Moritz Gottlieb Saphir

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Moritz Gottlieb Saphir, eigentlich Moses Saphir (* 8. Februar 1795 in Lovasbéreny (bei Székesfehérvar), † 5. September 1858 in Baden bei Wien), war ein österreichischer Schriftsteller.

Saphir ist der Sohn des Krämers Gottlieb (eigentl. Israel) Saphir und dessen Ehefrau Charlotte Brüll. Während der Regentschaft Kaiser Josephs II. wurde allen jüdischen Untertanen ein Familienname verordnet und somit war Saphirs Vater der erste, der diesen Namen trug. Saphir wird von seiner Familie auf die Talmudschule nach Pressburg geschickt, um Rabbiner zu werden. Mit dreizehn Jahren hat sich Saphir darüber derart mit seiner Familie zerstritten, dass er 1883 auf eigene Verantwortung nach Prag geht und die dortige Talmudschule besucht.

Doch schon kurze Zeit später entdeckt Saphir für sich die europäische Literatur und studiert nun Anglistik, Germanistik und Romanistik. 1814 entzieht ihm die Familie die Erlaubnis (damit wohl die finanzielle Unterstützung) und holt den noch minderjährigen Sohn zurück. Da Saphir aber für das väterliche Geschäft keinen Gewinn darstellt, darf er einige Zeit später nach Pest um dort Latein und Griechisch zu studieren. Gleichzeitig beginnt dort die schriftstellerische Karriere Saphirs. Bei der Zeitschrift Pannonia veröffentlicht er seine ersten Arbeiten, 1821 erscheint sein Debut „Poetische Erstlinge“, ein Gedichtband, der überwiegend wohlwollend aufgenommen wird.

1822 wird er vom Verleger Adolf Bäuerle nach Wien eingeladen und für dessen Theater-Zeitung abgeworben. Hier macht sich Saphir durch gnadenlose Theaterkritiken und verschiedene Essays derart unbeliebt, dass er 1825 ausgewiesen wird und nach Berlin geht.

Dort wird er Redakteur u.a. bei der Berliner Schnellpost für Literatur, Theater und Geselligkeit, beim Berliner Courier und Herausgeber des Berliner Theateralmanachs auf das Jahr 1828. Am 9. Dezember 1827 gründete er die literarische Gesellschaft „Tunnel über der Spree“, nach den Worten Theodor Fontanes als „persönliche Leibwache“ in seinen literarischen Fehden. Der Theaterdichter Schall fordert Saphir öffentlich zum Duell. Obwohl der Tunnel bald sehr lebendig wird, nutzt er ihm aber nicht zureichend. Denn Saphir macht sich auch in Berlin sehr unbeliebt. In der Spenerschen Zeitung beleidigt er die Schauspielerin Henriette Sontag mit einem Gedicht, das zum vielzitierten Sontag-Skandal führte. Er wurde deshalb sogar für kurze Zeit zu Festungshaft verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wechselt er 1829 nach München.

Dort gründet er zusammen mit dem Buchhändler Franckh u.a. die Zeitschriften Der Bazar (1830) und Der deutsche Horizont (1831). Gerade hier wurde er wieder sehr verletzend in Wort und Schrift. Als er auch noch das bayerische Königshaus satirisch angreift, wird er eingesperrt und später aus München ausgewiesen.

Saphir geht nach Paris und wird dort sehr schnell durch seine Vorträge berühmt. Saphirs Abende im Salon Bossange bringen ihm sogar eine Einladung des französischen Königs Louis Philippe ein. 1831 kommt er wieder nach München zurück und übernimmt die Redaktion des Bayerischen Beobachters. Im darauffolgendem Jahr konvertiert er zum evangelischen Glauben. Dieses und seine literarische Zurückhaltung bewirken, dass er bald darauf zum Königlich Bayerischen Hoftheater-Intendanzrat ernannt wird.

1834 geht er zurück nach Wien und schreibt wieder für die Theaterzeitung, da ihm die Gründung einer eigenen Zeitung behördlicherseits verboten wird. Erst mit Wirkung vom 1. Januar 1837 wird dieses Verbot aufgehoben und noch am selben Tag gründet Saphir die satirische Zeitschrift „Der Humorist“, die er bis zu seinem Tode 1858 herausgibt (wird 1862 eingestellt). Während der Revolution von 1848 wird er zuerst an die Spitze eines revolutionären Schriftstellerverbandes gewählt, tritt aber kurz darauf von dieser Funktion zurück und wartet in Baden die Beruhigung der Verhältnisse ab.

Dieses Verhalten und seine zunehmende politische Zurückhaltung in seinen Texten macht ihn, den lebenslang von der Zensur verfolgten, später für eine neue Schriftstellergeneration als „reaktionär“ angreifbar. Legendär wurde u.a. seine Gegnerschaft zu Nestroy. Es folgen mehrere Vortragsreisen durch Deutschland, Frankreich und Österreich. Nach der Rückkehr von einer solchen Reise verlässt ihn seine Frau.

Im Sommer 1858 reist Saphir zur Kur nach Baden bei Wien. Dort stirbt er am 5. September 1858 im Alter von 63 Jahren. Seine letzten Worte waren „Jetzt ist's aus, ich muß fort“. Als Nachlassverwalter wird der Schriftsteller Friedrich Hebbel beauftragt.

[Bearbeiten] Werke

• Deklamatorische Soirée (1858)
• Dumme Briefe (1834)
• Konditorei des Jokus (1828)
• Poetische Erstlinge (1821)

[Bearbeiten] Literatur

• Wulf Wülfing: Folgenreiche Witze: Moritz Gottlieb Saphir. In: Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch 12: Rhetorik im 19. Jahrhundert. Hg. v. Joachim Dyck / Walter Jens / Gert Ueding (1993), S. 73-83.

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Moritz Gottlieb Saphir im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Werke von Moritz Gottlieb Saphir als nicht textkritische Online-Texte beim Projekt Gutenberg-DE
• Moritz Gottlieb Saphir beim eLibrary Austria Projekt (eLib Volltexte)
• Moritz Gottlieb Saphir in C. Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Band 28, 1874 [1]

Personendaten
NAME	Saphir, Moritz Gottlieb
ALTERNATIVNAMEN	Moses Saphir
KURZBESCHREIBUNG	österreichischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM	8. Februar 1795
GEBURTSORT	Lovasbéreny (bei Székesfehérvar)
STERBEDATUM	5. September 1858
STERBEORT	Baden (bei Wien)