Kochkiste
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Man unterscheidet zwei Arten von Kochkisten:
- Solarkochkiste, zum Kochen von Speisen mittels direkten Sonnenlichtes,
- Garkochkiste, zum Garen bereits angekochter Speisen oder zum Warmhalten derselben.
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[Bearbeiten] Solarkochkiste
Es handelt sich dabei um eine innen mit Blech ausgeschlagene Holzkiste mit einem Doppelglasfenster als Deckelaufsatz und einem darübermontierten Sonnenspiegel. Dieser ist ein auf der Unterseite mit Alufolie bespannter Holzdeckel zum Umleiten der Sonnenstrahlen ins Innere der Kiste, der an einer der oberen Längsseiten der Kochkiste mit Scharnieren befestigt ist, um schwenkbar und damit dem jeweiligen Sonnenstand anpassbar zu sein. Das Blech, mit dem die Kiste ausgeschlagen ist, muss noch mit einer ungiftigen, geschmacksneutralen Farbe schwarz eingefärbt werden, um eine Reflexion der Sonnenstrahlen zu verhindern und damit einen möglichst hohen Grad an Hitze zum Kochen zur Verfügung zu haben. Der Doppelglas-Fenster-Deckel der Kochkiste lässt die Sonne hinein, aber die Hitze nicht wieder heraus. Die Hitze, die an einem gewöhnlichen, klaren, mitteleuropäischen Sonnentag (auch im Winter) in der Kiste erzielt werden kann, reicht aus, um z.B. innerhalb von 10–15 Minuten einen Liter kalten Wassers zum Kochen zu bringen. Dies macht die Solarkochkiste zu einem (abgesehen von ihrer Herstellung, bzw. der ihrer Komponenten) ausgesprochen günstigen, ökologisch sinnvollen Herd, der gerade für ohnehin holzarme Entwicklungsländer interessant sein dürfte.
Ein Solarofen ist eine Vorrichtung zur Erzeugung von Wärme mittels Sonneneinstrahlung unter Verwendung unterschiedlicher Spiegelkonstruktionen. Solaröfen existieren in verschiedenen Bauformen, meistens jedoch in Kistenform.
[Bearbeiten] Einsatzgebiete
Der Solarofen ist ein meist transportables Gerät zum Erhitzen, Backen oder Kochen von Speisen und Getränken. Er wird vorwiegend zur Zubereitung des Proviants bei Wanderungen, Trekkingtouren, Expeditionen oder längeren Aufenthalten in freier Natur benutzt.
In vielen Regionen der Erde wird zum Teil ausschließlich mit Solaröfen gebacken, gekocht und Trinkwasser entkeimt. So zum Beispiel in den armen Ländern Afrikas, wo die Familien keinen Strom- oder Gasanschluss haben, die Sonne aber fast jeden Tag scheint.
[Bearbeiten] Leistung
Alle Angaben beziehen sich auf eine Einstrahlung von 1 kW/m² bei klarem Himmel und optimaler Anstellung der Reflektoren.
Da auf Glasplatte und Reflektor die Sonne direkt einstrahlt (zum Beispiel 665 Watt), liegt die errechnete Effizienz bei rund 37%, die restlichen 63% gehen durch Teilabschattung des Kochraums, Konvektion, Verdunstungskälte, Absorption und Reflexion verloren. Bei Verwendung von hochwertigen Spiegeln (zum Beispiel eloxiertem Aluminiumblech) werden 95% der Strahlung reflektiert, bei Verwendung von Alufolien dagegen nur 50%. Der Kocherraum überschreitet innerhalb von 2 bis 3 Minuten die 100°C-Marke.
[Bearbeiten] Hinweise
- Der Solarofen entwickelt hohe Temperaturen: Er erreicht ganztägig eine Innenraumtemperatur von bis zu 200°C, ohne Abgabe von Gasen und Dämpfen.
- Es ist darauf zu achten, dass Topflappen oder isolierende Handschuhe benutzt werden, um Verbrennungen zu vermeiden.
- Die Augen dürfen nicht in den Reflexionsweg oder den Fokussierungsbereich geraten, um Blendgefahr auszuschließen.
- Beim Öffnen muss damit gerechnet werden, dass dem Kochraum heißer Wasserdampf entweicht.
