Gustav Lombard
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Gustav Lombard (* 10. April 1895 in Kleinspielberg, Kreis Saatzig, Uckermark; † 18. September 1992 in Mühldorf am Inn) war als SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Kommandeur mehrerer SS-Divisionen. Während seiner Zeit als Regimentskommandeur im Kommandostab RFSS prägte er die Bezeichnung „Entjudung“ für die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in den deutschbesetzten Gebieten Osteuropas. Als Kriegsverbrecher wurde er in der Sowjetunion zu 25 Jahren Haft verurteilt, jedoch bereits 1955 im Rahmen der von Adenauer erreichten Amnestie für deutsche Gefangene freigelassen. In Deutschland wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I 1970 mit der Begründung, es könne „die öffentliche Anklage nicht mit Aussicht auf Erfolg erhoben werden“, eingestellt.(Cüppers, 2005, S. S. 324)[1]
- SS-Mitgliedsnummer: 185.023 (Eintritt Mai 1933)
- NSDAP-Mitgliedsnummer: 2.649.630
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Rolle bei der Judenvernichtung
[Bearbeiten] Polen 1940
Als Führer der 3. Reiterschwadron des 1. SS-Totenkopf-Reiter-Standarte gibt er am 7. April 1940 in Krolowiec den Befehl: „Im Gefechtsstreifen im Hinblick auf die Kampfmethoden der irregulären, poln[ischen] Truppen sofort auf Nichtdeutsche schießen.“ (KTB 3. Schwdr. v. 7.4.1940, BA-MA, RS 4/310). Am selben Abend erhält die Schwadron über Funk den Befehl bei der Besetzung und Durchsuchung weiterer Ortschaften in der Umgebung: „die gesamten, im Gefechtsstreifen liegenden Dörfer für die nachrückende Pol[izei]-Truppe zu umstellen und die gesamte männl[iche] Bevölkerung gefangen zu nehmen. Abtransport erfolgt durch die nachfolgende Pol[izei]-Truppe. Bei Widerstand werden sämtliche Männer im Alter zwischen 17 und 60 Jahren erschossen und das gesamte Dorf eingeäschert. Jeder Fluchtversuch bedingt sofortiges Erschießen. (Bef. 1.SS-T-RS an 3.Schwdr. v.7.4.1940, 21.50, ebd., RS 4/683.) Im Abschlußbericht gibt Hermann Fegelein, Kommandeur der Standarte, für die Aktion 250 Erschossene an. (Cüppers, 2005, S. 57f.) [1].
[Bearbeiten] Weißrussland 1941
Ende Juli 1941 befehligte Lombard die Reitende Abteilung des 1. SS-Kavallerie-Regiments östlich von Brest. Seine Anweisung für die Durchsuchung der Gegend lautete: „Es bleibt kein männl[icher] Jude leben, keine Restfamilie i[n] d[en] Ortschaften“ (Abt.bef. Nr.28, Kdr. Reit.Abt. v. 1.8.1941 (BA-MA RS 4/441). In diesem Zusammenhang prägt Lombard auch den Begriff „Entjudung“, der sich nun auf die physische Vernichtung der jüdischen Menschen in der Region bezieht. (Abt.bef. Nr. 36 u. 37 v. 9. u. 11.8.1941 ebd.) Im Laufe der nächsten Tage und Wochen ermordeten die SS-Soldaten unter Lombards Kommando mindestens 11.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder sowie über 400 versprengte Rotarmisten.Cüppers, 2005, S. 142-151) [1].
[Bearbeiten] „Partisanenkampf“
Bereits 1941 wurde klar, dass die Vernichtungsaktionen der Waffen-SS gegenüber der Wehrmacht als „Partisanenbekämpfung“ getarnt werden sollte. Vereinzelte versprengte Rotarmisten boten den Vorwand für „Säuberungsaktionen“, die jedoch in erster Linie die Ermordung der jüdischen Bevölkerung zum Ziel hatte. 1942 führte Lombard im Rahmen einer Besprechung zwischen SS und Wehrmacht jedoch aus: „Man kann vielleicht über die Maßnahmen verhandeln, wie der Jude am zweckmäßigsten aus den uns anvertrauten Gebieten verschwinden soll, aber daß er beseitigt werden muß, steht fest, denn der Jude ist der Partisane!“ (Redemannuskript Kdr. SS-KR 1 (undat./gehalten 25.9.1941) BA-MA, RH 22/225.) (Cüppers, 2005, S. 221f.) [1] .
