Irenik
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Irenik (auch Irenismus, von griech. eirene - Frieden) bezeichnet die theologische Haltung, die die allen christlichen Konfessionen gemeinsamen Lehren und Riten betont und ihre Streitigkeiten beizulegen sucht.
Die Irenik steht somit zwischen Dogmatismus einerseits und Relativismus andererseits.
In der Theologie werden mit dem Wort verschiedene Theologen und Schulrichtungen bezeichnet.
- Theologen der Nachreformationszeit, die die Kirchenspaltung durch Dialog zu verhindern bzw. rückgängig zu machen versuchten. Der namhafteste Vertreter ist der Lutheraner Georg Calixt. Er traf in den eigenen Reihen auf heftigen Widerstand.
- Vertreter einer postmodernen Orthodoxie, die sich theologisch auf den Consensus Ecclesiae beziehen, den noch ungeteilten Glauben der Alten Kirche, unter Betonung der ökumenischen Konzilien bis Chalcedon und der Lehren der vier großen Kirchenlehrer des Ostens (Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomos) und des Westens (Ambrosius, Augustinus, Hieronymus, Gregor I.), die in der Ökumene rezipiert wurden. Diese Haltung findet sich insbesondere in der anglikanischen und methodistischen Kirche. Einer der bekanntesten Vertreter ist Thomas C. Oden.
- In der römisch-katholischen Kirche wurde der Begriff insbesondere von jenen gebraucht, die in der Irenik eine Gefahr für die Lehre sahen, beispielsweise in der Enzyklika "Humani Generis" von Papst Pius XII., und hatte dann einen negativen Beiklang, insbesondere im Modernismusstreit.
- Eine weitere Richtung der Irenik, die besonders in der Ökumenismusbewegung vertreten ist, will die Unterschiede zwischen den christlichen Kirchen nur noch als traditionsbedingte Zufälligkeiten ohne Relevanz für die Wahrheitsfrage ansehen.
Heute ist das Wort Irenik durch Begriffe wie Dialog, Konsenssuche und ökumenischer Geist fast völlig verdrängt.
Ungebräuchlich war der Begriff schon immer für die entsprechende Diskussion in nicht-christlichen Religionen und die Diskussion zwischen Kirchen und Atheisten.