Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg
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Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg bei Kiedrich im Rheingau (Hessen) ist eine bereits 1815 als Irrenhaus gegründete Einrichtung, die heute zum Zentrum für Soziale Psychiatrie Rheinblick in Eltville zählt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in der ursprünglich aus Teilen des Kloster Eberbachs hervorgegangene Anstalt im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenhygiene zahlreiche Menschen getötet.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfänge als "Irrenhaus"
Die Gründung des "Irrenhauses Eberbach" im Jahr 1815 ging auf ein Edikt des Herzogtums Nassau zurück, worin ein Teil des Kloster Eberbachs für diese Zwecke zur Verfügung gestellt werden sollte. Am 16. August 1815 wurde die Einrichtung mit vier Geisteskranken eröffnet. Schon bald wurden die Räumlichkeiten zu klein. 1849 wurde auf einem Gelände südöstlich des Klosters die "Landes-Heil- und Pflegeanstalt Eichberg" eröffnet. Doch auch die neuen Gebäude waren bald nicht mehr ausreichend und ein Teil der Kranken wurde zwischenzeitlich wieder in den Klostergebäuden untergebracht, bis 1884 weitere Gebäude bezugsfertig waren. Bis zum Ersten Weltkrieg waren 750 Betten vorhanden. Von 1932 bis 1937 wurde diese Zahl bis auf 900 erhöht.
[Bearbeiten] Ermordungen während der Zeit des Nationalsozialismus
Im Jahre 1939 ließen die Nationalsozialisten 178 Menschen zwangssterilisieren.
In den folgenden Jahren war die "Zwischenanstalt" Eichberg während der so genannten Aktion T4 Durchgangsstation für ca. 2.200 Menschen, die in den Gaskammern der NS-Tötungsanstalt Hadamar umgebracht wurden. Dabei wurden die Opfer in grauen Bussen der "Gemeinnützige Krankentransport GmbH" ("Gekrat") mit verhängten Scheiben zum Bahnhof in Hattenheim gebracht.
In der für 900 Patienten ausgelegten Anstalt wurden bis zu 1.800 Personen in zum Teil dreigeschossigen Betten untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg, ab 1941, wurden dann auch auf dem Eichberg selbst Menschen getötet. Allein in der Kinderstation wurden mindestens 430 Kinder ermordet. Dies geschah teilweise in Zusammenarbeit mit der Universitätspsychiatrie Heidelberg. Ab 1942 bis zur Befreiung 1945 wurden auch Erwachsene getötet. Nach Klinikunterlagen waren dies insgesamt mehr als 3.600 Menschen, darunter 600 eigene Patienten und 2.000 Hertransportierte.
[Bearbeiten] Heutige Nutzung
Heute ist der Eichberg ein Zentrum für soziale Psychiatrie mit 214 stationären Betten sowie weiteren 20 in der Tagesklinik. 2.616 Patienten werden von 320 Vollzeit-Pfegekräften betreut. Im angegliederten Kulturzentrum finden zudem viele kulturelle Veranstaltungen statt.
Die Klinik gehört heute zum Zentrum für Soziale Psychiatrie Rheinblick in Eltville und wird vom Landeswohlfahrtsverband Hessen betrieben.