Lieblingsjünger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten (Unterschied zur vorletzten Version).

Der Lieblingsjünger von Jesus wird mehrmals im Evangelium nach Johannes erwähnt. Er kommt in wichtigen Momente der Passionsgeschichte vor, meist mit dem Ausdruck: „der Jünger, den Jesus liebte“. Als einziger Jünger am Fuß des Kreuzes ist er ein beispielhafter Gläubige. Er wird mehrmals in Beziehung oder in Konkurrenz mit Petrus erwähnt (zum Beispiel Joh 21,2–20). Aus dem Evangelium geht jedoch nicht hervor, wer diese Person ist.

Inhaltsverzeichnis

1 Vorkommen im Evangelium
2 Identität des Lieblingsjüngers
3 Bedeutung für die johanneischen Christologie und Eschatologie
4 Literatur
5 Weblinks

[Bearbeiten] Vorkommen im Evangelium

Joh 13,23–26EU (Hinweis auf den Verräter während des Abschiedsmahls)
Joh 19,26–27EU (Am Fuß des Kreuzes)
Joh 20,2–10EU (Entdeckung des leeren Grabes am Ostersonntag)
Joh 21,7.20EU (Erscheinung des auferstandenen Jesus am See von Tiberias)

und vielleicht

Joh 18,15-16EU (Im Hof des hohen Priester nach der Verhaftung)

[Bearbeiten] Identität des Lieblingsjüngers

Seit langem wird in der biblischen Exegese das Rätsel des Lieblingsjüngers diskutiert. Die Tradition hat ihn oft mit dem Apostel Johannes identifiziert, der mit den Aposteln Petrus und Jakobus der Ältere eine besondere Beziehung zu Jesus hatte (Mk 5,37; 9,2; 13,3; 14,33; Mt 26,37; Lk 8,51; 9,28). In diesem Fall könnte er auch identisch mit dem Evangelisten Johannes sein. Aber es könnte sich auch um einen anderen Apostel handeln, oder um eine symbolische, vom Evangelisten geschaffen Figur sein.

[Bearbeiten] Bedeutung für die johanneischen Christologie und Eschatologie

Ein neuerer Vorschlag von Walter Simonis zur Interpretation des Problems lautet: In johanneischen Gemeinden hatten einige das Wort (Einige von den hier Stehenden werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes in Macht kommen sehen. Mk 9,1) auf den noch lebenden, bekannten Evangelisten Markus selbst bezogen. Die Vorstellung von einer Rückkehr Christi war aber unvereinbar mit der authentisch johanneischen Christologie und Eschatologie. Daher brachte, kurz nach dem Tode des Markus, der Johannes-Redaktor die Lieblingsjüngertexte in das Johannesevangelium ein. Offenbar war Markus gestorben. Das führte in johanneischen Gemeinden, die wussten, dass er der Lieblingsjünger gewesen war (Mk 10, 21) zu Problemen: wie sollte das Reich Gottes kommen, wo doch der Lieblingsjünger schon gestorben war? Der Redaktor des Johannesevangeliums verfasste daraufhin u.a. das 21. Kapitel des Johannesevangeliums, in dem er klarstellt: Jesus hatte nicht gesagt, der Lieblingsjünger werde nicht sterben, sondern nur, was geht es Dich (Petrus) an, wenn er bleibt, bis ich komme. Dieser Lieblingsjünger war kein anderer als der Jüngling, der bei der Verhaftung Jesu am Ölberg Jesus mit dem Schwert zu befreien versucht hatte und dies in seinem Evangelium später erzählte, ohne sich mit Namen zu nennen. Also gehörte dieser Jüngling (Mk 14,47 und 51) zu den Begleitern Jesu. Somit hat er auch am sogenannten "Abendmahl" teilgenommen. Somit ist er der im 13. Kapitel des Johannesevangeliums genannte "Lieblingsjünger", der beim letzten Mahl an der Brust Jesu lag (Joh 13, 23).