Kopenhagen gelangte, wo es 1728 verbrannte. Diese Übersetzung befindet sich heute in Stockholm. Eine zweite Abschrift ist die von Ásgeir Jónsson von diesen Fragmenten des Pergaments, die vom Brand gerettet wurde. Der Text des Flateyabok kann an vielen Stellen mit diesen Texten korrigiert werden.[1]
Unter anderem aus der Übersetzung ist zu ersehen, dass der ursprüngliche Text mit Svein Ásleifarsons Fall ca 1171 endete. Das letzte Kapitel der Flateya-Version endet mit Jarl Jón Haraldsson (+ 1231) und ist später hinzugefügt worden.
Es wird als unwahrscheinlich angesehen, dass die vorhistorische Einleitung mit den genealogischen Angaben in der ursprünglichen Fassung gestanden hat. Auch dieser Teil wurde später hinzugefügt.[2]
Es ist offensichtlich, dass Snorri Sturluson bei seiner Niederschrift des Ólafs saga helga die Orkneyinga saga gekannt hat. Er nannte seine Quelle Jarla saga oder Jarlar sögur. Wahrscheinlich hieß der ursprüngliche Titel Orkneyinga jarla saga. Als Snorri später das erste Drittel der Heimskringla schrieb, änderte er seine Darstellung, und diese Änderungen haben auch die Revision des Textes der Orkneyinga saga veranlasst. Neben der Einleitung und den letzten Kapiteln änderte er auch Kap. 13 - 19, die er von Óláfs saga helga übernahm, so dass die ursprünglichen Fassungen verloren sind, da sie auch in den anderen Überlieferungen nicht vorkommen, sondern nur in der Übersetzung. Dies wurde zum ersten Mal von Sigurður Nordal 1913 bewiesen.
Die ursprüngliche Orkneyja saga baute auf die isländische Überlieferung, die auf der Skaldendichtung beruhte, besonders auf Árnorr jarlaskálds Þorfinnsdrápa, spätere Ereignisse bauen auf das, was man auf den Orkneys noch wusste.
Die Angaben der Saga sind nicht immer zuverlässig. So wird eine Christianisierung der Orkneys Olav Tryggvason (+ 1000) zugeschrieben. Ausgrabungen zeigten, dass es zu seiner Zeit dort bereits Kirchen gab (Lit.: Barrett (2000) und Morris/Emery (2003)).[3] Auch die in der Saga genannten Ortsnamen (z.B. Papey) belegen ältere christliche Tradition.[4]
[Bearbeiten] Inhalt
Die ersten drei Kapitel behandeln die Abstammung der Orkadenjarle von einem sagenhaften König Fornjótr aus dem hohen Norden Skandinaviens. Er stellt insofern eine Besonderheit dar, als sie der Sitte mittelalterlicher Genealogien, die Herrschergeschlechter auf Troja zurückzuführen, nicht folgen (Lit.: P. Meulengracht Sørensen (2001)). Mit der Heerfahrt Harald Hårfagres nach den Orkneys beginnt dann die historische Zeit. Danach hat Haralt Røgnvaldur Brúsason zum Jarl über die Orkneys eingesetzt, der die Herrschaft an seinen Bruder Sigurður weitergab. Nach dessen Tod in Schottland bestimmt er seinen Sohn Einar zum Jarl. Im Kampf mit den Söhnen Harald Hårfagres fällt Røgnvald. Es kommt zu langen Kämpfen zwischen seinen Nachkommen und den Nachfolgern Harald Hårfagres um die Herrschaft auf den Orkneys (bis Kap. 12). In dieser Zeit zwingt Olav I. Tryggvasson Jarl Sigurd zur Taufe. Während der Herrschaftszeit Olafs des Heiligen teilen sich die Brüder Sumarliði, Brúsi und Einar die Herrschaft. Als nach dem Tod Sumarliðis dessen Sohn Þorfinnur ein Drittel der Herrschaft nach seinem Vater beansprucht, kommt es zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Einar von einem Mann Þorfinnurs erschlagen wird. Brúsi will nun die Hälfte der Orkneys und ersucht, als ihm das nicht zugestanden wird, den norwegischen König um Vermittlung. König Olaf betrachtet aber die Orkneys als Kronbesitz des norwegischen Königs, der nur treuen Gefolgsleuten als Lehen gegeben wird. Þorfinnur stirbt bei Verwandten in Schottland und der König zwingt Brúsi unter Androhung des Todes, seiner Rechtsauffassung zuzustimmen, und übernimmt die Alleinherrschaft über die Orkneys. König Magnus der Gute überträgt Brúsi ein Drittel der Orkneys als Lehen, ein Drittel kommt an Þorfinnur, ein Drittel behält der König für sich. Die Folgezeit ist durch die Auseinandersetzung zwischen den Orkadenjarlen, die teilweise gleichzeitig auch Lehensmänner des schottischen Königs sind, und den norwegischen Königen bestimmt. Dabei geht es um zwei Faktoren: Die Orkadenjarle wollen nicht Lehensmänner des norwegischen Königs werden, zum einen, weil sie (jedenfalls zum Teil) bereits Lehensmänner des schottischen Königs mit Lehen in Schottland sind und nicht in einen Loyalitätskonflikt geraten wollen, zum anderen, weil sie den Vertrag zwischen König Ólaf und Brúsi als unter unmittelbarem Zwang geschlossen für nichtig ansehen. Eingeflochten ist auch eine Fahrt eines späteren Jarls Røgnvald nach Byzanz, wobei offenbar der Ruhm Sigurd Jorsalfaris den Ansporn gab. Die Darstellung endet in der Zeit der Auseinandersetzung zwischen König Sverre und dem Gegenkönig Sigurd Magnusson am Ende des Bürgerkriegs in Norwegen (siehe Geschichte Norwegens) und der verlorenen Schlacht vor Bergen 1194, wo Sigurd und die Jarle von den Orkneys fielen. Anschließend wird nur noch berichtet, dass Jón Haraldsson alleiniger Jarl über die Orkneys wurde.
[Bearbeiten] Fußnoten
[Bearbeiten] Literatur
- Walter Baetke: Die Geschichten von den Orkaden, Dänemark und der Jomsburg. In der Reihe Thule -Altnordische Dichtung und Prosa Bd. 19. Darmstadt 1966
- J.H. Barrett et. al.: Radiocarbon dating and marine reservoir correction of Viking Age Christian Burials from Orkney. In: Antiquity 74 (2000), S. 537-543.
- C.E. Batey: Orkneyinseln. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 22 (2003) S. 215 - 217.
- Finnbogi Guðmundsson: Orkneyinga saga. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelader. Kopenhagen 1967. Sp. 699 - 702.
- Preben Meulengracht Sørensen : The Sea, the Flame, and the Wind. The Legendary Ancestors of the Earls of Orkney. In: Peder Meulengracht Sørensen, At fortælle Historien. Fortelling Historiske Studier i den gamle nordiske litteratur. Studies in Old Norse Litteratur. (2001).
- C.D. Morris, N. Emery: The chapel and enclosure on the Brough of Deerness, Orkney: survey and excaviations, 1975 - 1977. In: Proceedings Society Antiquities Scotland 116 (1986) S. 301 - 374.
- W.F.H Nicolaisen: Orkneyinseln. In Realenzyklopädie der Germanischen Altertumskunde Bd. 22 (2003) S. 214 - 215.
- W.F.H Nicolaisen: Imitation and Innovation in the Scandinavian Place-Names of the Northern Isles of Scotland. In: Nomina 11 (1987) S. 75 - 85.
- Stefanie Würth, Orkneyinga saga. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 22 (2003), S. 210 - 214.