Kernkraftwerk Superphénix
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Das Kernkraftwerk Superphénix (SPX) liegt an der Rhône bei Creys-Malville in Frankreich, in der Nähe der Schweiz. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Schnellen Brüter, welcher seit 1996 keinen Strom mehr produziert und 1997 endgültig stillgelegt wurde.
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[Bearbeiten] Bau
Die Arbeiten am Entwurf wurden im Zuge des Verzichts auf Hochtemperaturreaktoren 1968 begonnen. Angesichts der damals schon hohen Preise für Öl und Gas und dem Rückgang der weltweit verfügbaren Mengen an Uran wurde der Reaktortyp des schnellen Brüters gewählt, welcher Plutonium als Brennstoff nutzt. Der Bau des Kernkraftwerks wurde 1972 freigegeben und dauerte von 1974 bis 1981. Strom wurde allerdings erst 1985 erzeugt. Die Gesamtkosten stiegen während der Bauphase enorm an. Das Kraftwerk wurde von NERSA betrieben, gehörte EDF zu 51 %.
Es gab beträchtliche Proteste während der Bauphase. Ein Protestmarsch von 60.000 Menschen wurde 1977 gewaltsam von der CRS aufgelöst. Einer der Protestler, Vital Michalon wurde von einer von der CRS eingesetzten Offensiv-Granaten getötet, hunderte wurden zum Teil schwer verstümmelt und verletzt.
[Bearbeiten] Raktenangriff
Die andauernden Proteste und Sabotageversuche erreichten in der Nacht des 18. Januar 1982 ihren Höhepunkt. Eine ökopazifistische Gruppierung beschoss das noch unfertige Kraftwerk mit fünf Raketen aus einem russischen Schulter-Raketenwerfer. Zwei der Raketen verfehlten knapp den noch nicht mit radioaktivem Material bestückten Kern des Reaktors und beschädigten das Gebäude.
Am 8. Mai 2003 gab Chaïm Nissim, ein Mitglied der Grünen Partei der Schweiz zu, den Angriff durchgeführt zu haben. Er bahauptete, die verwendeten Waffen von Ilich Ramírez Sánchez bekommen zu haben, einem Mitglied der belgischen Terrororganisation Cellules Communistes Combattantes [1].
[Bearbeiten] Betrieb
Die Leistung des Reaktors sollte ursprünglich 1.200 Megawatt betragen. Der experimentelle Aufbau des Reaktors veranlasste den Betreiber zu großer Vorsicht, so dass dieser Wert während der gesamten Betriebszeit nicht erreicht werden konnte. Mit der Zeit kamen weitere Probleme hinzu: Das Flüssig-Natrium-Kühlsystem litt unter Korrosion und Lecks. Im September 1990 wurde das Kraftwerk geschlossen. Nach zwei Zwischenfällen Anfang des Jahres führte ein dritter zu einer automatischen Sicherheitsabschaltung. Im Dezember 1990 traten nach andauerndem, starken Schneefall strukturelle Schäden an der Gebäudesubstanz auf. Erst 1992 konnte die Stromproduktion wieder aufgenommen werden.
[Bearbeiten] Schließung
Superphénix war seit seiner Planung und dem Bau ein Brennpunkt für viele Atomkraftgegner wie etwa die Grüne Partei Frankreichs. Nach dem Kampf der Naturschützer gegen Superphenix schlossen sich 758 Gruppen von Atomkraftgegnern zur Sortir du nucléaire zusammen. Im Dezember 1996 wurde die Stromproduktion wegen Wartungsarbeiten ausgesetzt. Ein von den Gegnern des Kraftwerks begonnener Gerichtsprozess vor dem Conseil d'État kam zu dem Ergebnis, dass eine Verfügung von 1994, die eine Wiederaufnahme des Betriebes erlaubte, ungültig war. Im Juni 1997 kündigte Lionel Jospin als eine seiner ersten Taten als Premierminister die Schließung des Kraftwerks an. Er begründete diesen Schritt mit den enormen Kosten, die das Kraftwerk verursachte. In den davorigen 10 Jahren hatte das Kraftwerk auf Grund von Fehlfunktionen die meiste Zeit keinen Strom produziert. Es verbrauchte sogar beträchtliche Mengen an Strom, um das Natrium im Kühlsystem oberhalb dessen Schmelztemperatur zu halten [2]. Einige Politiker seiner Regierung einschließlich einiger grüner Minister sowie Befürworter der Nukleartechnik waren jedoch der Meinung, Jospins Entscheidung sei politisch motiviert gewesen, etwa um seinen grünen Koalitionspartner zufrieden zu stellen, und keine Folge rationaler Betrachtungen.
Superphenix war das letzte Atomkraftwerk in Europa, welches mit einem Brutreaktor Strom erzeugte. Nach einem Bericht des Cour des Comptes von 1996 belaufen sich die Kosten für das Kraftwerk bis heute auf umgerechnet 9,1 Milliarden Euro [3].
Die letzten der 650 Brennstäbe wurden am 18. März 2003 entfernt und befinden sich gegenwärtig in Kühlbecken.
Ähnlich wie nach der Schließung des Dounreay Fast Reactor in Großbritannien wurde 2004 in Erwägung gezogen, eine Anlage zu bauen, die die 5.500 Tonnen Natrium aus dem ehemaligen Kühlsystem in 70.000 Tonnen Beton einschließt.
[Bearbeiten] Weitere Themen
[Bearbeiten] Weblinks
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Koordinaten: 45° 45' 30" N, 5° 28' 20" O