Landkreis Neurode
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Der Landkreis Neurode war ein preußisch-deutscher Landkreis im Regierungsbezirk Breslau in Schlesien an der Grenze zu Böhmen. Sitz des Kreises war Neurode (heute Nowa Ruda ).
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Kreis entstand am 26. August 1854, als aus dem Landkreis Glatz die bisherigen Distrikte Neurode und Wünschelburg herausgelöst und als Kreis Neurode zusammengefaßt wurden. Am 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Neurode wieder mit dem Kreis Glatz vereinigt. Seit 1945 gehört das Gebiet zum polnischen Powiat Kłodzki. Die Fläche des Kreises betrug 317 km². Von den 48.952 Einwohnern, die 1895 gezählt wurden, waren 46.927 katholisch (96%). 1910 hatte der Kreis 52.872 und 1925 schon 55.440 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum lag demnach bei jährlich etwa 0,4% und die Bevölkerungsdichte bei 175 EW/km². Der Kreis zählte somit zu den dichter besiedelten Gebieten Schlesiens. In Neurode und Wünschelburg bestanden Amtsgerichte, die dem Landgericht in Glatz untergeordnet waren.
Das zum Königreich Böhmen gehörige Gebiet wurde ab dem 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern kolonisiert. Die Siedler waren von König Ottokar II. ins Land geholt worden. Das Glatzer Gebiet, das immer kirchenrechtlich dem Erzbistum Prag unterstellt war, wurde 1459 vom böhmischen König Georg von Podiebrad zur Grafschaft erhoben. Die Erhebung wurde 1459 und 1462 von Kaiser Heinrich III. bestätigt. Da die Bewohner im Dreißigjährigen Krieg zunächst zu den protestantischen böhmischen Ständen hielten, entzog Kaiser Ferdinand II. den Bürgern und Adligen nach der Schlacht am Weißen Berge ihre Privilegien und rekatholisierte das Land. Nach den Schlesischen Kriegen fiel die Grafschaft Glatz - zusammen mit der Provinz Schlesien, dem sie eingegliedert wurde - an Preußen.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebten fast ausschließlich deutschsprachige Bewohner in diesem Gebiet, das 1945 als Folge des Kriegs an Polen fiel. Es wurde mit Polen besiedelt, die zu einem großen Teil ihre Heimat in Ostpolen (Galizien) verlassen mussten. Die meisten deutschen Bewohner wurden 1945-46 vertrieben. Kirchenrechtlich kam das ganze Gebiet der ehemaligen Grafschaft Glatz erst 1972 zum Erzbistum Breslau.
[Bearbeiten] Geographie
Der Kreis Neurode befand sich in der Mittelgebirgslandschaft der Sudeten. Im Norden dominiert das Eulengebirge (Góry Sowie), das in der Hohen Eule (Wielka Sowa) eine Höhe von 1015 m erreicht. Auf ihr wurde 1906 der Bismarck-Turm (Orlowicz-Turm) erbaut. Im Südwesten des Kreises liegt das Heuscheuergebirge (Góry Stołowe), dessen wichtigste Berge der Große Heuscheuer (Szczeliniec Wielki) mit 919 m und der Kleine Heuscheuer (Szczeliniec Mały) sind, und deren Tafelberg-Form die Namensgeber offenbar an riesige Heuscheuer erinnerte. Geologisch handelt es sich um Sandstein-Formationen mit den für diese charakteristischen Klüften, Türmen und Schluchten, die seit dem 18. Jahrhundert als Ausflugsziele beliebt sind. Das Heuscheuergebirge ist heute Nationalpark.
Wichtigster Fluss im Landkreis ist die Steine (Ścinawka), die das Heuscheuer- und das Eulengebirge trennt und bei Glatz in die Glatzer Neiße mündet. Daneben sind die Weistritz (Bystzyca) und die Walditz (Wodowica) zu nennen.
