Islamische Kultur
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Der Ausdruck islamische Kultur bezeichnet hauptsächlich im akademischen Bereich die historische Beschreibung der in den islamischen Völkern geübten kulturellen Praxis. Mit dem entstehenden Islam im Arabien des 6. Jahrhunderts waren die frühen Formen muslimischer Kultur überwiegend arabisch geprägt. Jedoch mit der raschen Ausdehnung des islamischen Reiches, übernahmen die Muslime vielfältige Traditionen der eroberten Völker und machten sich Elemente der persischen, türkischen, mongolischen, indischen, malaysischen und indonesischen Kulturen zu eigen.
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[Bearbeiten] Begriffsprobleme
Der Ausdruck muslimische Kultur selbst ist umstritten. Muslime leben in vielen verschiedenen Ländern und Gesellschaften, und es fällt mitunter schwer, das jeweilig gemeinsam Islamische in den unterschiedlichen Bezügen zu bestimmen. Infolgedessen bestreiten bestimmte religiöse Muslime die Existenz einer muslimische Kultur, es existiere lediglich die muslimische Religion. Jedoch vermag ein akademisches Herangehen eine solche exklusive Sichtweise nicht zu teilen, da sie Religion als einen Aspekt der Kulturanthropologie und der Geschichte versteht.
Der renommierte Islamhistoriker Marshall Hodgson beschrieb diese Spannung von religiösen versus weltlich-akademischen Gebrauch von Begriffen wie „islamisch“ und „Muslim“ in seinem dreibändigen Werk Das Wagnis des Islam . Er schlug vor, diese Termini lediglich religiösen Phänomenen vorzubehalten, und schlug für die Beschreibung der kulturellen Aspekte der historischen muslimischen Völker den Begriff „Islamicate“ vor. Diese Unterscheidung hat sich jedoch nicht durchgesetzt, daher bleibt eine gewisse Unschärfe beim Gebrauch dieser Begriffe bestehen.
[Bearbeiten] Religiöse Praxis
Die islamische Kultur umfasst im Allgemeinen alle praktischen Lebensäußerungen, die sich um den Islam entwickelt haben. Insofern umfasst sie zahlreiche Aspekte des Gottesdienstes der konservativen Muslime, wie auch die Verehrung der Sufi-Meister (persisch pir) oder der Scheichs (arabisch Murshid). In Südasien spielte die Verehrung der Sufimeister eine bedeutende Rolle, da die bhakti-Praxis der einheimischen Hindus bzw. die spirituelle Hingabe an den Guru Verbindungen nahelegte. Diese Ähnlichkeit leistete der Entstehung synkretistischer Formen eines Kultus Vorschub, der hinduistische und islamische Elemente vereinte, wie die bengalische Baul-Tradition, und so die friedliche Bekehrung der meisten Bengalen erleichterte.
[Bearbeiten] Sprache und Literatur
[Bearbeiten] Arabisch
Die frühe muslimische Literatur ist in der Sprache der Gemeinden Muhammads in Mekka und Medina, Arabisch, abgefasst. Da die Frühgeschichte der muslimischen Gemeinschaft sich auf die Etablierung des Islam richtete, waren seine literarische Erzeugnisse im Wesentlichen religiöser Natur. Siehe die Artikel Qur'an, Hadith und Sirah, der frühesten Literatur der muslimischen Gemeinschaft.
Mit der Etablierung des Umayyadenreichs, entwickelte sich eine säkulare muslimische Literatur. Siehe 1001 Nacht . Die Araber verbreiteten diese weltliche Literaturgattung ohne besonderen religiösen Inhalt über ihre gesamten Reiche und so wurde sie zum Bestandteil einer weitverbreiteten Kultur.
[Bearbeiten] Persisch
Während der Abbasidenherrschaft wurde Persisch zu einer Hauptsprache der muslimischen Kultur; ein großer Teil der bedeutendsten muslimischen Literatur ist folglich persische Literatur. Siehe Die Konferenz der Vögel oder die Dichtungen des Rumi.
[Bearbeiten] Türkisch
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[Bearbeiten] Südasien
In Bengalen schuf die Baul Tradition der Volksmusik eine synkretistische Dichtung, die den Sufismus mit zahlreichen lokalen wie auch hinduistischen Vorstellungen vereinigte. Die bedeutendsten Dichter waren Hason Raja und Lalon.
