Max Aub
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Max Aub (* 2. Juni 1903 in Paris; † 22. Juli 1972 in Mexiko-Stadt) war ein spanischer Schriftsteller.
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[Bearbeiten] Leben
Trotz seiner Deutschstämmigkeit gilt Aub als spanischer Schriftsteller, da er ausschließlich auf Spanisch geschrieben hat. Die ursprüngliche Herkunft der Familie väterlicherseits und Namensgeberin ist die fränkische Kleinstadt Aub, in deren jüdischer Gemeinde sich die Vorfahren von Max Aub bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Sein Vater ist der deutsche Handelsvertreter Friedrich Aub aus München und seine Mutter Susana Mohrenwitz aus Paris. Hier verlebte Aub auch eine bürgerliche Kindheit und seine Schulzeit am Collège Rollin.
Zu Beginn des ersten Weltkriegs befand sich Aubs Vater auf der Rückreise aus Spanien, als er vom französischen Staat zur Persona non grata erklärt und ihm die Einreise verweigert wurde. Max Aub verließ daraufhin zusammen mit seiner Schwester Magdalena und seiner Mutter Paris und emigrierte nach Valencia. Dort besuchte er die Schulen "Alliance Française" und "Escuela Moderna", um 1920 auf dem staatlichen Gymnasium das Abitur zu erreichen.
Während seiner Schulzeit in Valencia befreundete sich Aub u.a. mit dem späteren Philosophen José Gaos und dem Schriftsteller Juan Chabás. Aber auch der spätere Maler Genaro Lahuerta und der Soziologe José Medina Echevarriá gehörten seit der Schulzeit zu seinen Freunden. Von seiner Familie und auch seinen Lehrern wurde Aub ein Studium nahegelegt, doch er entschied sich - um nach eigenem Bekunden finanziell unabhängig zu werden - Handelsvertreter gleich seinem Vater zu werden.
Schon in seiner Schulzeit abonnierte Aub mehrere literarische Zeitschriften (u.a. Nouvelle Revue Française) und begann auch selbst, sich als Schriftsteller zu versuchen. Seine Geschäftsreisen nutzte Aub immer, um mit Künstlern und Schriftstellern in Kontakt zu kommen. Im Lauf dieser Jahre schloss er Freundschaft mit Jorge Guillén, Gerardo Diego, Federico García Lorca, Enrique Díez-Canedo und Luis Buñuel.
Letzterer beeinflusste Aub zu ersten "experimentellen" Theaterstücken, welche aber kaum bzw. nie zur Aufführung kamen (dies hat sich bis 2006 nicht geändert). 1923 hielt sich Aub in Saragossa auf und wurde Augenzeuge des Putsches von Miguel Primo de Rivera. Diese Erlebnisse verarbeitete Aub in seinem Schlüsselroman "La calle de Valverde" (Die Valverde-Straße), in dem neben anderen auch die Schriftsteller Vicente Blasco Ibáñez und Miguel de Unamuno beschrieben wurden. Seiner Sehschwäche wegen wurde Aub Zeit seines Lebens zu keinerlei Militärdienst herangezogen.
Am 3. November 1926 heiratete Aub in Valencia Perpetua Barjau Martin. Mit ihr hatte er drei Töchter; María Luisa, Elena und Carmen. Ein Jahr später wurde er Teilhaber in der Firma seines Vaters. Immer schon politisch interessiert, trat Aub 1929 in die PSOE ein. Als sich 1932 die Zweite Republik etabliert, war Aub auch als politischer Redner auf vielen Veranstaltungen zu hören.
In dieser Zeit machte er sich auch am Theater einen Namen. Zusammen mit Medina Echevarriá und García Valdés reiste Aub 1933 in die Sowjetunion, um an einem Theaterfestival teilzunehmen und evtl. auch, um eigene Stücke vorzustellen. In diesen findet sich eine deutliche Beeinflussung durch Jacques Copeau, Max Reinhardt, Erwin Piscator und Bertolt Brecht. Aub stand dabei aber auch den Theorien von Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold, Konstantin Sergejewitsch Stanislawski und Alexander Tairow durchaus aufgeschlossen gegenüber.
