Lernen lernen
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Lernen lernen ist ein Schlüsselbegriff der Bildungsreformdebatte. Dieser Begriff wurde durch die Empfehlungen des Deutschen Bildungsrats um 1970 bundesweit rezipiert. Damit wurde die „Fähigkeit, immer wieder neu zu lernen“ in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt. Zeitgleich wurde „Life-long-learning“ (Lebenslanges Lernen) als ständiges Dazulernen als quasi kumulatives Verständnis von Lernen als Variante entwickelt. In der Folge der Bildungsreformdebatte um Lernen des Lernens entstand auch ein gleichnamiges Lehrwerk der Lernpsychologie. Es wurde 1973 vom deutschen Psychologen Sebastian Leitner veröffentlicht. Vor allem die in diesem Werk vorgestellte Methode des Lernens mit einer Lernkartei hat sich seither weltweit verbreitet (Vokabeltrainer). Seit den 1980er Jahren wird das Werk unter dem Titel "So lernt man lernen" vertrieben und auch heute noch immer wieder aufgelegt.
Leitner erklärt die Notwendigkeit, Lernenden in Schule, Studium und Beruf nicht nur Inhalte zu vermitteln, sondern auch Methoden, wie diese Inhalte möglichst schnell und nachhaltig eingepaukt werden können.
Er benennt den Übergang von Lerninhalten vom Ultrakurzzeitgedächtnis zum Kurzzeitgedächtnis und von dort ins Langzeitgedächtnis als einen entscheidenden Grund, warum soviel Gelerntes wiedervergessen wird. Ein weiterer ist das "ineffektive" Wiederholen von bereits Gelerntem: Man wiederholt unterschiedslos Sachen, die man vergessen hat, und Sachen, an die man sich erinnert, und verschwendet so wertvolle Lernzeit.
Leitner erklärt in Lernen lernen, wie das Lernen mit allen Sinnen und diversen Tricks erfolgen muss, um erfolgreich zu sein. Die Schlüsseltechnik zur Umsetzung seiner Theorie ist die von ihm entwickelte Lernkartei.
Wichtig ist aber auch, die Lerninhalte wie Vokabeln dann auch schnell im Langzeitgedächtnis aufzufinden wenn sie – etwa in einer Sprechsituation oder einer Prüfung – benötigt werden. Auch hierfür liefert "Lernen lernen" Tricks. Die Methode wird in der Fachliteratur als zu eng auf Vokabeltraining bezogen bezeichnet. In der neueren Literatur wird das Lernen des Lernens im begrifflichen Spannungsfeld zwischen Lernmethoden als Lerntraining wie bei Leitner, als Strategie der Metakognition oder als weitreichende Prinzipien des eigenständigen Lernens wie bei Beck/Guldimann/Zutavern verstanden. Die dabei genannten Lernstrategie können in allen Fächern und Inhaltsbereichen implementiert werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Beck, Erwin / Guldimann, Titus / Zutavern, Michael: Eigenständig lernende Schülerinnen und Schüler. In: Beck, Erwin / Guldimann, Titus / Zutavern, Michael (Hg.): Eigenständig lernen. St. Gallen: UVK Verlag 1996, S. 15-58
- Chott, Peter O.: Lernen lernen - Lernen lehren. Mathetische Förderung von Methodenkompetenz in der Schule. Weiden: Schuch 2001, ISBN 3-926931-43-4
- Kaiser, Astrid: Lernen durch Lernen des Lernens. In: Hempel, Marlies (Hrsg.): Lernwege der Kinder. Baltmannsweiler: Schneider 1999, 59-75
- Sebastian Leitner So lernt man lernen, ISBN 3451050609 – der Klassiker mit vielen praktischen Tipps
- Werner Metzig, Martin Schuster, Lernen zu lernen, ISBN 3540442642
- Heinz Klippert: Methodentraining. Übungsbausteine für den Unterricht. Weinheim: Beltz Verlag; 14., überarb. Aufl. 2004, ISBN 3-407-62525-1