Kriegsfotografie
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Als Kriegsfotografie bezeichnet man im engeren Sinne die Fotografie, die Kriege, Krisen und bewaffnete Konflikte dokumentiert, also Reportagefotografie ist.
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[Bearbeiten] Begriffserweiterung
Im weiteren Sinne können auch Fotografien, die der militärischen Aufklärung und Dokumentation dienen, so zum Beispiel Luftbildaufnahmen vor und nach Bombardements, als Kriegsfotografien bezeichnet werden. Eine weitere Sonderstellung nehmen Fotografien ein, die von einer beteiligten Konfliktpartei zu Propagandazwecken erstellt und eingesetzt werden. Eine neue Entwicklung, deren Auswirkungen noch nicht abzuschätzen sind, ist die durch Digitalfotografie und Internet zunehmend einfache Verbreitung von privaten Aufnahmen der Soldaten oder anderer Konfliktbeteiligter. Solche Aufnahmen spielten beispielsweise beim Folterskandal im Abu-Ghuraib-Gefängnis eine bedeutende Rolle.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Kriegsfotografie entstand im wesentlichen im Krimkrieg und im amerikanischen Sezessionskrieg. Professionelle Studiofotografen besuchten aus eigenem Antrieb heraus die Schlachtfelder nach den Kämpfen oder wurden von Regierungsseite dazu angehalten. Sie boten somit der Öffentlichkeit erstmals ein realistischeres Abbild, als es bei der sonst üblichen glorifizierenden Historienmalerei möglich war.
Die Nordstaaten setzten im Sezessionskrieg unter der Leitung des renommierten Studiofotografen Mathew Brady professionelle Teams von 22 Einheiten ein, die mit komplett fahrbaren Entwicklungs- und Vergrößerungslabors ausgerüstet waren. Brady war es auch, der nach dem Krieg etliche Fotografien von Amputationsopfern und Invaliden veranlasste, denen mit frühen Formen der Plastischen Chirurgie ein einigermaßen menschenwürdiges Leben wiedergegeben wurde. Als Bilddokumente für die Medizingeschichte sind sie unerlässlich.
Viele der im Ersten Weltkrieg gemachten Aufnahmen, die jahrzehntelang als authentisch galten, stellten sich in den letzten Jahren und Quellenstudium als im Nachhinein oder lange nach Abschluss der Kampfhandlungen gemachte Fotografien heraus. So war es selbst nach den Erfahrungen des Spanischen Bürgerkrieges zu Beginn des Zweiten Weltkrieges noch üblich, gestellte Aufnahmen aus Sicherheitsgründen zu fertigen.
[Bearbeiten] Meinungs- und Informationsfreiheit
Kriegsfotografen versuchen, Bilder für Nachrichtenagenturen zu machen – häufig unter Einsatz von Leib und Leben. Ihre unabhängige Arbeit ist für die Meinungs- und Informationsfreiheit besonders wichtig, da die kriegsführenden Parteien an Informationsverschleierung und Desinformation interessiert sind. Auch demokratische Staaten versuchen nach wie vor, sei es mit enormen technischem Aufwand oder gezielter Beeinflussung, Zensur auszuüben - vergleiche die Problematik der „Embedded Journalists“ im Dritten Golfkrieg.
[Bearbeiten] Bedeutende Kriegsfotografen
(chronologische Auflistung)
- Roger Fenton, erster Auftragsfotograf, Krimkrieg, 1855, modifiziertes Kalotypieverfahren
- Mathew Brady (1823-1896) im amerikanischen Sezessionskrieg
- Robert Capa, Chronist der Invasion in der Normandie
- George Silk, technisch versierter Fotograf, der in Neuguinea, an der Westfront und in Hiroshima die Schrecken des Krieges visualisierte.
- Margaret Bourke-White fertigte die erschütternden Fotodokumente vom Konzentrationslager Auschwitz.
- Nick Ut
- Eddie Adams
- James Nachtwey – der vielleicht derzeit bekannteste Kriegsfotograf. Er berichtete aus vielen Krisengebieten und wurde vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Im Dezember 2003 wurde er im Irak durch eine Granate schwer verletzt.
[Bearbeiten] Literatur
- Rainer Fabian; Hans Christian Adam: Bilder vom Krieg. 130 Jahre Kriegsfotografie - eine Anklage. Stern Bücher im Verlag Gruner & Jahr, Hamburg 1983.
- Robert Fox: Camera in Conflict. Könemann, Köln 1996. ISBN 3-89508-217-1 (dokumentiert als Bilderband die Geschichte der Kriegsfotografie von der Mitte des 19. Jhdt. bis zum Ende des 20. Jhdt.)
- Neil MacDonald/Peter Brune: 200 shots : Damien Parer, George Silk and the Australians at war in New Guinea, St. Leonards, NSW : Allen & Unwin, 1999. - x, 197 p., ISBN 1-86448-912-X
- Gerhard Paul: Bilder des Krieges - Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges, München 2004. ISBN 3-506-71739-1
- Stephan Schwingeler; Dorothée Weber: Das wahre Gesicht des Krieges: die Hinrichtung in Saigon von Eddie Adams; das Entstehen einer Ikone vor dem Hintergrund ihrer Publikationsgeschichte in den Printmedien.
In: Ikonographie der Gewalt. 2005. (Kritische Berichte ; 33.2005, 1.) S. 36-50, ISSN 0340-7403
- Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, dt. von Reinhard Kaiser, München/Wien 2003. ISBN 3-446-20396-6