Hängolin
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Hängolin (auch Hängulin o.ä.) bezeichnet ein nicht näher beschriebenes Sedativum oder Anti-Aphrodisiakum, welches angeblich der Verpflegung männlicher Soldaten und Gefängnisinsassen, insbesondere dem Tee beigemischt würde, um deren Libido und/oder Erektionsfähigkeit zu senken. Als behauptete Zwecke kursieren Konfliktvermeidung, Verhinderung homosexueller Praktiken und Masturbation sowie Minderung des sexuellen Leidensdruckes.
Der Begriff findet sich vor allem im deutschsprachigen Militär, der Wehrmacht, NVA und Bundeswehr, wird jedoch heute fast nur noch scherzhaft verwendet. In der Schweiz wird dieselbe Wirkung einem Mittelchen namens Nullbock oder Antibock zugeschrieben. Weitere Synonyme sind beispielsweise Schlapposan oder Schlappofix.
Außerhalb des Militärs wird diese Wortschöpfung aus der Soldatensprache ironisch für Medikamente gebraucht, deren Nebenwirkungen Libidoeinschränkungen oder Erektionsstörungen sind.
[Bearbeiten] Herkunft
Nach gängiger Meinung ist die Geschichte um Hängolin als Moderne Sage anzusehen, da es zu keiner Zeit Beimischungen von Medikamenten in Nahrungsmittel zur Senkung von Libido oder Erektionsfähigkeit bei Soldaten gab. Zum einen existieren keine geeigneten Substanzen, deren Beigabe für viele Individuen gleichzeitig hinreichend genau dosiert werden kann, so dass Wirkung erreicht und unerwünschte Nebenwirkung vermieden wird. Zum anderen war und ist die unfreiwillige Verabreichung solcher Stoffe im Verbreitungsgebiet dieses Mythos nicht rechtlich legitimiert und selbst für Kriegsbedingungen nicht vorgesehen, mithin eine Körperverletzung, die nicht einmal praktisch durchführbar ist. Nichtsdestoweniger hält sich das Hängolin-Gerücht hartnäckig unter Soldaten, vielleicht auch, um Erektionsstörungen anderer Art (z. B. durch Stress und lange Abwesenheit bedingt) eine vermeintlich rationalere Begründung zu geben.
Die Hängolin-Story war Bestandteil der Inszenierung, mit der ältere Soldaten und Vorgesetzte den Neurekrutierten ein bedrohliches, einschüchterndes Bild von den Militärverhältnissen zu vermitteln suchten, in denen besondere Regeln gelten, vor allem was die Individualrechte betrifft. Im DDR-Militär tradierte sie sich der Mythos mit den Ritualen und Sprüchen der sog. EK-Bewegung.
Berichtet wird der Begriff bereits aus der Deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges. Vermutlich geht ihm eine Tradition seit dem 1. Weltkrieg voraus, wo tatsächlich Nahrungsbeigaben praktiziert wurden.
Ein Vorgängermythos aus Militär und Gefängnissen war die Annahme, dass Speisesoda "abrege".
