Johannes Cochläus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johannes Cochläus (* 10. Januar 1479 in Raubersried, Pfarrei Wendelstein bei Schwabach, Mittelfranken; † 11. Januar 1552 in Breslau) war ein deutscher Humanist und Theologe. Er war einer der erbittertsten Gegner Martin Luthers.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Name
Sein bürgerlicher Name ist Dobeneck, auch in den Schreibweisen Dobneck oder Dobenek. Im Zeitalter der Renaissance war es unter Gelehrten üblich, einen gräzisierten oder latinisierten Namen zu tragen. Der Name Cochläus, unter dem er bekannt wurde, leitet sich von einer Latinisierung seiner Heimatpfarrei Wendelstein ab (lat. cochlea = Schnecke, Schneckenhaus, Wendeltreppe). Oftmals wurde Johannes Cochläus auch Wendelstinus genannt.
[Bearbeiten] Leben
Cochläus studierte an der Universität Köln und wurde 1510 Rektor der Schule zu St. Lorenz in Nürnberg. Nach einer Italienreise wurde er Dechant an der Frauenkirche zu Frankfurt am Main und Kleriker in Mainz, 1527-39 Domherr zu Meißen und endlich Kanonikus am Dom in Breslau, wo er 1552 starb. Anfangs war er wie alle Humanisten lutherfreundlich, wendete sich aber 1521 gegen ihn. Er bot Luther in Worms einen theologischen Zweikampf an und erfuhr von diesem eine scharfe Abweisung in der Schrift "Wider den gewappneten Mann C." (1523). Später war er als Mitarbeiter auf dem Augsburger Reichstag (1530) an der Ausarbeitung einer Schrift gegen die Augsburger Konfession beteiligt, auch auf dem Regensburger Kolloquium von 1546 tätig und schrieb unter anderem: "Commentaria de actis et scriptis Martini Lutheri", "Martin Luther, das ist kurze Beschreibung seiner Handlungen und Inschriften der Zeit nach vom 1517. bis auf das 1546. Jahr seines Ableibens" (dt. von Hüber, Ingolst. 1582). Vgl. Otto, "Johann C., der Humanist" (Bresl. 1874).
Der Kommentar zu Luther von Cochläus hatte jahrhundertelang das katholische Lutherbild in der Geschichtsschreibung geprägt, ohne dass man sich dessen bewusst geworden wäre. Erst Adolf Herte stellte in seiner Untersuchung zu Cochläus diese Besonderheit fest (siehe: Geschichte der Geschichtsschreibung).
[Bearbeiten] Literatur
- Remigius Bäumer: Cochläus, Johannes. In: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 140-146 (Überblick)
- Adolf Herte: Die Lutherbiographie des Johannes Cochläus. Eine quellenkritische Untersuchung, Diss. Münster 1915.
- Adolf Herte: Die Begegnung des Germanentums mit dem Christentum. Paderborn 1935.
- Adolf Herte: Die Lutherkommentare des Johannes Cochläus. Kritische Studie zur Geschichtsschreibung im Zeitalter der Glaubensspaltung (= RGST 33), Münster 1935.
- Adolf Herte: Die Lutherliteratur unter dem Einfluß des Johannes Cochläus in der Zeit von 1600-1750 (Fakultäts-Schrift), Münster 1938.
- Adolf Herte: Das katholische Lutherbild im Bann der Lutherkommentare des Cochläus. 3 Bde., Münster 1943.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Johannes Cochläus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 4, S. 381.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Cochläus, Johannes |
| ALTERNATIVNAMEN | Dobeneck |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Humanist |
| GEBURTSDATUM | 10. Januar 1479 |
| GEBURTSORT | Wendelstein bei Schwabach, Mittelfranken |
| STERBEDATUM | 11. Januar 1552 |
| STERBEORT | Breslau |