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
In sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde Lombard 1947 wegen der Vergewaltigung und Ermordung einer Russin sowie der Erschießung von Partisanen durch Angehörige seines 1. Reiterregiments zu 25 Jahren Haft verurteilt. Am 10. Oktober 1955 wurde er im Rahmen der von Adenauer erreichten Amnestie für deutsche Gefangene aus dem Kriegsgefangenenlager Woikowo entlassen. Mit der Hilfe seiner Kameraden erhielt er in München eine Wohnung übertragen und wurde bald darauf als Versicherungskaufmann von der Allianz-Versicherung eingestellt. In den seit 1962 laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen der Vernichtung der jüdischen Gemeinden im Pripjatgebiet wurde auch Lombard als Beschuldigter geführt. Die Einstellung des Verfahrens am 22. Dezember 1970 war aufgrund einer Novelle des §50,2 des Strafgesetzbuches möglich geworden, wonach eine besonders grausame Tatausführung oder niedere Beweggründe nachgewiesen werden mussten, was einer „kalten“ Amnestie für NS-Mörder gleichkam (Cüppers, 2005, S. 324) [1].
Lombard war aktiv in der Bewegung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und trat bei Kameradschaftstreffen öffentlich in Erscheinung. Er starb 97jährig am 18. September 1992 in Mühldorf am Inn.
[Bearbeiten] Laufbahn in der SS
- 1. Dezember 1937 - 1. März 1938 7. SS-Reiterstandarte, Berlin
- 1. März 1940 Eintritt in die Waffen-SS
[Bearbeiten] Beförderungen
- 15. September 1935 SS-Untersturmführer
- 13. September 1936 SS-Obersturmführer
- 11. September 1938 SS-Hauptsturmführer
- 1. März 1940 SS-Hauptsturmführer der Reserve in der Waffen-SS
- 21. Juni 1941 SS-Sturmbannführer der Reserve
- 16. März 1943 SS-Obersturmbannführer der Reserve (mit Dienstalter vom 1. März 1942)
- 30. Januar 1943 SS-Standartenführer der Reserve
- 13. März 1944 SS-Oberführer
- 20. April 1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 15. Dezember 1941 Eisernes Kreuz II. Klasse
- 3. September 1941 Eisernes Kreuz I. Klasse
- 11. Februar 1943 Deutsches Kreuz in Gold
- 10. März 1943 Ritterkreuz
- Allgemeines Sturmabzeichen in Silber
- Ostmedaille
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Okt. 1938
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Ehrendegen des RF SS
- Totenkopfring der SS
[Bearbeiten] Kommandos
- 6. Dezember 1940 - 25. Februar 1941 I./SS-Totenkopf-Kavallerie-Regiment 1
- 25. Februar - 19. August 1941 Reitende Abteilung/SS-Totenkopf-Reiterstandarte
- 15. Oktober - 20. November 1941 in Vertretung Fegeleins Kommando über SS-Kavallerie-Brigade.
- 18. August 1941 - 22. Oktober 1943 SS-Totenkopf-Kavallerie-Regiments 1 (am 1. September 1941 in SS-Kavallerie-Regiment 1 umbenannt)
- zeitweilig auch Kommandeur der SS-Kavallerie-Brigade, die in dieser Zeit zur Division umgegliedert wird.
- 28. Oktober - 6. Dezember 1943 Kommandeur der Waffen-Grenadier-Brigade der SS (italienische Nr. 1)
- 14. April - 1. Juli 1944 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“
- 14. Juli - 23. August 1944 12. Divisions-Führerlehrgang in Hirschberg
- 23. August - 1. September 1944 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ (tatsächlich nie angetreten)
- September 1944 Führerreserve
- 28. September - 1. Oktober 1944 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama” (kroatische Nr. 2)
- 1. Oktober 1944 - April 1945 31. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945. Darmstadt 2005. ISBN 3-534-16022-3
- Martin Cüppers, „Gustav Lombard. Ein engagierter Judenmörder der Waffen-SS“, in: Klasu-Michael Mahlmann, Gerhard Paul (Hrsg.), Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien. Darmstadt 2004. S. 145-155.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b c d e Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945. Darmstadt 2005. ISBN 3-534-16022-3
Personendaten | |
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NAME | Lombard, Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | SS-Brigadeführer, Kriegsverbrecher |
GEBURTSDATUM | 10. April 1895 |
GEBURTSORT | Kleinspielberg, Kreis Saatzig (Uckermark) |
STERBEDATUM | 18. September 1992 |
STERBEORT | Mühlheim am Inn |