In den Jahren 1934 und 1936 leitete Aub in Valencia das Theater "El Búho". Auf verschiedenen Reisen nach Berlin, Madrid und Paris kam er dabei u.a. in Kontakt mit André Malraux, Gustav Regler und Ernest Hemingway. Als sich im Juli 1936 Francisco Franco an die Macht putschte, schloss sich Aub der "Alianza de escritores antifascistas para la defensa de la cultura" an. Als solcher war er 1936 maßgeblich an der Ausrichtung eines internationalen Schriftstellerkongress beteiligt. Dabei lernte er den spanischen Botschafter in Paris, Luis Arquistaín kennen, der ihn spontan als Kulturattaché an die spanische Botschaft nach Frankreich holte.
Von Dezember 1936 bis Juli 1937 hatte er dieses Amt inne. Als solcher erteilte Aub - auf Wunsch des spanischen Staates - Pablo Picasso den Auftrag ( für 150.000 Franc) für das Bild Guernica. Dieses Gemälde präsentiert Aub 1937 auf der Weltausstellung im spanischen Pavillon der Öffentlichkeit.
Zwischen Januar und April 1940 lebte Aub zusammen mit seiner Familie in Frankreich, da er zu dieser Zeit versuchte, mit André Malraux den gemeinsam produzierten Film "Sierra de Teruel" fertigzustellen. Nach einer sehr emotionalen Diskussion in der Öffentlichkeit, wurde Aub als Kommunist denunziert (nicht von Malraux!), verhaftet und in das Lager Le Vernet gebracht. Nach einigen Wochen ohne Gerichtsverfahren wurde er wieder entlassen, aber am 2. Juni 1941 wiederum als Kommunist eingesperrt.
In diesen Jahren wurde ihm die Freundschaft mit Henri Matisse, André Malraux und André Gide deshalb sehr wichtig. Im November 1941 wurde Aub nach Algerien deportiert und dort ins Gefängnis von Djelfa gesperrt. Nach sieben Monaten konnte mit Hilfe von Freunden fliehen, scheiterte aber an der Grenze von Marokko. Für die Emigration in die USA verschaffte ihm der Schriftsteller John Dos Passos ein Affidavit. Da Aub sein Schiff verpasste, weigerten sich die offiziellen Vertreter der Vereinigten Staaten das Permit zu erneuern. Die folgenden drei Monate lebte Aub im Untergrund in Marokko und hielt sich u.a. im Keller einer jüdischen Frauenklinik in Casablanca versteckt. Durch die Hilfe des mexikanischen Konsuls in Frankreich, der u.a. von Dos Passos auf Aub aufmerksam gemacht wurde, konnte Aub ausreisen und kam im Oktober 1942 in Mexiko-Stadt an. 1946 konnte seine Frau zusammen mit den Töchtern endlich nachkommen.
In Mexiko-Stadt lehrte Aub bis 1951 an der Akademie Film- und Theaterwissenschaft und wirkte zwischen 1943 und 1953 auch als Drehbuchautor, Regisseur und Übersetzer. In Mexiko leitete er daneben einige Jahre einen Radiosender. Einige Jahre saß Aub auch in der Jury der Filmfestspiele von Cannes. Hier in Mexiko schloss er mit der Zeit Freundschaft mit Alfonso Reyes, Octavio Paz und Carlos Fuentes. Ab 1949 publizierte Aub seine Zeitschrift "Sala de Espera" (Wartesaal); in den 30 Ausgaben brachte Aub immer wieder seine Hoffnung zum Ausdruck, irgendwann nach Spanien zurück kehren zu können.
Als 1951 Aubs Vater in Valencia starb, untersagte das Franco-Regime Aub die Einreise. Kurz zuvor wollte sich Aub mit seinen Eltern, die er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen hatte, in Frankreich treffen. Doch auch der französische Staat verweigerte Aub die Einreise und drohte bei Zuwiderhandlung mit der Verhaftung der Eltern. In einem offenen Brief beschwerte sich Aub bei Präsidenten Vincent Auriol, leider vergebens.
Erst 1954 darf Aub - unter verschiedenen Auflagen - mit einem Touristvisum in Südfrankreich seine Mutter treffen. Es folgen mehrere Reisen nach Europa. 1958 besuchte er die Bundesrepublik Deutschland; 1961 sprach er anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an seinen Freund und Kollegen Dámaso Alonso.
Als im September 1962 Aubs Mutter in Valencia starb, verweigerten ihm die spanischen Behörden wiederum die Einreise. Zur Jahreswende 1962/63 hielt sich Aub in New York auf um auf einer Ausstellung des Malers Jusep Torres Campalans zu sprechen. Dieser Maler ist vollständig eine Erfindung Aubs. Aub erfand diese Gestalt nicht nur für seinen Roman, er malte auch viele Bilder, welche dann immer wieder als Werk Campalans Beachtung fanden. Während dieses Aufenthalts in den USA wurde Aub auch von der Harvard University und Yale University zu Vorträgen eingeladen.
