Hannsheinz Porst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hannsheinz Porst (* 8. November 1922 in Nürnberg) ist ein deutscher Unternehmer. Er war lange Jahre Eigentümer der Fotohandelskette Photo Porst. Er gründete Maul & Co (Akzidenzdruckerei), Exdata (Datenverarbeitung), DSV (Deutscher Supplement Verlag; rtv), PORST Wohnungsbau, Grapha, Atrex.

[Bearbeiten] Leben

Sein Vater Hanns Porst begründete 1919 einen Fotoladen, aus dem sich später ein Fotoversandhaus entwickelte. Der junge Hannsheinz stieg 1948 in den elterlichen Betrieb ein. Als einer der Ersten in der Bundesrepublik baute er mit seinen Photo Porst-Läden eine Fachgeschäftskette.

Nach der Währungsreform trat er in das von seinem Vater aufgebaute, und bereits 1936 als „Der Welt größtes Photohaus“ bekannte Unternehmen als gleichberechtigter Gesellschafter ein. Ende 1950 war bereits abzusehen, dass ein auf Photo spezialisiertes Versandgeschäft keine Zukunft haben kann. Vater Porst übergab die Firma seinem Sohn, der folgerichtig damit begann, bundesweit eine Ladenkette aufzubauen, die bereits fünf Jahre später über 100 eigene, und 600 im Franchise-System arbeitende Vertriebsstellen verfügte. Durch modernes Marketing und unkonventionelle Ideen gelang es, 25% des deutschen Photomarktes darzustellen.

Daneben baute der Unternehmer auf der grünen Wiese vor Nürnberg eine Druckerei und 500 Werkswohnungen. Die Druckerei für Tiefdruck, Offset und Buchdruck galt bereits wenige Jahre danach als eine der bekanntesten in der BRD.

1964 wurde Porst verhaftet und der Steuerhinterziehung beschuldigt. Nach Bezahlung von 9,5 Millionen ausstehender Steuern und einer Buße von 2,5 Millionen kam es zu keiner Anklage. Vier Jahre später wurde Porst wiederum verhaftet und vom Bundesgerichtshof zu 2 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt.

Nach Rückkehr aus der Justizvollzugsanstalt Landsberg verschenkte der Unternehmer seine Betriebe an seine Mitarbeiter und entwickelte mit ihnen das als PORST-MODELL bekannt gewordene, von Banken, Gewerkschaften und Unternehmern heftig bekämpfte System einer absoluten betrieblichen Selbstbestimmung. 1980 schied Porst aus dem aktiven Dienst der Unternehmen aus, die ohne ihn in den Folgejahren erhebliche Verluste erlitten, und letztendlich unter Aufgabe der totalen Selbstbestimmung von den Mitarbeitern verkauft wurden. Porst verkaufte hierzu seine Immobilien, die Porst Wohnungsbaugesellschaft. Da die 30 Millionen nicht reichten, um die aufgelaufenen Verluste der Mitarbeitergesellschaft auszugleichen, zwangen ihn die Banken zusätzliches Kapital zu akquirieren. Eingestiegen ist dann die Interdiscount, Schweiz.

Der Millionär bezeichnet sich als Marxisten, war FDP- und gleichzeitig heimliches SED-Mitglied und wurde 1969 wegen landesverräterischer Beziehungen (Spionage für die DDR) zu einer Haftstrafe von 2 1/2 Jahren verurteilt. Nach seiner Entlassung übereignete er seine Firma an die Mitarbeiter, was er als Form "totaler Mitbestimmung" sah.

Er war mit dem ehemaligen Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR Markus Wolf befreundet. Dieser war der Leiter der Gruppe Porst, zu der auch Herr Pilny (Hauslehrer seiner Söhne und FDP-Sekretär) und Peter Neumann (Mitarbeiter in den schweizer Firmen) gehörten.

[Bearbeiten] Bio vom WDR:

8. November 1922: Hannsheinz Porst wird in Nürnberg geboren. Sein Vater Hanns Porst hatte 1919 einen kleinen Fotoladen gegründet, aus dem sich 1925 ein Fotoversandhaus entwickelte. Nach Beendigung seiner Schulzeit arbeitete sich Porst jun. im väterlichen Unternehmen ein und baut die Druckerei Maul & Co. (Buchdruck-Offset-Tiefdruck) in Nürnberg auf.

1960: Porst übernimmt den väterlichen Betrieb, versucht rapide Umsatzeinbußen durch die Gründung von "Porst-Wert-Dienst" auszugleichen, was aber scheitert.

1963: der Umsatz von "Photo-Porst" hat sich wieder auf 50 Millionen stabilisiert.

1964: Aufbau der Porstschen Ladenkette

1964: Porst wird wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung drei Wochen inhaftiert.

1967: Unter dem Verdacht landesverräterischer Beziehungen zum DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wird Porst am 26. Oktober erneut inhaftiert und kommt erst Ende Dezember gegen Kaution wieder auf freien Fuß.

1969: Porst wird zu zwei Jahren und neuen Monaten Gefängnis verurteilt, tritt die Strafe an und wird 1970 vorzeitig aus der Haft entlassen.

1972: In seinem Unternehmen führt Porst die "totale Mitbestimmung" ein.

1973: erste Schwierigkeiten des "Porst-Modells" werden offensichtlich.

1974: Die Datenverarbeitungsfirma "Exdata" und die Porst-Auslandsfilialen in Holland und Frankreich müssen verkauft werden, die Mitbestimmungskompetenz der Betriebsversammlung wird aufgegeben.

1978/1979: Hannsheinz Porst kündigt seinen Rückzug aus der aktiven Geschäftsleitung an.

Februar 1981: Versuch der Übernahme der renommierten, aber seit Jahren angeschlagenen Rollei-Werke Franke & Heidecke GmbH & Co., Braunschweig

Juni 1981: Die Rollei-Werke können nicht saniert werden und enden in einem Liqidationsvergleich.

Seit Ende der 70er Jahre hat sich Hannsheinz Porst immer mehr ins Privatleben zurückgezogen. Der Vater von vier Kindern ist passionierter Fotograf, Flieger, Herrenreiter und Liebhaber schwerer amerikanischer Straßenkreuzer. Er widmet sich auf seinem Hof in der Nähe von Nürnberg vor allem der Zucht von Hochlandrindern als auch dem Anbau von Obst und Gemüse. Daneben wirkt er als unternehmerischer Berater seines Sohnes, der 1987 mit dem Aufbau der Express-Laborkette "Pan-Color-Fotex" begann, die inzwischen mit 33 Filialen bundesweit vertreten ist.

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Hannsheinz Porst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Homepage von Hannsheinz Porst
• www.kamera-geschichte.de, Geschichte von Photo Porst
• NDR-Dokumentation über Hannsheinz Porst: "Millionär und Marxist"
• Spione in der FDP

Personendaten
NAME	Porst, Hannsheinz
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Unternehmer
GEBURTSDATUM	8. November 1922
GEBURTSORT	Nürnberg