Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv
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Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (kurz: HWWA) in Hamburg ist ein unabhängiges, staatlich finanziertes wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut mit großer Fachbibliothek und Dokumentation. Das HWWA gehört zu den sechs großen Wirtschaftsinstituten in der Bundesrepublik Deutschland.
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[Bearbeiten] Geschichte
Gegründet wurde das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv 1908 als zentrale Forschungsstelle des "Kolonialinstituts" in Hamburg. Dessen Aufgaben bestanden zunächst darin, Informationen über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung insbesondere in den überseeischen Ländern für die Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Staatsverwaltung bereitzustellen. Nach 1945 begann das HWWA eigene Forschung zu betreiben. Im Zuge eines zunehmend sich verbreiternden Tätigkeitsfelds in der Wirtschafts- und Politikberatung wurde das Institut 1970 in „HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung“ umbenannt. Den heutigen Namen Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv trug das Institut nach dem Ersten Weltkrieg schon einmal. Seit Juni 2000 ist das Institut eine Stiftung des öffentlichen Rechts.
Direktoren und Präsidenten des HWWA ab 1945
- 1945 Andreas Predöhl (22. Mai-28. August 1945) komm. Direktor
- 1945 Heinrich Waltz (1945-1946) komm. Direktor
- 1946 Paul Heile (1946-1948) komm. Direktor
- 1948 Clodwig Kapferer (1948-1964) Direktor
- 1964 Heinz-Dietrich Ortlieb (1964-1978) Direktor
- 1978 Armin Gutowski (1978-1987) Präsident
- 1987 Hans-Jürgen Schmahl (1987-1989) Präsident
- 1989 Erhard Kantzenbach (1989-1996) Präsident
- 1996 Hans-Eckart Scharrer (1996-?) komm. Präsident
- 1996 Hans-Werner Sinn erhält den Ruf als Präsident des HWWA
- 1998 Hans-Werner Sinn lehnt die Berufung auf die HWWA-Präsidentenstelle ab
- 1999 Thomas Straubhaar (1999-2006) Präsident
[Bearbeiten] Strukturen
Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) ist ein Institut der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL), ehemals „Blaue Liste“. Es wird je zur Hälfte durch den Bund und die Bundesländer finanziert. Über die Förderung entscheidet wie bei allen WGL-Instituten ausschließlich die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK).
Das HWWA besteht aus einem Informationsbereich und einem Forschungsbereich. Ein Nutzerbeirat unterstützt die Arbeit des Informationsbereichs. Die Forschungstätigkeit und die Dienstleistungen werden von einem Wissenschaftlichen Beirat begleitet.
Der Informationsbereich besteht aus den Abteilungen Bibliothek, Dokumentation und Informationsdienste. Eine Besonderheit bildet die öffentlich zugängliche Pressedokumentation. Der Personalbestand liegt bei ca. 80 Mitarbeitern (Stand 2005).
Die wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit des Forschungsbereichs besteht in der Herausgabe wirtschaftspolitischer Zeitschriften (Wirtschaftsdienst und Intereconomics), periodischer Berichte und des "Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik".
Die Durchführung der gesteckten Ziele werden von sieben Forschungsabteilungen mit je drei bis vier Forschergruppen wahrgenommen. Die sieben Abteilungen sind: Internationale Währungsentwicklung, Weltkonjunktur und Rohstoffmärkte, Wirtschaftsraum Europa, Migration, Welthandel und Entwicklung, Klimapolitik und der Querschnitts-Schwerpunkt "Deutschland 2030". Der Personalbestand im Forschungsbereich liegt bei ca. 70 Mitarbeitern (Stand 2005).
[Bearbeiten] Informationsbereich (Bibliothek/Dokumentation)
Der Informationsbereich des Instituts mit den Abteilungen Bibliothek, Dokumentation und Informationsdienste dient mit seinen umfangreichen Literatursammlungen und seinen Dienstleistungen nicht nur der Forschungsarbeit des Instituts, sondern steht im Sinne des Grundauftrags des Institutes der Öffentlichkeit lokal und überregional (Online-Datenbanken) zur Verfügung.
[Bearbeiten] Sammelschwerpunkt (Bibliothek/Dokumentation)
Der Schwerpunkt der gesammelten Literatur (Jahresperiodika, Monographien und Zeitschriften) liegt auf der Betriebswirtschaftslehre, teilweise der Volkswirtschaftslehre und insbesondere der Branchenliteratur. Für Literatur-Recherchen im Bereich Volkswirtschaft ist besonders auf die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) in Kiel zu verweisen. Sowohl die Bibliothek des HWWA als auch die ZBW bieten VWL/BWL-Studenten, Wirtschaftswissenschaftlern als auch der freien Wirtschaft und sonstigen Interessierten ein exzellentes internationales Angebot an wirtschaftswissenschaftlicher und empirischer Fachliteratur.