1966 bereiste Aub im Auftrag der UNESCO den Nahen Osten und gründete in Jerusalem an der Universität ein Institut für lateinamerikanische Literatur. Er selbst lehrte dort von November 1966 bis Februar 1967.
Zwischen Dezember 1967 und Februar 1968 hielt sich Aub in Havanna,Kuba auf und war auf einer Tagung über den antifaschistischen Kongress von 1937 als Zeitzeuge ein der wichtigsten Redener. José Castellet und Jorge Semprún boten Aub einen Platz in der Jury des lateinamerikanischen Kulturinstituts "Casa de la Americas" an, den Aub auch gerne annehm. Da seine Tochter Elena verheirat auf Kuba lebte, kam Aub seit einiger Zeit regelmäßig zu Besuch.
1969 besuchte Aub seine in London lebende Tochter María Luisa und erlitt (wahrscheinlich auf Grund der Reisestrapazen) einen Herzanfall, der ihn fast zwölf Wochen ins Krankenhaus brachte.
Erst drei Jahre vor seinem Tod, im August 1969, wurde Aub durch die spanische Regierung ein Touristvisum erteilt. Unterstützt von Carlos Barral und Manuel Tuñón de Lara bereiste er bis Ende November desselben Jahres das ganze Land. Durch Vermittlung Dámaso Alonsos gelang es Aub sogar, Teile seiner exzellenten Privatbibliothek wieder zu erlangen; sie war während des Kriegs beschlagnahmt worden und der Universitätsbibliothek in Valencia zur Verfügung gestellt worden. Werke, welche die Bibliothek in keiner anderen Ausgabe besaß, durfte er allerdings nicht mitnehmen.
Indirekt bekannte Aub in Briefen, dass er letztendlich von dieser Reise zuviel erwartet hatte, denn Francos Spanien war nicht mehr sein Spanien.
Im Alter von 69 Jahren starb der Schriftsteller Max Aub am 23. Juli 1972 in Mexiko-Stadt.
Nachdem bisher keine Gesamtausgabe seiner Werke in Spanien existiert, ist es sehr zu begrüßen, dass sich Prof. Manuel Aznar Soler als Leiter der Forschungsbereichs Exilliteratur an der "Universidad Autónoma de Barcelona" seit einiger Zeit um das Werk Aubs verdient macht. Aber auch an der "Universidad de Valencia" wurde Aubs Werk zum Forschungsgegenstand.
[Bearbeiten] Werke
- Las buenas intenciones. México: Tezontle, 1954 (dt.:Die besten Absichten.- Frankfurt am Main: Eichborn, 1996)
- Jusep Torres Campalans. – México : Tezontle, 1958
- Romanzyklus El laberinto mágico (dt.: Das magische Labyrinth (1943-1968))
- Campo cerrado. – México : Tezontle, 1943 (dt.: Nichts geht mehr. – Frankfurt am Main : Eichborn, 1999; ISBN 3821806583)
- Campo abierto. – México : Tezontle, 1951 (dt.: Theater der Hoffnung. – Frankfurt am Main : Eichborn, 1999; ISBN 3821806680)
- Campo de sangre. – México : Tezontle, 1945 (dt.: Blutiges Spiel. – Frankfurt am Main : Eichborn, 2000; ISBN 3821806672)
- Campo del Moro. – México : Joaquín Mortiz Ed., 1963 (dt.: Die Stunde des Verrats. – Frankfurt am Main : Eichborn, 2001; ISBN 3821806664)
- Campo francés. – Paris : Ediciones Ruedo Ibérico, 1965 (dt.: Am Ende der Flucht. – Frankfurt am Main : Eichborn, 2002; ISBN 3821806656)
- Campo de los almendros. – México : Joaquín Mortiz Eds., 1968 (dt.: Bittere Mandeln. – Frankfurt am Main : Eichborn, 2003; ISBN 3821806699)
[Bearbeiten] Literatur
- Ignacio Soldevila Durante (Hrsg.): Max Aub. Madrid: Ed. Complutense, 1999
- Lucinda W. Wright: Max Aub and tragedy. New York: Univ., 1986
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Max Aub im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Aub, Max |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 2. Juni 1903 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 22. Juli 1972 |
STERBEORT | Mexiko-Stadt |
Kategorien: Mann | Spanier | Autor | Geboren 1903 | Gestorben 1972