Libanesischer Bürgerkrieg
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Der libanesische Bürgerkrieg war ein blutiger und komplexer Konflikt, der im Libanon zwischen 1975 und 1990 tobte.
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[Bearbeiten] Ursache
Der Bürgerkrieg nahm im April 1975 mit dem Ausbruch offener Gefechte zwischen der maronitischen Phalange-Miliz und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) seinen Anfang. Vorausgegangen war eine Reihe wechselseitig verübter Anschläge und kleinerer Massaker zwischen diesen Gruppierungen.
Ursache des Bürgerkrieges war der Verlust des ethnischen Gleichgewichts nach der Ankunft der im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräfte der PLO. Diese errichteten mit Billigung muslimischer libanesischer Gruppen einen bewaffneten Staat im Staate.
[Bearbeiten] Verlauf
Am Anfang wurde vor allem zwischen der Nationalen Bewegung aus muslimischen, palästinensischen und linken Kräften und der Libanesischen Front aus christlichen, vor allem maronitischen Gruppen, gekämpft. Dazu kamen auch noch syrische Interventionen, die u.a. 1976 mit 20.000 Mann zu Gunsten der christlich-maronitischen Fraktion eingriffen. Innerhalb der Libanesischen Front gewannen die rechtsgerichteten Phalangisten der Maroniten unter Pierre Gemayel den dominierenden Einfluss. Seit 1979 kam es auch noch zu Kämpfen zwischen den sunnitischen (Murabitun-Miliz) und schiitischen Milizen sowie zwischen libanesischen und palästinensischen sowie prosyrischen (Amal-Miliz) und proiranischen (Hisbollah) Gruppierungen. Auch die Entsendung einer Mission der Vereinten Nationen (UNIFIL) 1978 führte nicht zur Beendigung des Konfliktes.
Um die Stützpunkte der PLO im Südlibanon zu zerschlagen, drang Israel 1978 und ein weiteres Mal im Juni 1982 in den Libanon ein. Während die erste Operation zeitlich und räumlich noch begrenzt war, lieferte sich die israelische Armee 1982 heftige Kämpfe mit syrischen Truppen, belagerte danach Beirut und zwang die PLO zum Rückzug aus dem Libanon. Diese Phase des Konflikts wird auch als Libanonkrieg bezeichnet. Der Rückzug der PLO wurde unter Kontrolle einer multinationalen Militärtruppe (Multinational Force, MNF) durchgeführt und im August 1982 abgeschlossen.
Gleichzeitig wurde der Maronit und Führer der Phalangisten, Bachir Gemayel (der Sohn von Pierre Gemayel), zum Präsidenten gewählt, aber schon nach zwei Wochen, am 14. September 1982, ermordet. Daraufhin kam es zu Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind sehr umstritten und reichen von 700 bis 2.500. Das israelische Militär hatte die Phalangisten - unter der Vorgabe dort nach Waffenlagern zu suchen - in die Lager geschickt. Im Mai 1985 wurden die beiden Lager erneut Schauplatz schwerer Kämpfe, diesmal zwischen der palästinensischen PLO und der schiitischen Amal-Miliz. Anstelle des ermordeten Bashir wurde dessen Bruder Amin Gemayel Präsident (1982 – 1988). Unter seiner Regierung kam es zu Friedensgesprächen zwischen den Bürgerkriegsparteien, die aber letztlich erfolglos blieben. Die Phalangisten verloren unter Amin Gemayel innerhalb der Libanesischen Front an Einfluss, als es zur Spaltung der christlichen Rechten kam.
Nach diesen Ereignissen wurde die Multinational Force erneut in Beirut stationiert, diesmal beteiligten sich die USA, Frankreich, Italien und Großbritannien. Am 23. Oktober 1983 wurden bei zwei gleichzeitigen Bombenanschlägen auf die Unterkünfte der US-Marines sowie der französischen Fallschirmjäger 241 US-Soldaten und 58 Franzosen getötet. Im April 1983 und erneut im September 1984 wurde die US-Botschaft in Beirut von Bombenanschlägen getroffen. Die MNF wurde daraufhin Anfang 1984 abgezogen. Für die Anschläge wird häufig die Hisbollah verantwortlich gemacht, sie dementiert jedoch darin verwickelt zu sein. Israel zog seine Truppen bis Juni 1985 auf einen Teil Südlibanons zurück den sie bis zum Sommer 2000 besetzt hielten. In diesem Gebiet, von Israel "Sicherheitszone" genannt, wurde eine neue, mit den Besatzern kollaborierende Miliz (die Südlibanesische Armee) aufgebaut.
Als sich das libanesische Parlament 1988 nicht auf einen Nachfolger für Amin Gemayel einigen konnte, ernannte er den Maroniten und Militärstabchef General Michel Aoun zum Regierungschef. Nun zerfiel der Libanon endgültig in mehrere Machtbereiche und es kam zur Bildung einer muslimischen Gegenregierung. Erst im Oktober 1989 kam es in Taif unter der Vermittlung von Saudi-Arabien zu einem Friedensabkommen, nach dem das Parlament paritätisch von Christen und Muslimen besetzt werden sollte. Nach der Vernichtung der libanesischen Armee unter Aoun durch die syrische Armee im Oktober 1990 endeten die Kämpfe schließlich.
Der Bürgerkrieg forderte 90.000 Todesopfer, 115.000 Verletzte und 20.000 Vermisste. 800.000 Menschen flohen ins Ausland. Mit dem syrisch-libanesischen Vertrag (Mai 1991) konnte Syrien seine Funktion als Ordnungsmacht (Besatzungsmacht) im Libanon festigen.
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Libanesischer Bürgerkrieg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |