Hajo Funke
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Hajo Funke (* 18. November 1944 in Guhrau) ist Wissenschaftler für Politik und Kultur am Institut für Politische Wissenschaften der Freien Universität Berlin. Sein Schwerpunkt liegt auf den Untersuchungen zu Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland.
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[Bearbeiten] Biografie
Nach dem Besuch der Grundschule (1951-1954) und des Gymnasiums (1954-1964), absolvierte er von 1964-1966 seinen Wehrdienst. Im direkten Anschluss daran begann er das Studium der Soziologie und Politischen Wissenschaften, welches er 1971 mit dem Diplom und der Note sehr gut abschloss. 1971-1977 war er Teilzeit-Assistent am Institut für Politische Wissenschaften der Freien Universität Berlin. Sein Thema war die Industrielle Soziologie und Politik. 1976 erfolgte die Promotion in Politischer Wissenschaft („Über die Taylorisation der industriellen Arbeit“), summa cum laude. 1977 nahm er eine Stelle als „Research Fellow“ am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) an, die er bis 1983 beibehielt. 1984 folgte dann die Habilitation (Vortrag über die Theorien über Antisemitismus). 1985-1987 nahm Funke eine Untersuchung über die Emigration von Juden vor und während der Zeit des Nationalsozialismus vor, die die Grundlage für seine Veröffentlichung „Die andere Erinnerung. Interviews und Portraits von Jüdischen Gelehrten im Exil“ bildet, welche 1989 im Fischerverlag, Frankfurt erschien.
1987 erhielt er einen Lehrstuhl als Visiting Scholar am Center for European Studies an der Harvard University (Cambridge MA, USA). 1988/89 übernahm er vorübergehend die Vertretungsprofessur von Professor Alexander Schwan, Lehrstuhl der Politischen Philosophie, an der Freien Universität Berlin. 1989-1992 bekam Funke erneut eine Professur in den USA, diesmal an der University of Columbia (UC): Berkeley German Area Studies (modern history, literature, politics).
1993 kehrte Funke nach Deutschland zurück und übernahm einen Lehrstuhl für Politik und Kultur am Otto-Suhr-Institut (OSI) für Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin, an der er bis heute lehrt.
[Bearbeiten] Wichtige Werke
Zu den wichtigsten Werken aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören unter anderem die folgenden drei Bücher:
[Bearbeiten] Brandstifter – Deutschland zwischen Demokratie und völkischem Nationalismus
Hajo Funke dokumentiert und analysiert in diesem Buch anschaulich die rechtsextremistischen Ereignisse von Rostock im Jahr 1992. Er versucht zielgerichtete ökonomische, soziale und kulturelle Alternativen für die deutsche Politik zu benennen, um die Kluft zwischen Demokratie und völkischem (Abwehr-)Nationalismus zu überwinden. Funke betont, dass es um die beschriebene Umbruchsituation verstehen zu können, von zentraler Bedeutung sei folgende Komponenten zu prüfen und in Bezug zueinander zu setzen:
- die individuellen psychischen Einstellungen von Individuen und Gruppen
- Inhalt, Umfang und Relevanz der jeweiligen Mentalitätsbestände
- soziale, ökonomische, aber auch kulturelle Politiken und Prozesse, die Komponente 2 stärken oder schwächen könnenc
- öffentliche Diskurse und politische Organisation, die ebenfalls Komponente 2 beeinflussen
[Bearbeiten] Umkämpftes Vergessen
Dieser Band setzt sich mit der Frage auseinander, in welcher Weise die Walser-Debatte und die Kontroverse um das Holocaust-Mahnmal die „Erinnerungspolitik“ in Deutschland geprägt haben. Funke und seine Co-Autoren analysieren die politisch-psychologischen Motive, die hinter den Diskursen stehen, um so eine mögliche Tendenz aufzuzeigen, wie ein politischer Umgang mit der deutschen nationalsozialistischen Vergangenheit aussehen könnte. Im Wesentlichen orientiert sich der Text dabei an zwei Fragen:
- Inwieweit kann man gegenwärtig von einer „neuen Geschichtspolitik“ sprechen, die die deutsche Geschichte ein Stück weit „normalisiert“ und die versucht, eine „nationale Identität“ zu schaffen?
- Ist eine „geistig-moralische Wende“ erkennbar?
Das Buch versucht ausgehend von diesen Fragen zu ergründen, welche Muster der gesellschaftlichen und politischen Reaktionsbildung in Bezug auf den Umgang und eine eventuelle Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit zugrunde liegen. Um die Problematik zu veranschaulichen, stellen die Autoren die kontroversen Standpunkte von Bestseller-Autor Martin Walser und dem verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis gegenüber.
[Bearbeiten] Paranoia und Politik – Rechtsextremismus in der Berliner Republik
Nach Hajo Funke geht es in der Debatte um den „Rechtsextremismus neuen Typs“ um drei wesentliche Herausforderungen für die Politik:
- um die Wahrnehmung der Erstverantwortung der Politik
- um eine ökonomisch-soziale Politik
- um die Demokratisierung von Kommunen
Der Autor führt an, dass sich die demokratischen Parteien in Deutschland seit 2000 zwar zunehmend der Problematik des Rechtsextremismus bewusst seien, jedoch sehe sich die Berliner Republik bisher außerstande, dass inzwischen bereits etablierte Verhalten ausreichend zu bekämpfen. Das politische Anwachsen des Rechtsextremismus nach der Wiedervereinigung leitet die Erläuterung der These vom „Rechtsextremismus neuen Typs“ ein. Darunter ist das Gegenteil von der verharmlosenden Zuschreibung des Phänomens als „jugendliches Protestverhalten“ zu verstehen. Funke vertritt die These, dass Rassismus und Rechtsextremismus aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dass es eine Mischung aus „Verfolgungs- und Größenwahn“ ist, die den Rechtsextremismus zusammenhält. Die Ursachen für Rechtsextremismus sieht er in den Folgen des Zusammenwirkens aus „langfristigen gesellschaftlichen und kurzfristig situativen Faktoren“. Die Gründe für das Phänomen Rechtsextremismus und dessen Auswirkungen können daher nur im historischen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhang verstanden werden. Funke erklärt die Ursachen u.a. mit rechtsextremen Erbschaften (veranschaulicht am Beispiel der NS), autoritären Traditionen (Bsp.: DDR) sowie dem Ethnonationalismus und den Neuen Rechten (Analyse der Rostocker Unruhen).
Das Fazit lautet: Ein Verzicht auf deutschnationale Politik, die Abwertung der „anderen“ betreibt, wäre zwingend notwendig, um zur Lösung der Problematik beizutragen.
[Bearbeiten] Weitere Veröffentlichungen
Prof. Dr. Hajo Funke hat vielfach für Fachzeitschriften geschrieben und an Experten- und Gesprächsrunden teilgenommen. Nur einige Beispiele werden hier genannt, um Anregungen für weitere Informationen zu geben.
- Die Stärke der soft Power (aus Analysen und Alternativen – Heft 06/2003)
- Der aufhaltsame Marsch der neuen Rechten durch die Institutionen (aus Analysen und Alternativen – Heft 02/1998)
- Shareholder Partei Deutschlands (aus Kommentare und Berichte – Heft 10/1999)
- Demokratieaufbau Ost ( aus Kommentare und Berichte – Heft 06/1998)a
- Antidemokratische Potentiale ( aus Widersprüche – Heft 35/Juni 1990)
- Was tun gegen rechts? (aus GMH – Ausgabe 11/2000)
[Bearbeiten] Publikationen
- Gott Macht Amerika Funke, Hajo. - Berlin : Schiler, H, 2005, 1. Aufl.
- Umkämpftes Vergessen Berlin : Schiler, 2004, 2., erw. Aufl.
- Der amerikanische Weg Funke, Hajo. - Berlin : Schiler, 2002, Erstausg., 1. Aufl.
