Maschinenstürmer
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Die Maschinenstürmer waren eine Art revolutionärer Bewegung gegen die zunehmende Maschinisierung in der Industriellen Revolution.
In dieser Zeit erfuhren viele Menschen, dass der zunehmende Einsatz von Maschinen Arbeitsplätze vernichtete. Ökonomische Interessen bewogen die Fabrikherren zu rigorosen Ausbeutungsmaßnahmen. Es kam zum Maschinensturm, der in Deutschland und England unterschiedliche Ausmaße annahm.
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[Bearbeiten] England
Siehe Hauptartikel: Luddismus
Für die Ludditen, die bekanntesten englischen Maschinenstürmer, war er eine überlegte und kalkulierte Politik, da alle anderen Mittel des Protests gegen die Industrielle Revolution gescheitert waren. Gewalt war also ihr letztes Mittel, das die "Ludditen" gut organisiert und diszipliniert einsetzten. Sie erfuhren aus der Unter- und Mittelschicht viel Sympathie.
Hauptsächlich Weber und Spinner taten sich zusammen, zerstörten Webstühle und Fabriken, oder ermordeten sogar Erfinder, von denen sie sich um Lohn und Brot gebracht glaubten. Dies erfolgte oft in Form von Sabotage.
Am bekanntesten wurde der Aufstand der englischen Ludditen, benannt nach ihrem Anführer Ned Ludd (Ludlam), der sich seinem Vater (oder Meister) widersetzte und aus Protest die Nadeln in dessen Strumpffabrik zerbrach. Andere Quellen betiteln "Captain" oder "General Ludd" als Anführer der ersten Proteste.
1811/1812 kam es zu einem regelrechten Aufruhr in Nottingham, den der englische Staat durch 12.000 Soldaten niederschlagen ließ. Erst ein Gesetz ("frame-breaking-bill"), das Maschinensturm unter Todesstrafe stellte und die Forderungen der Ludditen erfüllte, brachte ein Ende in Nottingham.
Später wurden die Erleichterungen allerdings wieder zurückgenommen. "Ludd" und die anderen Anführer wurden zum Tode verurteilt. Die anderen Aufständischen wurden nach Australien deportiert. Solche Strafen, wie auch mehrjährige Gefängnisstrafen, waren in England üblich.
1816 folgten weitere "Ludditen-Unruhen", aufgrund einer erneuten Verschlechterung der Arbeitersituation.
Die letzten englischen Maschinenstürmer gab es in den 1830er Jahren in der Landwirtschaft. Hier stand ein "Captain Swing" im Kampf gegen die Dampfmaschine in der Agrarwirtschaft.
[Bearbeiten] Deutschland
In Deutschland kam es zwischen 1830 und 1847 ebenfalls zu Maschinenstürmen, allerdings in geringerem Umfang, so dass hier besser von "Maschinenprotest" als Maschinensturm zu sprechen ist. Protest, Gewalt und Aufruhr richteten sich dabei selten gegen die Maschinen als solche, sondern eher gegen die ausländische Konkurrenz aus England, Frankreich und Belgien. Diese überschwemmte den deutschen Markt und verdarb die Preise.
Weiterhin richteten sich die Proteste gegen Verlegerkaufleute und Unternehmer vor Ort, die durch die Lohnsenkung den Arbeitern ihre "Nahrung" nahmen und sie außer Arbeit setzten. Erst in diesem Zusammenhang gerieten die Maschinen in den Blickpunkt der Kritik. Militär und Justiz in Deutschland gingen ähnlich hart gegen die Maschinenstürmer vor wie in England.
Man analysierte die Unruhen und stellte Missstände in den Arbeitsbedingungen fest. Teilweise bemühte man sich um die Aufstellung einer Fabrikenordnung, um die Missstände zu beseitigen, doch diese "Aachener Fabrikenordnung" scheiterte am preußischen Staatsministerium.
In Eupen, Aachen und Schlesien (siehe auch Weberaufstand) sahen die Regierungen die Schuld für die Unruhen eindeutig bei den Fabrikanten, die z.B. durch zu niedrige Löhne indirekt zu den Unruhen beigetragen hatten.
[Bearbeiten] Siehe auch:
[Bearbeiten] Literatur
- David Noble, Maschinenstürmer oder die komplizierten Beziehungen der Menschen zu ihren Maschinen, Berlin: Wechselwirkung-Verlag 1986
- Michael Spehr, Maschinensturm. Protest und Widerstand gegen technische Neuerungen am Anfang der Industrialisierung, Münster: Westfälisches Dampfboot 2000