Gebrauchswert
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Der Begriff Gebrauchswert bezeichnet bei den klassischen Ökonomen (z. B. Adam Smith, David Ricardo), insbesondere dann in der Theorie von Karl Marx den konkreten Nutzen, den eine Ware für ihren Besitzer hat.
Der Gebrauchswert ist nur eine Seite des Wertes einer Ware. Zusammen mit dem Tauschwert steht er für den sogenannten Doppelcharakter des Wertes einer Ware.
Der Gebrauchswert ist eng an die konkreten physischen Eigenschaften der jeweiligen Ware gebunden und hängt stark von den subjektiven Erwägungen jedes Warenbesitzers ab. Aufgrund der somit jeweils unterschiedlichen Bewertung der Waren kommt es in einer warenproduzierenden, arbeitsteiligen Gesellschaft zum Warentausch.
"Brot" hat für den hungrigen Schneider einen hohen Gebrauchswert, er stellt es aber nicht selbst her: Er versucht zu tauschen. Solange "Brot" auf dem Markt ist, hat der Schneider die Möglichkeit die Ware "Brot" zu kaufen. Die Ware "Brot" hat für den hungrigen Schneider allerdings erst dann einen konkreten Gebrauchswert, wenn er sie erworben hat und damit das "Brot" tatsächlich gebrauchen, das heißt hier verzehren kann.
Der Gebrauchswert einer bestimmten Sache bestimmt sich anhand seiner Verfügbarkeit und Nützlichkeit im Vergleich mit anderen gleichartig zu gebrauchenden Sachen. Unter marktwirtschaftlichen Verhältnissen hängen Verfügbarkeit und Nützlichkeit eines bestimmten Gebrauchswertes immer auch von dessen Preis ab, das heißt vom Tauschwert der betreffenden Ware. Darum existieren in der Marktwirtschaft Gebrauchswert und Tauschwert immer als zwei Seiten einer Sache. Dass Marx in seiner Analyse der Wertbestimmung dem Gebrauchswert die primäre Rolle gegenüber dem Tauschwert zuspricht, entspringt seiner materialistischen, philosophischen Weltanschauung, mit der er das Wesen und den Ursprung der Dinge zu ergründen sucht, die hinter den ideellen, gesellschaftlich geprägten Überformungen versteckt sind.
(Anmerkung: Bei oberflächlicher Betrachtung der von Marx gelieferten Analyse kann allerdings auch der falsche Eindruck entstehen, Marx messe dem Gebrauchswert quasi eine Ursprungsmacht zu, die ursprungsmythischem Denken entsprungen sei, einer Suche nach dem Paradies, das es im emphatischen Sinn nie gegeben hat. Das Gleiche gilt für Urkommunismus und andere in die Vergangenheit projizierte Wunschgebilde.)
[Bearbeiten] Zitate
- "Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des Tauschwertes." (MEW 23, S.50)
- "Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein. Es ist dies der Fall, wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist." (MEW 23, S.55)