- Paranoia und Politik Funke, Hajo. - Berlin : Schiler, 2002
- Umkämpftes Vergessen Berlin : Verl. Das Arab. Buch, 2000, 1. Aufl.
- Unter unseren Augen Funke, Hajo. - Berlin : Verl. Das Arab. Buch, 1999, 1. Aufl.
- "Ich will mich nicht daran gewöhnen" Berlin : Verl. Das Arab. Buch, 1998, 1. Aufl.
- Mit Hand und Fuss Bücken, Hajo. - Freiburg im Breisgau : Herder, 1997
- Brandstifter Funke, Hajo. - Göttingen : Lamuv, 1993, 1. Aufl.
- "Jetzt sind wir dran" Funke, Hajo. - Berlin : Aktion Sühnezeichen, Friedensdienste, 1991, 1. Aufl.
- Die andere Erinnerung Funke, Hajo. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1989, Orig.-Ausg.1
- "Republikaner" Funke, Hajo. - Berlin : Aktion Sühnezeichen, Friedensdienste, 1989
- "Frieden jetzt" Frankfurt am Main : Haag u. Herchen, 1989, Orig.-Ausg.
- Auf dem Weg zur Nation? Frankfurt am Main : Haag u. Herchen, 1989, Orig.-Ausg.
- Arbeit darf nicht krank machen Funke, Hajo. - Frankfurt/Main : Campus-Verlag, 1983
- Worktime and stress and strain Berlin : Internat. Inst. für Vergl. Gesellschaftsforschung, Wissenschaftszentrum Berlin, 1980
- Worktime and stress and strain, the importance of resisting work intensification within the framework of worktime reduction policy Naschold, Frieder. - Berlin [West] : Wissenschaftszentrum Berlin, Internat. Inst. für Vergl. Gesellschaftsforschung, 1980
- Taylorisierungstendenzen und Bedingungen der Gegenwehr Funke, Hajo. - 1978
- Betriebsnahe Rationalisierungsabwehr als Element einer gewerkschaftlichen Humanisierungsstrategie Funke, Hajo. - Berlin : IIVG, [1978]
- Die neue Tarifkonzeption der IG Metall zum Rationalisierungsschutz Funke, Hajo. - Berlin : Internat. Inst. für Vergleichende Gesellschaftsforschung, 1978
- Betriebsnahe Rationalisierungsabwehr als Element einer gewerkschaftlichen Humanisierungsstrategie Funke, Hajo. - Berlin [West] : Internat. Inst. für Vergl. Gesellschaftsforschung, Wissenschaftszentrum Berlin, 1978
- Betriebsnahe Belastungsabwehr in einer norddeutschen Werft Brock, Adolf. - Berlin [West] : Internat. Inst. für Vergl. Gesellschaftsforschung, Wissenschaftszentrum Berlin, 1978
- Industriearbeit und Gesundheitsverschleiss Frankfurt (am Main), Köln : Europäische Verlagsanstalt, 1974
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.polwiss.fu-berlin.de/polkult/lebenl_hf.htm (15. Januar 2006)
- http://www.blaetter-online.de/autoren.php?poi=Funke&vorname=Hajo&seite=1 (14. Januar 2006)
- http://www.widersprueche-zeitschrift.de/auteur279.html (15. Januar 2006)
- http://www.gmh.dgb.de/main/jahresin/2000/jahres_0011.html (16. Januar 2006)
- http://www.asf-ev.de/zeichen/00-4-09.shtml (16. Januar 2006)
- http://dispatch.opac.ddb.de/CHARSET=ISO-8859-1/DB=4.1/LNG=DU/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8500&SRT=YOP&TRM=+hajo+funke (14. Januar 2006)
Literaturverweis: Für den Inhalt des Abschnittes Wichtige Werke wurden die in Publikationen unter 4., 6. und 12. aufgeführten Werke/Ausgaben verwendet.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Funke, Hajo |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politik- und Kulturwissenschaftler |
| GEBURTSDATUM | 18. November 1944 |
| GEBURTSORT | Guhrau |
