Jagdschloss Platte
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Das klassizistische Jagdschloss Platte auf der Taunus-Anhöhe Platte bei Wiesbaden ist ein ehemaliges Jagdschloss, dass der nassauische Herzog Wilhelm I. 1823 errichten ließ. Es wurde am 3. Februar 1945 bei einem Luftangriff bis auf die Außenmauern zerstört. Seit Ende der 1980er Jahre wird es von einer Stiftung wieder aufgebaut. 2003 erhielt es ein modernes Glasdach.
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[Bearbeiten] Geschichte
Wiesbaden wurde 1806 Hauptstadt des Herzogtums Nassau. Bereits seit 1741 residierten die Grafen von Nassau-Weilburg im Schloss Biebrich am Rhein. Wilhelm von Nassau-Weilburg war nach dem Tod von Herzog Friedrich August 1816 und dem damit verbundenen Erlöschen der Linie Nassau-Usingen Herzog geworden. 1823 beauftragte er den Hofbaumeister Friedrich Ludwig Schrumpf, in den Taunuswäldern nordwestlich der Stadt ein Jagdschloss zu errichten. Das Gebäude entstand 1823 bis 1826 auf der so genannten "Platte", einer 500 m hohen Erhebung des Taunusrückens. In der Folge wurde das Schloss vorwiegend in den Sommermonaten genutzt, zahlreiche prominente Gäste waren hier zu Besuch, darunter der russische Zar Alexander II., Zarin Maria Alexandrowna und Kaiserin Eugénie von Frankreich. Nach dem Bau des Wiesbadener Stadtschlosses und dem Tod Wilhelms, wurde das Schloss von seinem Sohn Adolf weitergenutzt, bevor nach der Niederlage im preußisch-österreichischen Krieg 1866 Nassau von Preußen annektiert und der Herzog seines Amtes enthoben wurde. Das Jagdschloss Platte blieb jedoch in Adolfs Besitz und als dieser 1890 Großherzog von Luxemburg wurde, ging es in den Besitz des Staates Luxemburg über. Nachdem Adolf im Jahr 1905 starb, verkaufte es Luxemburg dann für 400.000 Goldmarkt 1913 an die Stadt Wiesbaden.
Ende des 2. Weltkrieges wurde im strategisch günstig gelegenen Schloss hoch über Wiesbaden eine Flugabwehrleitstelle untergebracht, welches dem Gebäude in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1945 zum Verhängnis wurde: ein Angriff durch die britischen Luftwaffe zerstört es fast vollständig, nur die Außenmauern blieben stehen.
Die Ruine verfiel in den Folgejahren zunehmend. Erst 1987 nahm sich eine Initiative, die heutige "Stiftung Jagdschloss Platte e.V.", des Schlosses an und machte es wieder nutzbar. Ab 1989 begannen die ersten Sicherungsarbeiten an der Ruine. Ab 1993 konnte sie für Hochzeiten, Partys und sonstige Veranstaltungen genutzt werden.
Die Stiftung hat jedoch das Ziel, dass Schloss mithilfe von Spendengeldern vollständig wieder aufzubauen. 2003 wurde ein modernes Glasdach errichtet, welches das Gebäude weit auskragend überspannt und die historischen Formen zitiert.
Im Herbst 2006 wird der Innenraum weiter ausgebaut. Ab April 2007 steht das Gebäude wieder für Veranstaltungen zur Verfügung.
[Bearbeiten] Architektur
Das Jagdschloss Platte wurde in klassizistischem Stil errichtet. Es hatte einen quadratischen Grundriss, eine klare kubische Form und vier zurückhaltende Schauseiten, die jeweils durch einen Mittelrisalit mit flachem Giebel geschmückt waren. Auf der Südseite wurde der Mittelrisalit durch ionische Säulen hervorgehoben. Auf dem Dach in Form eines Pyramidenstumpfs gab es eine Aussichtsplattform, von der man den Wiesbadener Talkessel und die Rheinebene überblicken konnte.
Im Inneren war zentral das Treppenhaus angeordnet, dessen zweiläufige Wendeltreppe von einer Kuppel nach Vorbild des römischen Pantheon überspannt wurde. Die 54 Räume auf drei Ebenen gruppierten sich um dieses Treppenhaus. Die Zimmer waren prachtvoll ausgestattet, das Empfangszimmer des Herzogs enthielt beispielsweise ausnahmslos Möbel, die aus Hirschgeweih gefertigt waren.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 8' 3" N, 8° 13' 13" O
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