Industrielle Landwirtschaft
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Industrielle Landwirtschaft ist ein aus den USA entlehnter Begriff. Mit industrial farming wird dort insbesondere die an industrielle Verhältnisse erinnernde Form der Massentierhaltung in landwirtschaftlichen Großbetrieben kritisiert.
Kennzeichen agrarindustrieller Betriebe sind:
- ein hoher Spezialisierungsgrad,
- der intensive Einsatz technischer Verfahren,
- ein hoher Kapitaleinsatz,
- der Übergang zu standardisierter Massenproduktion und
- die Rationalisierung aller Produktionsabläufe von der Herstellung über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung.
Die Entwicklung zur industrialisierten Landwirtschaft betrifft nicht nur wenige, im agrarindustriellen Bereich tätige Kapitalgesellschaften. Er umfasst zunehmend auch klassische Betriebe, die sich in Familienbesitz befinden. In den USA ist der Prozess der Industrialisierung für die Mehrzahl der Betriebe vollzogen.
[Bearbeiten] Beispiel: Rindermast in den USA
Die traditionellen Rinderzuchtgebiete lagen dort, wo für Ackerbau die Niederschläge nicht mehr ausreichen und nun Präriegras wächst. Hier wurden auf gigantischen Ranchs von den Cowboys die Rinder großgezogen und später zu den Eisenbahnstationen oder Schlachthöfen getrieben. Heutzutage lautet die Devise: Rationalisierung. In Feedlots werden die Erfolge der Veredlungswirtschaft erreicht. In Mastbuchten werden häufig mehr als 200000 Kälber/ Jungrinder unter freiem Himmel zur Schlachtreife gefüttert. Jede einzelne der vielen Buchten kann bis zu 2000 Tiere aufnehmen. Die Aufzucht der Tiere wird streng kontrolliert.
In der Tierzucht wird nichts dem Zufall überlassen. Es wird gezüchtet bis das „Produkt Tier“ den heutigen Aufzuchtbedingungen und den Wünschen der Käufer entspricht. Auch die Fütterung erfolgt wissenschaftlich exakt: Zehn Kilogramm Mais müssen ein Kilogramm Rindfleisch oder fast zwei Kilogramm Schweinefleisch bringen. Mit Soja und wachstumsfördernden Mitteln nehmen Kälber in 24 Stunden fast zwei Kilogramm an Gewicht zu. Schon nach 150 Tagen können sie das optimale Schlachtgewicht von 600 Kilogramm erreicht haben, wozu sie auf den Weiden der Prärie fast zwei Jahre brauchen würden.
Am Fuß der Rocky Mountains in Colorado befindet sich z.B. das Kuner Feedlot. Es ist im Besitz eines großen Nahrungsmittelkonzerns. Viele Amerikaner, die ihr Geld investiert haben, erwarten nun jährliche Gewinne. Zwei- bis dreimal pro Jahr können neue Tiere in die Mastbuchten aufgenommen werden. Ein Großteil des Futters kommt von eigenen Farmen. Jeden Tag werden etwa 900 Tonnen Getreide benötigt. Die computerberechneten Futtermengen werden von den Lastwägen über Fließbänder in die Tröge gepumpt. Jeden Tag werden rund 3000 Rinder zum konzerneigenen Schlachthof transportiert.
Nachdem das Rindfleisch zerlegt und portioniert wurde, wird es in Kühlwagen in die Supermärkte und Hotels des Konzerns gebracht.
[Bearbeiten] Kritik
Zu den ökologischen Auswirkungen gehören in den USA vor allem Bodenerosion, Bodenversalzung sowie das Eindringen von Agrarchemikalien in das Grundwasser; Aufgrund industrieller Produktionsketten sind ferner Probleme sowohl für die Tiergesundheit als auch für die menschliche Gesundheit geschaffen worden. So wurde die Übertrag von tierischem Eiweiß an Pflanzenfresser möglich. Das bedeutet, dass die Tiere selbst wieder tierische Abfälle fressen. Hinzu kommen im Zusammenhang mit der Massentierhaltung ungelöste Fragen des Tierschutzes.
Von Kritikern wird für die industrielle Landwirtschaft die Gefahr gesehen, dass landwirtschaftliche Produkte mit industriellen Werkstücken auf eine Stufe gestellt werden, die in einer Fabrik am Fließband oder mit Robotern zu jeder Zeit in gewünschter Menge hergestellt werden. Eine solche Auffassung führte zwangsläufig dazu, aus Rohstoffen, Ressourcen und Nutztieren das Äußerste herauszuholen.