Mappa Mundi
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Eine mappa mundi ist eine Weltkarte, die den Einschränkungen des Mittelalters unterworfen ist und in der Tradition europäischer Kartographie steht (Chinesische Karten aus der Periode werden nicht als mappa mundi gezählt). Eine weitere Einschränkung bezüglich der islamischen Karten ist etwas eher zu vernachlässigen, soweit diese Karten auf der früheren Ptolemäischen Tradition basiert. Der zeitliche Schlusspunkt dieser mittelalterlichen Karten ist etwas vage.
Mappa mundi sind wichtige Kulturgüter aus zwei Gründen: Zunächst ist die offenkundige Tatsache, dass sie die zeitgenössische Weltkenntnis des Urhebers der Karte repräsentiert. Sie sind kritische Beweise dafür, wann bestimmte Orte Europäern sicher bekannt waren.
Die heutzutage umstrittenste mappa mundi ist die Vinland-Karte. Sie ist noch immer Gegenstand akademischer Diskussionen, inwieweit sie eine spätere Fälschung darstellt - eine Frage, die von beachtlicher Bedeutung für die europäische Entdeckungsgeschichte ist: Falls sie authentisch ist, stellt sie die erste europäische Karte eines Teils der Neuen Welt dar und liegt vor Christoph Kolumbus Entdeckung Amerikas.
Zweitens sind sie bedeutende Zeugnisse, wie Menschen ihre Welt um sie herum wahrnahmen. Bestimmte Fragen mussten beantwortet sein, bevor eine Karte gezeichnet werden konnte: Was ist oben? Was ist wichtig genug, um in der Karte verzeichnet zu werden? Die Antworten der Kartenurheber sind Bestandteil ihrer Weltsicht. Ein berühmtes Beispiel für dieses Prinzip ist die Dreiteilung oder der T-O-Stil der mittelalterlichen Karten, die die Umrisse Europas, Afrikas, des Mittelmeers und Kleinasiens für unwichtig erachteten - alles was sie interessierte, war ihr räumlicher Bezug zu Jerusalem und Jerusalem wurde deshalb im Zentrum der Karte platziert. Diese Haltung erzeugte eine oberflächlich primitive Karte, aber stattdessen reflektierte sie verschiedene Prioritäten.
Zu den bekanntesten mappae mundi zählt die
- Hereford-Karte, die wegen ihrer Bekanntheit oft als die Mappa Mundi angesehen wird
- der Weltatlas im Rogerbuch des arabischen Geographen Idrisi
- die Ebstorfer Weltkarte
Die runde Hereforder Mappa Mundi ist ein um 1290 auf einen feinen Pergament von 163 x 137 cm gezeichnetes, in einem Eichenrahmen gerahmtes Altarbild. Es ist zwar undatiert, aber trägt den Schriftzug "Richard de Haldingham e de Lafford", der als Richard de Bello, Domherr von Laffor in der Diözese Lincoln während des späten 13. Jahrhunderts bekannt ist.
Bereits 1375 schuf der jüdischen Karthograph Jáfuda Cresques Abraham de Aragón für den französischen König Charles VI. den sogenannten Katalanischen Atlas, die "mappae mundi", eines der berühmtesten Kartenwerke des Mittelalters, in die erstmals eine Windrose eingezeichnet ist. In ihm werden u.a. Marco Polos Asienreise und südlich der Mittelmeerküste Reisende mit Kamelen auf dem Weg nach Mali illustriert. Der auf Mallorca arbeitende Cresques Abraham de Aragón hat Zugang sowohl zu christlichen, wie islamischen Quellen, was den katalanischen Atlas so einzigartig macht.
Am Hofe des normannischen Königs Roger II. im von Arabern bewohnten Sizilien entstand um 1150 zusammen mit dem "Rogerbuch" in 15jähriger, mühsamster Arbeit der Weltatlas des arabischen Karthographen Abu Abd Allah Muhammad Ibn Muhammad Al Idrisi, bekannter als Idrisi, einem einer entmachteten Herrscherfamilie Ceutas entstammenden Prinzen, der seine Bildung an der maurischen Universität Córdoba erhalten hatte.
Die Ebstorfer Weltkarte wurde zufällig 1830 beim Aufräumen in einer fensterlosen Abstellkammer des Klosters entdeckt. Es handelt sich um eine 3,5 x 3,5 m große, vermutlich 1239 entstandene T-O-Karte, die 1943 in Folge des Zweiten Weltkriegs in Hannover verbrannte.
Die Weltkarte von Piri Reis wurde 1929 im Topkapi-Palast entdeckt. Leider ist der östliche Teil verschollen. Sie wurde vom türkischen Kartographen und Admiral Piri Reis 1513 gezeichnet und zeigt neben der damals bekannten Welt die Küstenlinie Nord- und Südamerikas sowie der Antarktis.
Vorläufer sind römische T-O-Karten, auf denen Tanais (Don), Nil, Schwarzes und Ägäisches Meer Asien von Europa und Afrika trennen, die wiederum durch das Mittelmeer getrennt wurden.
[Bearbeiten] Literatur
- Kugler, Hartmut: Mittelalterliche Weltkarten und literarische Wissenvermittlung. Zur Erdbeschreibung Rudolf von Ems. In: Wissensliteratur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Hrsg. Horst Brunner und Norbert Richard Wolf. Wiesbaden 1993.
