Globus (Kartografie)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Globus (Mehrzahl: die Globen oder Globusse) ist in der Kartografie ein verkleinertes, kugelförmiges Modell eines Himmelskörpers (meist die Erde). Der große Vorteil gegenüber einer Karte ist, dass der Globus gleichzeitig flächen-, winkel- und längengetreu ist. Diese drei Eigenschaften kann die Karte nicht gleichzeitig erfüllen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der älteste erhaltene Himmelsglobus, der Mainzer Himmelsglobus, ist römischen Ursprungs und aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Der kleine Globus aus Bronze mit 11 cm Durchmesser (heute im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Mainz) hat vermutlich den Schattenstab einer Sonnenuhr geziert. Ungefähr zu dieser Zeit hat auch Ptolemäus die Herstellung solcher Globen beschrieben. Der älteste Globus, der schriftlich je erwähnt wurde, ist aus dem Jahre um 150 v. Chr. von Krates von Mallos.
Der älteste heute noch erhaltene Erdglobus ist Martin Behaims Erdapfel, welcher 1492 von Martin Behaim in Nürnberg geschaffen wurde und heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt wird.
[Bearbeiten] Unterarten
Es gibt Globen der Sternbilder (Himmelsgloben), des Mondes und anderer Planeten. Als Induktionsglobus bezeichnet man Globen, die ohne eigentlichen Karteninhalt sind, und auf denen zu Lehrzwecken verschiedene Sachverhalte z.B. mit Kreide aufgezeichnet werden können.
[Bearbeiten] Größe
Je nach Größe und Art des Globus bezeichnet man ihn als Taschenglobus, Tischglobus, Standglobus oder Riesenglobus. Ein gebräuchlicher Globus hat etwa einen Durchmesser von 25-30 cm.
[Bearbeiten] Kleinster Globus
Der wohl kleinste Globus mit 60 Mikrometer Durchmesser wurde von der japanischen Firma NTT DoCoMo erschaffen. Sie stellte ihn im Februar 2004 vor (siehe [1], [2]).
[Bearbeiten] Riesengloben und der größte Globus
Es wurden im Laufe der Geschichte zahlreiche größere Globen oder Globenpaare (Erd- und Himmelsglobus) für Könige und Fürstenhäuser gebaut. In neuester Zeit dienen große Globen als Werbemittel und Blickfang.
Einige ausgewählte Exemplare: (sortiert nach Durchmesser)
- 1,75 m - Ein Globenpaar von Vincenzo Coronelli geschaffen für den Herzog von Parma .
- 3,11 m - Gottorfer Riesenglobus - erbaut 1650 - 1664 von Adam Olearius in Schleswig für Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf (1597 -1659); Der Globus war drehbar und begehbar. Außenhülle Erdglobus und innen Himmelsglobus.([3], [4])
- 3,84 m - Ein Globenpaar von Vincenzo Coronelli geschaffen für den französischen König Ludwig XIV., das sich heute im Besitz der französischen Nationalbibiliothek befindet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war es reparaturbedürftig in der Orangerie von Versailles eingelagert. Nach der Restaurierung wird es seit Oktober 2006 in der Westhalle der Bibliothek präsentiert.
- 8,53 m - Riesenglobus in Wellesley, Massachusetts ([5])
- 12,52 m - Der größte drehbare Globus ist Eartha, mit einem Durchmesser von 12,52 m und einem Gewicht von 2721 kg. Er wurde vom Verlag DeLorme in Yarmouth in Maine (USA) im Jahre 1998 gebaut. ([6], [7])
[Bearbeiten] Berühmte Globen
[Bearbeiten] Museum
In der österreichischen Nationalbibliothek in Wien gibt es seit dem 14. April 1956 ein Globenmuseum (Weblink).
[Bearbeiten] Organisationen
1952 wurde die Internationale Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde gegründete, die nach Vincenzo Coronelli benannt ist.
[Bearbeiten] Herstellung
Früher wurde meist auf ein Holzmodell einer Kugel die in Handarbeit erstellten Kartensegmente aufgebracht und so zu einem Globus zusammengesetzt.
Heute werden Globen als Massenprodukt aus thermoplastischen Kunststoffen hergestellt. Eine Kunststoffplatte wird mit einem verzerrten Kartenbild bedruckt. Danach wird die Platte in einer Pressmaschine durch Hitze in eine Halbkugel geformt, wobei das verzerrte Kartenbild jetzt in die unverzerrte Form gebracht wird. Der überstehende Rand der Platte wird weggeschnitten und Nord- und Südhalbkugel zusammengesetzt.
[Bearbeiten] Hersteller
Früher wurden Globen nur für Fürstenhäuser und Königshäuser hergestellt, da dies sehr aufwändig und teuer war. Heute sind Globen ein Artikel wie viele Andere und stehen in zahlreichen Wohnungen.
- Atmosphere Globemakers Dänemark [8]Vertretung Deutschland: Globenvertrieb S.Schäfer Daun [9]
- COLUMBUS Verlag - Krauchenwies - Deutschland - [10]
- Eureka Cartography - Berkeley, Kalifornien - USA - [11]
- Geo-Institut (Reliefgloben) - Porta Westfalica - Deutschland - [12]
- Globux (Globen mit integriertem Antrieb zur Eigenrotation) - München / Deutschland - [13]
- Räthgloben 1917 - Leipzig - Deutschland [14]
- Replogle Globes - Broadview, Illinois - USA -[15]Vertretung Deutschland Regio Karten & Globen M.Schäfer [16] in der Schweiz, Marine Arts & Decoration [17]
- Stellanova - Egling-Aufhofen - Deutschland - [18]
- Zoffoli (Bar Globen) - Poggio Berni - Italien - [19]
- Brettholle - Rahden - Deutschland
[Bearbeiten] Sonstiges
Es gibt auch freischwebende Globen, welche mit Hilfe eines Mechanismus aus Magneten frei im Raum schwebend gehalten werden. Seit 2004 werden unter der Bezeichnung "Globux" Globen vertrieben, die an einer transparenten Nylonschnur frei im Raum aufgehängt und mit einem integrierten Antrieb zur Eigenrotation ausgestattet sind.
[Bearbeiten] Literatur
- Peter E. Allmayer- Beck, Modelle der Welt, ISBN 3854477333
- Alois Fauser, Kulturgeschichte des Globus, 1973
- Felix Lühning, Gottorf im Glanz des Barock IV, Der Gottorfer Globus..., Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, 1997
- Andreas Riedl, Virtuelle Globen in der Geovisualisierung, = Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie, Band 13, Wien, 2000, ISBN 3-900830-41-X
- Ernst Schlee, Der Gottorfer Globus Herzog Friedrichs III., Boyens & Co. 1991, ISBN 3-8042-0524-0
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Globus – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- http://worldwind.arc.nasa.gov/download.html - interaktiver Globus in 3D
- http://www.astro-mainz.de/mzimall/mzglobus.html -- Der Mainzer Himmelsglobus