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Gustav Rickelt

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Gustav Rickelt (* 21. Juni 1862 in Dortmund; † 26. Juni 1946 in Wessobrunn, Oberbayern) war ein deutscher Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kurzbiografie

Am 21. Juni 1862, wurde Gustav Rickelt als Sohn eines Försters, in Dortmund geboren. Gustav Rickelt war Schauspieler am Deutschen Theater in Berlin unter Otto Brahm (und anderweitig). Von 1914 bis 1927 war er der Präsident der deutschen Bühnengenossenschaft (GDBA) in Berlin und als solcher Gründer der Künstlerkolonie Berlin. Er schrieb seine Memoiren unter dem Titel Schön ist das Leben.

Zitat: Da die schweren wirtschaftlichen Verhältnisse auch auf den im Engagement befindlichen Schauspielern lasteten, gründeten wir im Verein mit dem Schutzverband der Deutschen Schriftsteller draussen am Südwestkorso eine Künstler- und Schriftstellerkolonie, in der die Mitglieder angenehme, luftige Wohnungen mit allem Komfort gegen billige Miete fanden. Die Grundsteinlegung und die Eröffnung dieser Kolonie war ein Ereignis für Berlin. Dem einen Block folgte ein zweiter, ein dritter ist im Bau begriffen.

Gustav Rickelt, dem die deutschen Bühnenkünstler so viel verdanken, musste an seinem Lebensabend Leid und Einsamkeit in fast überreichem Maße kennenlernen und erdulden. Nach dem Verlust seiner ausgebombten Wohnung verließ er Ende 1943 Berlin, um bei einem befreundeten Gutsbesitzer in Schlesien gastfreundschaftlich angebotene Unterkunft zu finden. Aber nicht lange währte dieser Aufenthalt, denn bei dem Einmarsch der russischen Armeen begann für Rickelt ein langer Flüchtlingsweg, von Lager zu Lager.

Eine von ihm Anfang Juli 1945 an Erich Otto (GDBA) gerichtete Postkarte, die seinen Aufenthaltsort mitteilen sollte, erreichte diesen durch die Wirren der Nachkriegszeit erst nach 10 Monaten. Alle von der Genossenschaft unternommenen Versuche, seinen Verbleib festzustellen und mit ihm Verbindung aufzunehmen, waren vergeblich.

Dieser Leidensweg fand erst mit dem Zusammenbruch im Klosterkrankenhaus in Wessobrunn, Oberbayern, ein Ende, wo er am 26. Juni 1946, wenige Tage nach Vollendung seines 84. Lebensjahres, einsam und fast völlig erblindet, starb.

[Bearbeiten] Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger

Zitat aus einem Artikel in der Zeitschrift der Bühnengenossenschaft (1962) von Erich Otto:

Die jüngeren Bühnenmitglieder wissen nur noch wenig oder nichts mehr von ihm und nur eine immer geringer werdende Zahl von Kollegen der älteren Schauspielergeneration, die um die Jahrhundertwende aktiv oder als Zeitgenossen an den Emanzipationskämpfen der GDBA beteiligt waren, werden sich erinnern, welche entscheidende Rolle Gustav Rickelt in diesen Kämpfen durch viele Jahre bis zum Siege der von ihm temperamentvoll vertretenen Forderungen gespielt hat.
Der immer vorwärtsstürmende Weggenosse von Hermann Nissen und Carl Wallauer kann unbestritten das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, mit dem Erfolg seiner Arbeit, dem im Jahre 1919 erstmals abgeschlossenen Tarif- und Normalvertrag, die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger zu neuen Ufern geführt zu haben. Über 40 Jahre seines Lebens hat Rickelt der Bühnengenossenschaft gewidmet. 35 Jahre sah ihn jede Vertreterversammlung. 1908 wurde er zum Vizepräsidenten und 1914, nach dem Tode von Hermann Nissen, zum Präsidenten der GDBA gewählt. Sein Nachfolger wurden Erich Otto und Carl Wallauer, der 1933 durch den Nazi-Freund Otto Laubinger aus dem Amt gedrängt wurde.
Er war ein Redner von großem Format, ein unerschrockener und unermüdlicher Kämpfer für die Befreiung der Bühnenkünstler aus unwürdigen vertraglichen Fesseln, dessen Glaube an die Gerechtigkeit seiner Aufgabe es fertigbrachte, alle immer wieder sich auftürmenden Hemmnisse umzuwerfen. In den langandauernden Kämpfen mit dem Deutschen Bühnenverein war im Jahre 1908 ein Höhepunkt erreicht. Die Auseinandersetzungen hatten eine kaum mehr zu überbietende Schärfe angenommen und spitzten sich immer mehr zu. Missstände schlimmster Art bei der Vermittlung und Anstellung der Bühnenmitglieder, Verweigerung primitivster sozialer Forderungen und Missachtung der Menschenrechte führten zu dem mit Erbitterung geführten Kampf der deutschen Bühnenmitglieder, sich von unwürdigen und unerträglich gewordenen Fesseln zu befreien.
Gustav Rickelt riß mit seinen Anklagen die Bühnenangehörigen aller Grade begeisternd mit sich fort. Die Öffentlichkeit begann an dem Schicksal der Künstler mit großem Interesse teilzunehmen, und unter dem Druck der Genossenschaft und der Öffentlichkeit fand sich endlich der Deutsche Bühnenverein zu Verhandlungen mit der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger bereit.
Aber die gemeinsame Arbeit an der Schaffung eines neuen sozialen Arbeitsrechts ging nur sehr langsam vorwärts und wurde durch den ersten Weltkrieg für mehr als vier Jahre unterbrochen. Sofort nach Beendigung des Krieges wurden auf Betreiben der Genossenschaft die Verhandlungen mit denn Bühnenverein wieder aufgenommen, die schließlich am 12. Mai 1919 zur Unterschrift der Verhandlungspartner unter den ausgehandelten Tarif- und Normalvertrag führten und damit zur Erfüllung der von Gustav Rickelt durch fast 11 1/2 Jahre vertretenen Forderungen. Er hatte erreicht, dass mit den ärgsten Missständen Schluss gemacht und alle unwürdigen Anstellungsbedingungen restlos eliminiert wurden. Der Probemonat, der den Bühnenleitern das Recht gab, ein engagiertes Mitglied nach den ersten vier Wochen wieder wegzuschicken, wurde beseitigt. Den Bühnenleitern wurde aufgegeben, den Bühnenmitgliedern die erforderlichen historischen Kostüme (!) zu liefern. Eine Bestimmung, die namentlich für die weiblichen Mitglieder von weitreichenden Folgen war.
Die Zeit der notwendigen Vorproben vor Beginn eines Engagements, die bis dahin unentgeltlich geleistet wurden, mußten nunmehr mit den vollen Vertragsbezügen bezahlt worden. Im Rahmen dieses Aufsatzes ist es nicht möglich, die Fortschritte aufzuzählen, die durch das Vertragswerk auf wirtschaftlichem, sozialem, rechtlichem und künstlerischem Gebiet für die Bühnenmitglieder erreicht wurden und die heute selbstverständliche Voraussetzungen für einen Vertragsabschluß bilden. Auch die größten Optimisten hatten mit einem solchen Sieg nicht gerechnet. Es ist darum nicht unwichtig, mit der Erinnerung an Gustav Rickelt auch auf die großen Erfolge und Errungenschaften der bühnengenossenschaftlichen Arbeit hinzuweisen.
Rickelts Bemühungen wurden von dem Ansehen unterstützt, das er als Mitglied des berühmten Brahmschen Ensembles, dem auch Hermann Nissen angehörte, im künstlerischen Leben der alten Reichshauptstadt besaß. Neben seiner künstlerischen Stellung kamen ihm seine individuellen Wesensmerkmale, die Beharrlichkeit und ein nicht zu brechender Wille zustatten. Man muß erlebt haben, wie dieser untersetzte Mann zum Mittelpunkt der früher jährlich stattfindenden Vertreterversammlungen wurde, ja wie sein Auftreten die Versammlung auf einen sensationellen Gipfel hob, wenn ihm Präsident Nissen, der souverän die quellende Versammlung leitete, nach Aufruf des Tagesordnungspunktes "Übelstände und Beschwerden" das Wort erteilte und Rickelt, dicke Aktenbündel unter den linken Arm geklemmt, zum Rednerpult schritt. Die Tribünen im Versammlungsraum, dem "Künstlerhaus" in der Bellevuestraße am Potsdamer Platz in Berlin waren brechend voll, denn die Mitglieder der Berliner Bühnen ließen es sich nicht nehmen, den Ausführungen Rickelts beizuwohnen. Auch die für die Presse reservierten Plätze reichten nicht entfernt aus, und eine fast greifbare Spannung lag über der Versammlung, wenn Rickelt zu stundenlanger Anklagerede das Wort nahm.
Mit der Erinnerung an Gustav Rickelt und sein erfolgreiches Wirken über ein paar Jahrzehnte zurück in die geschichtliche Entwicklung der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger wird sichtbar, was in diesen Jahrzehnten an sozialpolitischer Arbeit für die Bühnenmitglieder und an künstlerischer Förderung des deutschen Theaters geleistet wurde. Das Niveau der deutschen Theater wurde allgemein gehoben und damit das Ansehen und die Bedeutung der Bühnenkünstler. Diese Entwicklung wurde entscheidend von Gustav Rickelt mitbestimmt, und in der Geschichte der GDBA wird der Name von Gustav Rickelt, neben denen von Hermann Nissen, Carl Wallauer und nicht zuletzt von Ludwig Barnay, stets einen Ehrenplatz einnehmen.

[Bearbeiten] Literatur und Quellen

[Bearbeiten] Weblinks

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