Zur frühen muslimische feministischen Literatur siehe Rokeya Sakhawat Hussain.
[Bearbeiten] Die Moderne
Heute ist die Klassifikation von Schriftstellern nach der Sprache zunehmend bedeutungslos geworden. Der ägyptische Nobelpreisträger Nagib Machfus ist ins Englische übersetzt und in der ganzen Welt gelesen worden. Andere Schriftsteller wie Orhan Pamuk und Salman Rushdie schreiben direkt in englisch für ein breiteres internationales Publikum.
[Bearbeiten] Festivals
Siehe Eid ul-Fitr, Eid ul-Adha, Aschura, Mawlid, Lailat Al Miraj und Shab-e-baraat.
[Bearbeiten] Ehe
Siehe Ehe im Islam, Nikah und Nikah Mut'ah.
Der Ehe kommt im Islam eine höchste Bedeutung zu. Muhammad, der Prophet des Islam verkündete, die „Ehe sei die Hälfte der Religion“; zahlreiche Hadithe, heben die Bedeutung der Ehe und Familie hervor.
Im Islam ist die Ehe eine legitime Verbindung und ein sozialer Vertrag zwischen einem Mann und einer Frau nach der Shari'a. Der Qur'an kennt zwei Arten von Ehen, Nikah in Sure 4:4 und Nikah Mut'ah in Sure 4:24.
[Bearbeiten] Kunst
Siehe islamische Kunst. Die islamische Kunst als Teilbereich der Islamwissenschaft wurde in der Geschichte hauptsächlich abstrakt und dekorativ ausgeführt, sie gestaltet geometrische mit Blumen verzierte Arabesken und kalligrafische Muster. Anders als die mächtige Tradition der Darstellung des menschlichen Körpers in der christlichen Kunst verbietet die islamische Kunst die Porträtierung menschlicher Wesen. Das Fehlen der Bilder ist darin begründet, dass Muhammad und der ursprüngliche Islam in der bildlichen Darstellung von Menschen Götzendienst sahen. Diese Enthaltung von menschlichen Bildwerken oder Ikonen wird Anikonismus genannt. In den letzten beiden Jahrhunderten erhöhte sich der Kontakt mit der westlichen Kultur und dieses Verbot hat sich so weit entspannt, dass nur mehr die ultraorthodoxen Muslime die Bilder verurteilen.
Die islamische Kunst fokussiert sich normalerweise um Allah, und da Allah bildlich nicht dargestellt werden darf [„Alles, wovon du glaubst, er sei es, ist er nicht“], verwendet man geometrische Strukturen. Diese Muster sind in der Art sich wiederholender Arabesken ausgeführt, sollen aber nicht notwendigerweise die Natur nachbilden.
Hauptartikel: Islamische Kalligrafie
In Rücksicht auf das Bilderverbot und aus Respekt vor dem Qur'an entwickelten die islamischen Künstler die arabische Kalligrafie zur Kunstform. Die Kalligrafen schufen Kopien des Qur'an bzw. religiöser Zitate in arabischer Schreibschrift von höchster künstlerischer Qualität, um die in den Qur'anversen wahrgenommene Schönheit zum Ausdruck zu bringen.
[Bearbeiten] Architektur
Siehe islamische Architektur.
[Bearbeiten] Elemente des islamischen Stils
Die islamische Architektur ist durch Stilelemente geprägt, die aus der ersten von Muhammad in Medina errichteten Moschee übernommen wurden, sowie durch weitere vorislamische aus Kirchen oder Synagogen stammende Eigenschaften. Dazu zählen
- Große Höfe häufig kombiniert mit einer zentralen Gebetshalle (ursprünglich ein Merkmal der Al-Nabawi-Moschee).
- Minarette oder Türme (ursprünglich als fackelbeleuchtete Wachttürme dienend z.B. in der großen Moschee von Damaskus; daher in Ableitung vom arabischen Wort nur „Licht“ bedeutend).
- Mihrab (Nische) in einer Innenwand, zeigt die Richtung nach Mekka an. Spekulationen vermuten Toranischen in Synagogen oder haikal in koptischen Kirchen als Vorbild.
- Kuppeln. (frühester islamischer Gebrauch in der Moschee von Medina (8. Jahrhundert)).
- Verwendung von iwanen als Vermittler zwischen unterschiedlichen Abschnitten.
