Joris-Karl Huysmans

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Joris-Karl Huysmans (eigentlich Georges Marie Charles Huysmans; * 5. Februar 1848 in Paris; † 12. Mai 1907 ebd.) war ein französischer Schriftsteller.

[Bearbeiten] Leben

Er wurde geboren als Sohn einer Pariser Buchhefterin und eines niederländischen Zeichners und Lithographen. Nach dessen frühen Tod und der raschen Wiederverheiratung seiner Mutter kam er in eine Pension, wo er eine wenig glückliche Schulzeit verbrachte. Nach dem Baccalaureat immatrikulierte er sich für ein Jura- und Literaturstudium, nahm zugleich aber einen Posten als kleiner Ministerialangestellter an, was er, wenn auch mit häufigeren Beurlaubungen, 32 Jahre lang blieb (1866–98). Weniger beständig war er in seinen Beziehungen zu Frauen, was ihm viele Enttäuschungen bereitete und reichlich Stoff für seine Romane lieferte, in deren Mittelpunkt meist ein vom Leben und den Frauen frustrierter Junggeselle steht.

[Bearbeiten] Werk

Seine Karriere als Autor begann Huysmans 1874 mit dem Prosagedicht-Bändchen „Le Drageoir aux épices“ (dt.: „Die Gewürzschachtel/-dose“). 1876 lernte er Émile Zola kennen und schloss sich der um ihn vereinten Gruppe der Naturalisten an. Im selben Jahr brachte er seinen ersten Roman heraus: „Marthe, histoire d’une fille“ („M., Geschichte eines leichten Mädchens“), worin er den naturalistischen Romanen „Germinie Lacerteux“ (1863/-64) der Gebrüder Goncourt und „Thérèse Raquin“ (1867) von Zola nacheifert, dies aber so drastisch tut, dass das Buch sofort für einige Zeit als sittenwidrig verboten wurde. Auch Huysmans’ nächste Romane sind überwiegend im Milieu der Pariser Unterschicht angesiedelt und von einem drastischen Realismus: „Les sœurs Vatard“ (1879, dt.: „Die Schwestern V.“), wo er die mediokre amouröse und berufliche Existenz zweier Buchhefterinnen schildert; „En ménage“ (1881, dt.: „Leben zu zweit“), wo er die ihm nur allzu gut bekannte Problematik des Künstlers zwischen dem Drang nach ungestörtem Schaffen und dem Bedürfnis nach einer sexuellen und affektiven Beziehung darstellt, zugleich aber auch zwei Künstlertypen konfrontiert in Gestalt eines mehr realitätsverbundenen Schriftstellers und eines eher realitätsfernen, ästetisierenden Malers; „La Retraite de M. Bougran“ (1881, dt.: „Die Verrentung Herrn B.“), wo er die Schwierigkeiten eines frühverrenteten Ministerialbeamten bei der Findung eines neuen Lebenssinns beschreibt; „A vau-l'eau“ (1882, dt.: „Stromabwärts“), wo er einen kleinen Beamten in den Mittelpunkt stellt, der aus seinem kläglichen Trott nicht herauskommt.

1884 publizierte Huysmans das Werk, das ihm seinen Platz in der Literaturgeschichte sichern sollte: den Roman „A rebours“ (dt.: „Gegen den Strich“). Die minimale Handlung kreist um einen dekadenten und neurotischen jungen Aristokraten namens Des Esseintes, der sich aus der Realität zurückzieht, sich in seinem Vorstadthäuschen in eine artifizielle Welt des Ästhetizismus und Mystizismus einspinnt und am Rande geistiger Umnachtung endet. Obwohl vom Autor eigentlich noch als naturalistische Studie im Sinne Zolas über ein erblich belastetes und „dekadentes“ Individuum gedacht, wurde aus „A Rebours“ eine Art „Bibel der Dekadenz“. Nicht nur Oscar Wilde zeigte sich von diesem Roman beeinflusst, auch von den Vertretern des französischen Symbolismus wurde er begeistert aufgenommen. So formuliert Stéphane Mallarmé 1885 die symbolistische Poetik in einem Gedicht mit dem Titel „Prose pour Des Esseintes“.

Spätestens 1890 rutschte auch Huysmans in eine Sinnkrise, die schließlich in Frömmigkeit, mehreren Klosteraufenthalten in der Provinz und einer „Einkleidung“ als Oblate (Laienbruder) in Ligugé bei Poitiers mündete. Er verarbeitet diese Entwicklung in vier Romanen um denselben Protagonisten, einen Schriftsteller namens Durtal. Es sind: „Là-bas“ (1891, dt.: „Tief unten“), „En route“ (1895, dt.: „Unterwegs“), „La Cathédrale“ (1898) und „L'Oblat“ (1903). Der in der Kathedrale von Chartres und in ihrem Umkreis spielende Roman „La Cathédrale“ wurde Huysmans’ größter Verkaufserfolg mit etwa 40 Auflagen in 20 Jahren, heute ist er jedoch im Vergleich zu „A Rebours“ und „Là-bas“ weitgehend unbekannt.

[Bearbeiten] Weblinks

• Artikel in „Namen, Titel und Daten der franz. Literatur“ (Quelle)
• http://www.huysmans.org/index.htm
• Literatur von und über Joris-Karl Huysmans im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Personendaten
NAME	Huysmans, Joris-Karl
ALTERNATIVNAMEN	Huysmans, Georges Charles
KURZBESCHREIBUNG	Französischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM	5. Februar 1848
GEBURTSORT	Paris
STERBEDATUM	12. Mai 1907
STERBEORT	Paris