Kryptex
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Das Wort Kryptex wurde von dem Schriftsteller Dan Brown für seinen Roman Sakrileg geprägt. Der Neologismus ist ein Kofferwort aus den Begriffen Kryptologie und Kodex. Es bezeichnet ein tragbares Gefäß, in dem geheime Botschaften versteckt werden. Verschlüsselte Informationen werden auf eine Schriftrolle geschrieben. Allerdings wird mit Kodex eher eine frühe Form des gebundenen Buches als eine Schriftrolle bezeichnet. Brown behauptet im Roman, dass das ursprüngliche Design aus geheimen Aufzeichnungen von Leonardo da Vinci stamme. Aber für diese These gibt es keine Belege; auch in der illustrierten Ausgabe von Sakrileg wird keine Zeichnung Leonardos präsentiert.
Während sie von geheimen Mächten verfolgt werden, versuchen Robert Langdon und seine Mitstreiter, das Geheimnis um den Heiligen Gral zu lüften, indem sie die Passwörter entschlüsseln, mit denen sie zwei verschiedene Kryptexe öffnen. Ein Kryptex steckt im anderen, um zusätzliche Sicherheit zu ermöglichen.
[Bearbeiten] Design und Funktion
Das Kryptex im Roman ist ein Zylinder, der aus fünf Messing-Ringen besteht, ähnlich einem Zahlenschloss. In jeden Ring sind umlaufend Marmorplättchen eingelegt, in die jeweils ein Buchstabe aus einem Alphabet eingraviert ist. Da die Ringe einzeln gedreht werden können, kann man sie zu fünfbuchstabigen Wörtern anordnen. Deckel an den Enden verhindern einen Blick in das Innere des hohlen Zylinders.
Wenn das richtige Passwort eingestellt ist, lässt sich der Zylinder öffnen. Im Inneren ist eine geheime Botschaft versteckt, die auf einer Rolle aus dünnem Papyrus geschrieben steht. Die Rolle ist um eine fragile, mit Essig gefüllte Phiole gewickelt. Wenn man versucht, das Kryptex mit Gewalt zu öffnen, ohne das Passwort zu kennen, zerbricht die Phiole und der Essig zersetzt das Papyrus, bevor man die Botschaft lesen kann...
[Bearbeiten] Würde ein Kryptex wirklich funktionieren?
Es ist unklar, wie effektiv Essig das Papyrus wirklich zersetzen würde. Obwohl Flüssigkeiten sicherlich alte Dokumente beschädigen, würden sie sie nicht unbedingt sofort unleserlich machen. Andererseits ließe sich speziell präpariertes Papier herstellen, das sich in Essig auflöst. Wenn Papierfasern (z. B. feines Toilettenpapier) mit einer gesättigten Lösung aus Bikarbonat behandelt werden und der entstehende Brei langsam auf einer flachen Oberfläche trocknet, erhält man ein fragiles Papier, das sich bei Kontakt mit Essig sofort auflöst. Der Essig reagiert chemisch mit dem Bikarbonat, wobei Blasen aus Kohlenstoffdioxid entstehen, die die Papierfasern auseinanderreißen.
Aber selbst wenn der Selbstzerstörungsmechanismus funktioniert, würde eine Kryptex in der modernen Welt nur geringe Sicherheit bieten. Mit modernen Techniken wie Ultraschall oder Röntgenstrahlen könnte man die inneren Mechanismen des Kryptex erkennen und wüsste, wie diese angeordnet werden müssen, um es zu öffnen. Eine andere Möglichkeit, die den Protagonisten im Roman nicht einfällt, wäre, das Kryptex und den darin enthaltenen Essig einzufrieren. (Der Gefrierpunkt von Essig hängt von der Konzentration der Lösung ab, liegt aber meistens bei etwa -2 °C.) Danach könnte man das Kryptex einfach zertrümmern, ohne dass der Essig das Papyrus angreift.
Einige Leser des Bestsellers, die ein echtes Kryptex herstellen wollen, haben Baupläne entworfen. Laut Tacoma News Tribune hat Justin Kirk Nevins, ein Erfinder aus Tacoma, Washington, ein funktionierendes Kryptex gebaut und bis Januar 2005 bereits 65 Exemplare verkauft, u. a. fünf an Dan Brown. Den Selbstzerstörungsmechanismus hat er jedoch nicht eingefügt, weil er den Nutzen dieses Merkmals bezweifelte. Ein ähnliches Gerät, das komplett aus Holz hergestellt wird, steht auch zum Verkauf. Ursprünglich wurde es von Carlos De la Huerga aus Wisconsin zum 9. Geburtstag seiner Tochter erschaffen.