[Bearbeiten] Wirtschaft
In der vor- und frühindustriellen Zeit dominierte im Kreis die Land- und Forstwirtschaft. Schon bald siedelten sich hier andere Gewerbe an, was mit zur hohen Bevölkerungsdichte beitrug. So zählte man 1849 4.140 Weber, deren wirtschaftliche Notlage sich nicht wesentlich von derjenigen der am Schlesischen Weberaufstand beteiligten Arbeiter unterschied. Ein weiterer bedeutender Wirtschaftszweig war der Bergbau; seit dem Spätmittelalter wurden Steinkohle, Eisen, Kupfer, Schiefer und Gold gefördert. 1849 waren in dieser Branche 560 Arbeiter beschäftigt, sie überrundete die Textilindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
[Bearbeiten] Orte
Zum Kreisgebiet gehörende Orte (Einwohnerzahlen von 1901):
- Albendorf 1.391
- Beutengrund 918
- Biehals 441
- Buchau 1.446
- Dürrkunzendorf 429
- Ebersdorf 1.359
- Eckersdorf 1.623
- Falkenberg 1.181
- Hausdorf 4.254
- Kaltenbrunn 284
- Karlsberg 281
- Kohlendorf 726
- Königswalde 1.677
- Krainsdorf 615
- Kunzendorf 4.002
- Ludwigsdorf 3.684
- Markgrund 120
- Mittelsteine1.715
- Mölke 208
- Neudorf513
- Neurode 7.732
- Niederrathen 549
- Niedersteine 1.316
- Oberrathen 475
- Obersteine 801
- Passendorf 572
- Reichenforst 98
- Rothwaltersdorf 719
- Schlegel 3.742
- Seifersdorf 441
- Tuntschendorf 900
- Vierhöfe 484
- Volpersdorf 2.342
- Walditz 1.337
- Wünschelburg 2.686
- Zaughals 311
[Bearbeiten] Berge
Zum Kreisgebiet gehörende Berge:
- Annaberg 647 m
- Allerheiligen Berg 648 m
- Hupprich 556 m
- Hopfenberg 435 m
[Bearbeiten] Flüsse
Zum Kreisgebiet gehörende Flüsse:
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Wilhelm Hauschild (* 16. November 1827 in Schlegel; † 14. Mai 1887 in München), Historienmaler, Königlicher Akademieprofessor
- Ignaz Reimann (* 27. Dezember 1820 in Albendorf; † 17. Juni 1885 in Rengersdorf), Komponist
- Joseph Wittig (* 22. Januar 1879 in Neusorge b. Schlegel; † 22. August 1949 Göhrde/Niedersachsen), Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher
- Wolfgang Stumph (* 31. Januar 1946 in Wünschelburg), deutscher Schauspieler und Kabarettist
[Bearbeiten] Mundart
Der Schuster Storz aus Peterswale Der Schuster Storz aus Peterswale, wor ganz wie a studierter Mon, zerstret vergasslich sein Ale monch toma Streich derzehla kon ! Dos ene mol verm Weihnachtsfest s wor grode asu ems Finster wan, do mänte sie ich gieh jetz fat a besta man, Neh ruich a Fleck noch of die Potscha, besorch die Zicha mach abs schien, dann konste em a Ufa kotscha, an mit a Kendan schlofa gihn Em zahne kom ich flecht zerreke vielleicht kons a noch speter wan Storz Seffe schoft wie ihm gebota wor Eim Stolle em a Ufatop Gesata hot a on gebrota ols ohne Todel olles Lob dan zuch a über seine Kender besorcht se olle eis Bette nei Do fängt dos ene o zer Ratza on Pläck sich ren die Longe raus nu härscht du bale uf zer Ratza sonst spär ich dich ei a Schoppa naus doch wur dos Ding glei noch viel schlemmer den jetz fängst's zwete o on Schreit ei dam mordsmesicha Getöse flicht uf die Ture angelweit on wie Water kemmt die Terese vom Rocka giehn zerrecke geschneit Sie rest om Mone aus a Händ a Riema dos ok asu klärt on tut sich o das Jengla wenda ha säh mer blos wa do noch flärt, Do wärd je bustich wie ne Wanze, ha Mon du best ju ganz verwärt du host doch Nokwersch Jonga Franze zer onsa mit eis Pocht geleed.
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichte des Glatzer Landes
- Grafschaft Glatz (Schlesien)
- Grafschafter Bote Zentralstelle Grafschaft Glatz / Schlesien e.V.
- Saalhauser-Bote Nr. 18, 1/2006 Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren
- Saalhauser-Bote Nr. 18, 1/2006 Interview mit Vertriebenen
- Saalhauser-Bote Nr. 18, 1/2006 Fahrt nach Schlesien (1979)
- Saalhauser-Bote Nr. 14, 1/2004 Vertriebenenbericht über die Ankunft im Westen
[Bearbeiten] Grofschoaftersch Häämte (Weblinks)
Durch's Glatzer Land
Mundart-Lieder-Musik