Maximilianstraße (Augsburg)
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Die Maximilianstraße in Augsburg ist eine der kunsthistorisch bedeutsamsten Straßen Süddeutschlands.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Ursprünge der Maximilianstraße reichen möglicherweise bis in die Römerzeit. Als sich hier die römischen Legionäre 15 v. Chr. niedergelassen hatten, entstand bald darauf eine Straßenverbindung von Italien bis nach Augsburg. Die Via Claudia Augusta war die wichtigste Handelsroute zu dieser Zeit bis ins Mittelalter. Jedoch führte diese Straße nur auf einer Teilstrecke über heutige Maximilianstrasse, vom Moritzplatz an nahm sie den Weg durch die jetzige Dominikanergasse über den Predigerberg.
Über die Handelsstrecke verteilten sich die verschiedenen Händler, die bis aus dem Orient nach Augsburg kamen, um hier ihr Einkommen zu verdienen. Die Stadt war bis in die Renaissance hinein ein bedeutender Umschlagplatz für Waren. Die teilweise horrenden Verdienstspannen ermöglichten den reich gewordenen Händlern Darlehenshingaben und damit auch politische Einflussnahme. Das Finanzimperium der zu Bankiers gewordenen Kaufleute erreichte eine unvorstellbare Ausdehnung. Augsburg war im 16. Jahrhundert die Finanzmetropole Europas. Jakob Fugger war zu diesem Zeitpunkt der reichste Mann der Welt und die Welser, die Venezuela besaßen, führten geschickt ihr Imperium.
Fugger und Welser sind noch heute ein Begriff, der Augsburg als reiche Stadt darstellt. An der heutigen Maximilianstraße, benannt nach Kaiser Maximilian I., der sich sehr gerne in Augsburg aufhielt und deswegen andernorts als Bürgermeister von Augsburg verspottet wurde, siedelten sich im 16. Jahrhundert reiche Patrizier an. Bürgerhäuser von Bankiers und anderen Wohlhabenden entstanden. Die Pracht und der Reichtum dieser Häuser, die in den unterschiedlichsten Stilrichtungen erbaut wurden, zeugen noch heute von der großen einstigen Handelsmacht der Kaufleute.
Es sind prunkvolle Gebäude, gebaut in den Zeitaltern der Gotik, der Renaissance, des Barock oder des Rokoko. Bauplatz an dieser Straße war teuer, daher gab es häufig nur schmale Fassaden, dafür entstanden nach hinten längliche Bauten mit Innenhöfen. Das typische Beispiel ist das Rokokopalais der Schaezler. Das so genannte Boschhaus verfügt über einen dreigeschossigen Arkadenhof. Der Innenhof des Goßnerhauses am Herkulesbrunnen ziert ein gusseiserner Brunnen aus dem Jahr 1737. Im 18. Jahrhundert wurden die Häuserfassaden mit bunten Szenen bemalt. Dieser farbenprächtige Schmuck ist heute jedoch nicht mehr an der Maximilianstraße vorhanden.
Den Glanz des 16. Jahrhunderts erreichte die Reichsstadt später nicht mehr. Die Wirren der Reformationszeit und der Dreißigjährige Krieg mit seinen Bevölkerungsverlusten im Reich und sodann fehlender Kaufkraft hinterließ in der Wirtschaft seine Spuren. Auch eine Rolle gespielt haben die Verlagerung der Welthandelsströme (Niedergang des Levantehandels nach dem Fall Konstantinopels und der Ausbreitung des Islam, dadurch Niedergang Venedigs) hin zu den Seemächten (Portugal, Spanien, England, Niederlande), der Niedergang der Hanse, politischer Bedeutungsverlust der Reichsstädte gegenüber dem Adel, Staatsbankrotte bei den Kreditschuldnern und auch weniger starke Führungspersönlichkeiten bei den Patriziern als in den Jahrzehnten davor. Augsburg erholte sich nach dem Westfälischen Frieden zu einer relativ wohlhabenden Stadt, die vom Silberhandel, vom Handel mit Wechseln und anderen Bankgeschäften sowie ab den 1690er Jahren durch Kattunmanufakturen profitierte. Einzelne Privatbankiers nahmen in der Straße ihr Domizil.
Die Maximilianstraße hieß bis zum Jahr 1809 „Weinmarkt“, weil der Rebensaft dort verkauft wurde. In der oberen Maximilianstraße stand zwischen Herkulesbrunnen und den Ulrichskirchen zu jener Zeit noch das reichsstädtische Siegelhaus mit angebauten Wein- und Salzstadeln. In Augsburg lagerten Weinkaufleute vorwiegend Südtiroler, Neckar- und Frankenweine ein. Das Siegelhaus wurde in diesem Jahr abgerissen und eine breite Straße entstand. Schon 1771 war der Weinmarkt als „königliche Straße“ bezeichnet worden.
Vielleicht hing das auch mit dem 1723 neben den Fuggerhäusern errichteten palastartigen „Gasthof zu den drei Mohren“ zusammen. Er entwickelte sich in zentraler Lage rasch zum ersten Haus am Platze, in dem Adlige gerne logierten. Das Haus rühmte sich als „Fürstenherberge“. 18 Kaiser und 38 Könige übernachteten seit Eröffnung im nunmehrigen Hotel „Drei Mohren“, das jetzt der Steigenberger-Gruppe gehört. Aber auch Johann Wolfgang von Goethe und Wolfgang Amadeus Mozart quartierten sich dort ein. Nur Giacomo Casanova hatte Pech. Als er 1761 unter falschem Namen in attraktiver Begleitung um Zimmer nachsuchte, war der Gasthof bereits vollständig ausgebucht. Ein Bekannter brachte ihn in einem möblierten Haus an der Maximilianstraße unter.
