Minderwertigkeitskomplex
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Der Minderwertigkeitskomplex ist Ausdruck einer fehlangepassten Persönlichkeitsstruktur, die von Gefühlen der Unterlegenheit bestimmt ist und das Verhalten der Menschen wesentlich beeinflusst. Er entsteht aus Erfahrungen von Fehlern und eigenem Versagen.
Die Thematisierung von Minderwertigkeitsgefühlen in der Psychodynamik wurde von Alfred Adler in die Tiefenpsychologie eingeführt.
Menschen, die unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden, sehen sich selbst als etwas Kleines, Unbedeutendes an. Sehr viele Patienten leiden auch unter Depressionen, worauf eine akute oder latente Suizidgefahr folgen kann.
Ein Symptom für Minderwertigkeitskomplexe kann auch das Aussenden von Signalen sein, mit denen die betroffene Person die Aufmerksamkeit anderer Leute auf sich lenken will. Weitere Symptome sind Beziehungsarmut, Liebesunfähigkeit in Form einer einseitigen Abhängigkeit vom Partner, Soziophobie, die ständige Angst, etwas falsch zu machen und Sprachhemmungen.
Kompensiert wird der Minderwertigkeitskomplex durch eine innere wie auch äußerlich gut wahrnehmbare Opferrolle (siehe auch Drama-Dreieck von Eric Berne oder Claude Steiner), bei Männern häufig besonders in jungen Jahren durch nach außen gerichtete Aggressivität, Alkohol-Überkonsum (sog. Koma-Saufen) und Statussymbole oder der sozialen Situation der Person unangemessen teure Wertgegenstände. Frauen neigen eher zu nach innen gerichteter Aggressivität (siehe Depression). Meist gilt Arroganz als gesichertes Zeichen eines Minderwertigkeitskomplexes.
Ursachen des Minderwertigkeitskomplexes und der daraus resultierenden Depression finden sich nach Sigmund Freuds Triebtheorie in der oralen Phase (Fritz Riemann - Grundformen der Angst), die nicht ausgelebt bzw. befriedigt werden konnte. So führen wenig Zuwendung in diesem Alter und kein Stillen des Kindes, keine oder nur eine wenig empathische Unterstützung zu einem Minderwertigkeitskomplex. Betroffene wurden in der Kindheit meist selten gelobt und häufig kritisiert. Dem Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls wurde dadurch die Grundlage entzogen. Dies führt in den meisten Fällen auch zu einer Sucht-Disposition.
Laut Adler stellen Minderwertigkeitskomplexe die Grundlage jeder Neurosenbildung dar.
Siehe auch: Selbstwert