Liederhandschrift

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Als Liederhandschrift bezeichnet man eine Sammelhandschrift aus Mittelalter oder Neuzeit, die ganz oder teilweise Abschriften von Liedern enthält. Spätmittelalterliche Handschriften werden (ebenso wie Drucke) dagegen häufig als Liederbuch bezeichnet.

[Bearbeiten] Mittelhochdeutsche Liederhandschriften

Liederhandschriften, Liederbücher und Musikhandschriften:

Augsburger Liederbuch

Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 379

Das Augsburger Liederbuch ist ein in sich geschlossener Teil einer Sammelhandschrift mit Kleindichtungen unterschiedlichster Art, die am 15. Juli 1454 in Augsburg abgeschlossen wurde. Überliefert sind 97 Lieder ohne Melodien.

Bechsteins Handschrift

Signatur: Halle, Universitäts- und Landesbibliothek, Cod. 14 A 39

Bechsteins Handschrift bezeichnet einen Sammelcodex mit Kleindichtungen zur Liebesthematik, darunter eine Sammlung von 73 Liedern, die 1512 abgeschlossen wurde und in einer sehr engen Verwandtschaft zur Handschrift des Martin Ebenreuter steht. Eine Erweiterung dieser Sammlung ist dann in das Liederbuch der Clara Hätzlerin eingegangen. Der Name erklärt sich daraus, dass sich die Handschrift im Besitz des Märchenforschers Ludwig Bechstein befand.

Bergreihen

Der ursprünglichen Bedeutung nach bezeichnet der Begriff Tanzlieder der Bergleute, später wurde er als Sammelbegriff für Lieder verschiedensten Inhalts verwendet. In diesem erweiterten Sinne erscheint der Ausdruck dann in den Titeln von mehreren gedruckten Liedersammlungen aus der Zeit zwischen 1531 und 1574 (ohne Noten).

Buxheimer Orgelbuch

Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cim. 352b

Das Buxheimer Orgelbuch ist eine Handschrift mit Orgel-Tabulaturen, welche um 1470 abgeschlossen wurde. Sie stammt aus dem Karthäuserkloster Buxheim an der Iller und stellt mit insgesamt 258 Nummern die umfangreichste und wichtigste Sammlung von Orgel-Musik im 15. Jahrhundert dar.

Codex Manesse oder die Große Heidelberger Liederhandschrift (Liederhandschrift C)

Signatur: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 848

Fichards Liederbuch

verschollen

Mit Fichards Liederbuch liegt eine Sammelhandschrift aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts vor, die überwiegend lyrische Texte ohne Melodien enthält, aber auch einige nichtsangliche Kleindichtungen. Die Sammlung ist benannt nach dem Editor und letzten Besitzer, Johann Carl von Fichard.

Fundamentum Wolffgangi de nova domo (Fundamentum des Wolfgang von Neuhaus)

Signatur:

Hiermit wird eine Spielanleitung für Orgel (mit Lehrbeispielen) aus der Mitte des 15. Jahrhunderts bezeichnet.

Handschrift des Martin Ebenreuter

Signatur: Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz, SBPK: Ms. germ. fol. 488

Die Hs des Martin Ebenreuter ist ein Sammelcodex mit Kleindichtungen zur Liebesthematik (darunter eine Sammlung von 73 Liedern), die 1530 von Martin Ebenreuter in Würzburg abgeschrieben wurde und in einer sehr engen Verwandtschaft zur Bechsteinschen Handschrift steht. Eine Erweiterung dieser Sammlung ist dann in das Liederbuch der Clara Hätzlerin eingegangen.

Heidelberger Liederhandschrift

Signatur: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 350

Jenaer Liederhandschrift

Signatur: Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. El. f. 101

Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Liederhandschrift A)

Signatur: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 357

Kolmarer Liederhandschrift

Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 4997

Königsteiner Liederbuch

Signatur: Berlin, Staatsbibliothek, mgq 719

Das Königsteiner Lb. ist ein in sich abgeschlossener Teil einer Handschrift mit Kleindichtungen, der 169 Lieder enthält. Dieser Teil ist ca. 1470/71 im Umkreis der gräflichen Familie von Eppstein-Königstein (Taunus) entstanden. Die meisten Stücke sind ohne Melodien überliefert; zu vier Liedern haben sich jedoch Lautentabulaturen erhalten, die zu den frühesten Beispielen dieser neuen Aufzeichungstechnik gehören.

Liederbuch der Clara Hätzlerin

Signatur: Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 1709 [früher Privatbesitz Ludwig Bechstein, Meiningen]

Dieses Lb. bezeichnet auch eine Sammelhandschrift mit Kleindichtungen (hauptsächlich Texte mit Liebesthematik), die 1471 durch die Augsburger Berufsschreiberin Clara Hätzlerin angelegt wurde. Darin findet sich als selbständiger Teil ein Corpus von 133 Liedern ohne Melodien, wovon 72 Lieder auch in der Bechsteinschen Handschrift und der Handschrift des Martin Ebenreuter stehen (ein Lied aus dem gemeinsamen Bestand der beiden Parallelhandschriften fehlt dagegen hier).

Lochamer Liederbuch

Signatur: Berlin, Staatsbibliothek, Ms. Mus. 40613 und München, Staatsbibl., Cgm 5249/76

Das Lochamer Lb. ist eine zwischen 1452-1460 entstandene Handschrift aus dem Besitz des Wolflein von Lochamer, der dem Schülerkreis des Nürnberger Organisten und Komponisten Konrad Paumann angehört. Sie enthält im ersten Teil 45 Lieder mit Melodien. Bei dem zweiten Teil handelt es sich um Paumanns Orgel-Lehrbuch „Fundamentum organisandi“.

Palmsche Handschrift

Signatur: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, SBPK: Ms. germ. quart. 1107

Die Palmsche Hs. bezeichnet eine Sammelhandschrift mit Heldenepik und Kleindichtungen unterschiedlicher Art; darunter ein kleines Corpus von 9 Liebesliedern ohne Melodien. Die Handschrift ist nach 1459 im östlichen Schwaben (wahrscheinlich in Ulm) von einem urkundlich nicht bezeugten Thomas Palm angelegt worden.

Roman de Fauvel

Signatur: Paris, Bibliothèque nationale de France, BnF: fonds français 146

Roman de Fauvel bezeichnet eine satirisch-allegorische Zeitdichtung; 1310-1314 von Gervais du Bus verfasst, der an der Kanzlei Philipps des Schönen bezeugt ist († nach 1338). Für die Musikwissenschaft ist dieser Roman von Bedeutung, weil er um 1316 von (dem ebenfalls an der Kanzlei tätigen) Chaillu de Pesstain († nach 1336) durch umfangreiche Einschübe erweitert wurde, zu denen über 150 musikalische Kompositionen sowohl der ars antiqua als auch der ars nova gehören. Von dieser Erweiterung hat sich eine bebilderte Prachthandschrift aus dem 14. Jahrhundert erhalten.