- geometrische Formen wie die sich wiederholende Arabeske.
- Einsatz dekorativer Kalligrafie.
- Einsatz der Symmetrie.
- Brunnen für rituelle Waschungen.
- Verwendung heller Farben.
- Konzentration auf den Innenraum eines Gebäudes anstatt auf das Äußere.
[Bearbeiten] Bedeutung
Die islamischen Architektur interpretiert man weithin als
- die Vorstellung von Allahs Unendlichkeit und Macht vermittelt sich durch die Strukturmuster sich ständig wiederholender Themen.
- Menschen- und Tiergestalten werden in der dekorativen Kunst nur selten bildlich dargestellt, da das Werk Allahs unvergleichlich ist. Laubwerk ist hingegen ein häufiges Motiv, häufig stilisiert oder vereinfacht.
- Die Kalligrafie wird verwendet, um den Wert des Gebäudeinneren zu betonen, indem man Qur'anzitate darstellt.
- Die islamische Architektur wird auch „Architektur des Schleiers“ genannt, weil die Schönheit in den inneren Räumen (Höfen und Räumen) liegt und nicht straßenseitig von außen sichtbar ist.
- Verwendung eindrucksvoller Formen wie Kuppeln, hohe Minarette und große Höfe, die Macht demonstrieren sollen.
[Bearbeiten] Musik
Siehe islamische Musik. Islamische Musik ist die religiöse muslimische Musik, die in öffentlichen Gottesdiensten oder in bei privaten Gebeten gesungen oder gespielt wird. Wohl gelten als klassisches Herz des Islam Arabien und der nahe Osten, Nordafrika, Ägypten, Iran, Mittelasien, Nordindien und Pakistan. Aber weil der Islam eine multikulturelle Religion ist, ist ihre musikalische Ausdrucksformen jeweils überaus vielfältig.
Die traditionellen Musikstile der Eingeborenen der jeweiligen islamischen Gebiete haben die religiöse Musik geformt, die heute von den Muslimen gehört und aufgeführt wird:
- Arabische klassische Musik
- Persische klassische Musik
- nordindische klassische Musik.
Die Seldschuken, ein zum Islam bekehrter nomadischer Stamm, der Anatolien (heute "Türkei") eroberte und das Kalifat wie das Osmanenreich etablierte, übten auch auf die islamische Musik großen Einfluss aus.
Siehe auch:
Das subsaharische Afrika, Indonesien, Malaysia, und die südlichen Philippinen weisen ebenfalls einen hohen muslimische Bevölkerungsanteil auf, aber diese Gebiete hatten geringeren Einfluss als das arabische Zentrum der vielfältigen Traditionen arabischen Musik.
Zu allen diesen Regionen bestanden Handelsverbindungen lange vor den islamischen Eroberungen der 600er und folgenden Jahrhunderte. Wahrscheinlich nahmen die Musikstile die gleichen Reisewege wie die Handelsgüter. Über ihre Aufführungspraxis lässt sich allerdings nur mutmaßen. Der Islam muss einen nachdrücklichen Einfluss auf die Musik ausgeübt haben, da er beträchtliche Gebiete unter den ersten Kalifen vereinigte, und den Handel zwischen weit entfernten Ländern erleichterte. Zweifellos verbreiteten die mystischen Sufiorden (Tariqas) ihre Musik weit.
[Bearbeiten] weiterführende Literatur
- Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte – Alltag - Kultur, München: Beck 2001
- Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients. Fachzeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. ISSN 0021-1818
- The culture of Islam: changing aspects of contemporary Muslim life, by Lawrence Rosen (University of Chicago Press, 2004)
- Studies in Islamic culture in the Indian environment, by Aziz Ahmed (Oxford India Paperbacks, 1999).
- Islamic Literature an der Cornell University.
- islamische Literatur an der Cornell Universität.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Kunst
- http://home.arcor.de/muslimeindeutschland/derislam/dieislamischekultur/dieislamischekultur.html
- The culture of Islam: changing aspects of contemporary Muslim life, by Lawrence Rosen (University of Chicago Press, 2004)
- Islamic Art page from the BBC.
- Introduction to Islamic art from the Los Angeles County Museum of Art.
[Bearbeiten] Architektur
- Islamic Architecture - mosques and palaces
- ArchNet Islamic Architecture Community.