Sven Hedin, mehrmals zu Gast in der Fuggerstadt, rühmte den Straßenzug zwischen Ulrichsbasilika und Dom als „die seit Jahrhunderten vornehmste Pulsader Augsburgs“. Nach dem Abbruch des Siegelhauses wurde die breite obere Maximilianstraße auch zum Abhalten von Märkten genutzt. In den Jahren 1904/05 wuchs an der Einmündung der Hallstraße die Hallschule, ein Gebäude mit Jugendstilelementen, empor.
Im Zweiten Weltkrieg war Augsburg Ziel alliierter Bomberflotten. Beim Angriff britischer Luftstreitkräfte in der Nacht vom 26. Februar 1944 wurde auch ein Teil der Maximilianstraße getroffen. Das Rathaus, der Perlachturm, der Fuggerpalast, das Weberhaus und eine Anzahl von Patrizierhäusern wurden in ihrer historischen Substanz schwer beschädigt. Die obere Maximilianstraße kam demgegenüber glimpflich davon.
Anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Schlacht auf dem Lechfeld wurde 1955 die platzartige Erweiterung der Maximilianstraße vor den Ulrichskirchen zum „Ulrichsplatz“ umbenannt.
[Bearbeiten] Straßenbild – heute
Aber nicht nur die Gebäude prägen das Straßenbild der Maximilianstraße, sondern auch drei zentrale Plätze, die ehemals als Markt- und Handelsplätze genutzt wurden.
- Der Rathausplatz, mit dem Augsburger Rathaus und dem Perlachturm, auf dem Platz stand die Augsburger Börse, die älteste Börse Deutschlands. Sie wurde durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nicht mehr aufgebaut. Als Mittelpunkt gilt der Augustusbrunnen, der prächtigste Brunnen aller drei Prachtbrunnen. Er setzte dem Gründer der Stadt ein Zeichen. Im heutigen Augsburg ist der Rathausplatz zentraler Treffpunkt, mit zahlreichen Straßencafés.
- Der Moritzplatz, benannt nach der nebenliegenden Kirche St. Moritz, wird von Bürgerhäuser der Bankiers umrahmt. Mit dem Merkurbrunnen, dem zweiten Prachtbrunnen, wollte die Bürgerschaft dem römischen Gott des Handels ein Denkmal setzen. Doch Merkur ist nicht nur der Schutzpatron der Händler sondern ebenso jener der Diebe. Im modernen Augsburg haben sich gleichfalls etliche Straßencafés um den Brunnen herum angesiedelt.
- Der Ulrichsplatz, direkt vor der Basilika St. Ulrich und Afra, ist der am wenigsten frequentierte Platz. Er gilt als Abschluss der Maximilianstraße. Der dritte Prachtbrunnen, der Herkulesbrunnen befindet sich ungefähr in der Mitte der „Kaisermeile“, wie die Maxmilianstraße auch genannt wird, auch hier haben sich Cafes und Bars angesiedelt.
[Bearbeiten] Maximilianstraße – Zukunft
Die Maximilianstraße soll laut Planungen der Stadt in nächster Zeit als „Kaisermeile“ ausgebaut werden und damit wieder den Stellenwert wie im Mittelalter annehmen. Dies soll vor allem durch eine starke Einschränkung des Autoverkehrs erfolgen. Des weiteren will die Stadt eine Straßenbahnlinie über die Maxstraße, führen. Durch breitere Fußwege will man weitere Möglichkeiten für das Nachtleben schaffen. Bereits jetzt gilt die, von den Augsburgern liebevoll „Maxstraße“ genannte Maximilianstraße, als Partymeile der Stadt. Entlang des kompletten Straßenzuges haben sich Straßencafés, Bars und Discos angesiedelt. Augsburg hat sich damit in die Top Ten der Großstädte mit der größten Kneipendichte eingetragen. Bei warmen Sommernächten sammeln sich hunderte Partygäste im Freien und feiern bis in die Morgenstunden. Aber nicht nur das Nightlife soll die Maximilianstraße prägen, man versucht die Straße tagsüber als Einkaufsstraße der edleren Schicht zu entwickeln. Es haben sich bereits erste teure Boutiquen angesiedelt. Zu erwähnen ist schließlich auch das Luxushotel „Drei Mohren“, das erste Haus am Platz. Vielen Einheimischen und Fremden ist mittlerweile auch die „Welser Kuche“ ein Begriff. In den Kellergewölben des Stiermannhauses bietet dieser gastronomische Betrieb in mehreren Essensgängen Gerichte nach dem Kochbuch der Philippine Welser in mittelalterlichem Ambiente an.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Basilika St. Ulrich und Afra
- drei Prachtbrunnen: Augustusbrunnen, Merkurbrunnen und Herkulesbrunnen
- Schaezlerpalais
- Fuggerhäuser mit Damenhof
- St.-Moritz-Kirche
- Weberhaus
[Bearbeiten] Literatur
- Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0283-4
- Seybold/Ay/Breuer: Augsburg, Jahr für Jahr. Augsburg 1984, ISBN 3-921706-04-1
- Baedeker (Hrsg.): Augsburg. Ostfildern–Kemnat 2004, ISBN 3-87954-001-2