[Bearbeiten] Garkochkiste
Diese ist ebenfalls eine Holzkiste, deren Innenseite jedoch mit dämmenden Materialien wie Papier, Wolle, Lumpen, Heu oder Stroh dick isoliert ist. Auch der Holzdeckel der Kiste ist in dieser Art bearbeitet. Sinnigerweise lässt man in dem Isolationsmaterial von Kiste und Deckel als Hohlräume nur die Abdrücke der geschlossenen Töpfe zu, die man zur Verfügung hat. Die im Solarofen oder auf einem Holz- oder Kohlenherd nur kurz angekochten Speisen werden direkt mit ihren Töpfen in die Garkochkiste gestellt, wo sie dann langsam zu Ende garen können. Besonders gut geeignet für diese Art der Zubereitung sind alle Arten von Gemüse, das so nicht "verkochen" und damit womöglich seine Vitamine verlieren kann, Reis und Kartoffeln, aber natürlich auch ein (ohnehin ja schon so genannter) Schmorbraten.
Die Garkochkiste verdankt ihre Entstehung wohl dem Bemühen, wirtschaftlich schwächeren Schichten der Bevölkerung Möglichkeiten zu sparsamem Wirtschaften zu zeigen; sie wurde wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. In Zeiten knappen Brenn- und Heizmaterials garantiert die Kochkiste mit einem Minimalverbrauch des Heizmaterials (Holz oder Kohle), das einem in Nichtnotzeiten für die Speisenzubereitung zur Verfügung steht, dasselbe Ergebnis, nämlich frisch zubereitetes, warmes Essen. Auch sie bietet aus den oben schon genannten Gründen sicher einen interessanten Aspekt für den ökologischen Bereich der Entwicklungshilfe. Am besten bewähren würde sich vermutlich eine Kombination von beiden Arten der Kochkiste.
[Bearbeiten] Geschichtliches zur Garkochkiste
Bis etwa 1960 standen in den Küchen vieler sächsischer Haushalte noch der alte Kohleherd und eine „Kochkiste“. Diese bestand aus einem ausgedienten ovalen handgeflochtenen Wäschekorb und einem ausgedienten Kinder-Federbett (Zudecke). Die untere Hälfte des Federbetts lag im Korb, die heißen Töpfe wurden mit Tuchunterlage darauf gestellt und die obere Federbetthälfte schön verstopfend darübergeschlagen. Manchmal legte man noch eine alte Wachstuchdecke (die üblicherweise, die Tischplatten schützend, unter den Tischdecken lag) und eine ausgediente Wolldecke über die gesamte Kochkiste. So hielt man bis zu einigen Stunden das Gekochte warm.
In jenen Jahren, als die Familien i. d. R. zwei Kinder hatten und eine Pausenversorgung durch die und in den Schulen (bis auf Milch) noch undenkbar war, war diese Kochkiste deshalb nützlich, weil die Kinder oft zu unterschiedlichen Mittagszeiten aus der Schule kamen oder beim Spielen die Mittagessenzeit verbummelten und dennoch eine warme bzw. lauwarme Mahlzeit erhalten konnten. Die weiteren Vorteile bestanden darin, dass eine lauwarme Mahlzeit (die trotz Widerwillen gegessen werden musste!) einen leicht erzieherischen Effekt zur Pünktlichkeit hatte, Kohlen eingespart wurden und die Wärme- und Geruchsbelästigung durch den Kohleherd besonders im Sommer erträglicher wurde. Mit der zunehmenden Verbreitung der Elektroherde verschwanden die Kohleherde und „Kochkisten“.
[Bearbeiten] Mögliche Herkunft, Erfinder
Karl Drais, damals noch Freiherr, 1834 "Kochmaschine" genannter Holzsparherd mit Kochkiste, siehe:
Hans-Erhard Lessing: Automobilität Karl Drais und die unglaublichen Anfänge. Maxime Verlag, 2003, S. 456ff.
[Bearbeiten] Literatur
- Ida Schuppli, Betty Hinterer: Grabnerhof-Kochbuch - Mit besonderer Berücksichtigung der Kochkiste - Zum Gebrauche für Hausfrauen des Mittelstandes. Wien 1913
- E. Urban u.a. (Hg.): Ich kann kochen! Das Buch von der natürlichen Ernährung des Menschen. Ullstein, Berlin 1909
[Bearbeiten] Weblinks
- www.mallorcaweb.net - Originalartikel "Solarkocher" von Pedro Servera
- www.wuerttemberg.vcp.de - Bauanleitung für einen Solarkocher aus Karton (PDF-Datei, 220 KB)
- www.die-maus.de - Bauanleitung für den Solarofen aus der Sendung mit der Maus
- www.mueller-solartechnik.com - Mueller Solarkocher und -öfen
- www.solarofen.de - Schüler-Jahresarbeit über Nutzungsmöglichkeiten der Solarenergie, mit Bauanleitung für Solarofen ULOG für nichttropische Gebiete
- www.solarcooking.org - Solar Cooking Plans (englisch)
- www.cuisinesolaire.com - Grösste Auswahl an Solarkochern Europas, ULOG Schweiz