[Bearbeiten] Dienstleistungen (Bibliothek/Dokumentation)
Die Bibliothek hält eine Vielzahl von Monographien und über 1000 internationale Fachzeitschriften in mehreren Sprachen vor. Die Literatur kann selbständig über den HWWA-Opac (Online-Datenbank) recherchiert und vor Ort oder online über die HWWA-Bibliothek bzw. Subito bezogen werden. Recherchen zu Branchen, Firmen etc. können kostenpflichtig bei der Abteilung Informationsdienste in Auftrag gegeben werden. Der Benutzer bekommt allerdings keine komplette Übersicht über alle angebotenen Dienstleistungen auf der Homepage und muss sich durch die Angebote auf der Homepage erst einmal durchklicken.
Ein guter Teil der Literatur wird inhaltlich mit dem Standard-Thesaurus-Wirtschaft (STW) erschlossen. Bei der Opac-Suche kann der Benutzer diesen Thesaurus benutzen. Eine Crosskonkordanz zwischen dem Standard-Thesaurus-Wirtschaft und der Schlagwortnormdatei wird seit 2001 als Kooperationsprojekt von mehreren wirtschaftswissenschaftlichen Bibliotheken aufgebaut.
[Bearbeiten] Forschungsbereich
Der arbeitsteilige Ansatz legt das Schwergewicht des HWWA auf die Erforschung der Interdependenz der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik und ihrer weltwirtschaftlichen Verflechtungen. Die Bandbreite der Forschungen, die z.T. als Auftragsforschung durchgeführt werden, reicht von branchenbezogenen Analysen der Weltkonjunktur, der internationalen Handelspolitik über Problemstellungen der weltwirtschaftlichen Integration der Entwicklungsländer und der Wirtschaftspolitik der EU-Länder, bis hin zu kleineren Analysen zur Wirtschaftsstruktur und Entwicklung in Norddeutschland. Als besondere Schwerpunkte haben sich die internationale Klimaforschung und die Migrationsforschung herausgebildet.
Seit 1989 sind die Entwicklungen in den neuen Bundesländern und die Transformationsprozesse der mittel- und osteuropäischen Länder zum Aufgabenbereich des HWWA hinzugekommen. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wird die Wettbewerbsentwicklung in den neuen Bundesländern beobachtet sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und ordnungspolitischen Veränderungen der baltischen Staaten dokumentiert und aufbereitet.
[Bearbeiten] Zukunft
Im Juni 2003 durchlief das HWWA turnusmäßig eine Evaluierung durch die Leibniz-Gemeinschaft (WGL). Der anschließend erstellte, online zugängliche WGL-Evaluierungsbericht kritisierte wiederholend die Führungsebene des HWWA-Informationsbereichs. Der WGL-Senat empfahl daraufhin im März 2004 der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, den Arbeitsbereich Bibliothek des HWWA in die ZBW in Kiel einzugliedern. Eine Empfehlung zum Forschungsteil des HWWA wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Im Juni 2005 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft (WGL-Senat) als abschließende Empfehlung zum HWWA-Forschungsbereich festgelegt, dass das HWWA als eigenständige Einrichtung nicht weiter gefördert werden soll und dass seine Forschungsabteilungen nicht in das Institut für Weltwirtschaft integriert werden sollen. Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung hat auf der Grundlage dieser Empfehlung am 21. November 2005 beschlossen, die Förderung des HWWA mit Ende des Jahres 2006 auslaufen zu lassen. Die Bibliothek des HWWA soll wie beschrieben in die ZBW integriert werden.
Das HWWA wird zum 31. Dezember 2006 per Stiftungsauflösungsgesetz aufgelöst. Die bedeutende Bibliothek wird in die ZBW integriert.
Teile des HWWA werden im HWWI (http://www.hwwi.org), das 2005 von gegründet wurde, weitergeführt. http://hwwi.org/fileadmin/hwwi/Mediencenter/Pressemitteilungen/2005_Pressemitteilungen/2005-04-18_Pressemitteilung_Start_HWWI.pdf
[Bearbeiten] Literatur
- Straubhaar, Thomas: Ökonomisierung des Bildungswesens. In: Wirtschaftsdienst (Heidelberg). - Heidelberg, Tübingen. - 85. 2005, 2. - S.62-63, 2005
- Straubhaar, Thomas: Europe at the crossroads. In: Intereconomics. - Berlin; Heidelberg [u.a.]. - 40. 2005, 3. - S.118-119, 2005
- Straubhaar, Thomas: Deutschland fehlt eine Vision 2020. In: Wirtschaftsdienst (Heidelberg). - Heidelberg, Tübingen. - 84. 2004, 10. - S.606-607, 2004
- Leveknecht, Helmut: 90 Jahre HWWA. Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts bis zur Stiftung HWWA. Eine Chronik. Hrsg.v. HWWA, Hamburg 1998.
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle HWWI-Homepage
- Offizielle HWWA-Homepage
- Überblick HWWA-Informationszentrum/Bibliothek
- Projekt: Digitalisierung der Archive der Pressedokumentationen von HWWA und ZBW
- Standard-Thesaurus-Wirtschaft
- Überblick HWWA-Publikationen
- Traditionslinien des HWWA-Instituts
- Chronik 90 Jahre HWWA
- WGL-Evaluierungsbericht zum HWWA (2004)
- Abschließende Stellungnahme des WGL-Senats zum HWWA (2005)
- Pressemitteilung der Bund-Länder-Kommission über die Beendigung der Förderung des HWWA
