Funksystem der BOS in Österreich
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Ein richtiges "Bündelfunksystem für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BOS) gibt es derzeit nicht in Österreich.
Derzeit arbeiten alle Blaulichtorganisationen mit verschiedenen Funksystemen.
Vom Innenministerium wurde im Herbst 2001 ein BOS-Funksystem, das auf dem europäischen TETRA-Standard arbeitet ausgeschrieben. Es sollte bis 2005 fertig sein. Der Projektname war ADONIS.
Am 12. April 2002 erhielt das Bieter-Konsortium Master-Talk den Zuschlag. Das Auftragsvolumen für die Lieferung der Systemtechnik, der Errichtung der Sendestationen (ca. 1300) und 15 Jahre Betriebsführung umfasste 1,2 Milliarden Euro. Es war das größte Einzelprojekt, das vom Innenministerium der Republik Österreich je ausgeschrieben wurde.
Master-Talk ist ein Joint-Venture zwischen Siemens, den Wiener Stadtwerken, der Raiffeisen Zentralbank und dem Verbund. Ursprünglich war geplant alle Polizei- und Gendarmeriedienststellen einzubinden. Erst nach und nach sollten alle anderen Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, etc. eingebunden werden.
Um das gesamte System kostengünstiger zu machen, sollten neben den Blaulichtorganisationen auch private Nutzer an diesem Funksystem teilhaben. Der Behördenfunk sollte aber trotzdem abhörsicher sein. Das angepeilte Ziel lag bei 120.000 Teilnehmern (bei etwa 40.000 privaten Teilnehmern).
Für Teilnehmer aus dem BOS-Bereich wurden immer wieder Kosten von 1.000 Euro pro Jahr und Funkgerät kolportiert. Exakte Zahlen wurden nie veröffentlicht. Deshalb entschloss sich die Feuerwehr nur auf Führungsebene (also nur mit einer geringen Anzahl von Geräten) daran teilzunehmen, da die Kosten von den einzelnen Wehren sicher nicht aufgebracht werden könnten.
Mitte 2003 wurde das Projekt nach Streitigkeiten zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer gestoppt und der Vertrag von beiden Seiten gekündigt. Seitens des Auftragnehmers wurde ein im Vertrag vorgesehenes Schiedsgerichtsverfahren gegen die Republik Österreich angestrengt. Die Rechtmäßigkeit eines solchen Verfahrens wurde seitens des Innenministeriums gerichtlich bestritten. Das Höchstgericht sprach sich schlussendlich für die Rechtmäßigkeit der Durchführung eines Schiedsgerichtsverfahrens aus, welches im Okt. 2006 in einem Vergleich endete. Laut Medienberichten verpflichtete sich die Republik Österreich zur Zahlung von 30 Mio. EUR Schadensersatz an den Auftragnehmer.
Bereits im April 2004 wurden für ein Nachfolgeprojekt von der ausschreibenden Stelle (Innenministerium + Land Tirol) fünf Bieter eingeladen. Angeboten wurden GSM-R, das das vorhandene Mobilfunknetz ausnützen würde, das wesentlich teurere TETRA-System und ein Tetra-ähnliches System von EADS. Der neue Projektname heißt nicht mehr Adonis sondern Digitalfunk BOS Austria.
Während das Rote Kreuz in Tirol und Niederösterreich dringend auf das neue System wartet, da deren System bereits in die Jahre gekommen ist und dringend erneuert werden muss, wird sich die Feuerwehr voraussichtlich nur in den Führungsebenen daran beteiligen, da ein Ersatz eines funktionierenden Systems mit rund 80.000 Funkgeräten nicht finanzierbar wäre.
Im Juni 2004 hat das Innenministerium überraschend den Auftrag an ein Konsortium aus Alcatel, Telekom Austria und Motorola vergeben. Ursprünglich war der Zuschlag erst für Herbst 2004 geplant. Die Kosten sollen nunmehr für das Innenministerium weniger als die Hälfte des ursprünglichen Systems ADONIS betragen. Dies soll dadurch ermöglicht werden, dass nunmehr nicht das Innenministerium alleine für die Finanzierung aufkommt, sondern auch die Länder durch Beistellung von Standorten und der Übernahme von Standorterrichtungs- und Standortwartungskosten das System mitfinanzieren.
Die Telekom Austria ist zu Projektbeginn aus dem Konsortium ausgestiegen. An der Errichtungs- und Betriebsgesellschaft (TETRON Sicherheitsnetz Errichtungs- und BetriebsgmbH) sind nunmehr Motorola zu 65% und Alcatel zu 35% beteiligt.
Das System soll nicht wie ursprünglich geplant 2005 sondern erst 2009 bundesweit in Betrieb gehen. Eine Beteiligung der Länder Tirol, Wien, Niederösterreich und der Steiermark ist fix. Die anderen Bundesländer haben noch keine Zusage zu einer Beteiligung am Projekt Digitalfunk Austria gegeben.
Durch die wesentliche Kostenreduktion für die Hilfsorganisationen (keine laufenden Kosten für z.B. RK, Feuerwehr, etc. im Falle der Mitfinanzierung des Systemaufbaues durch das Land), wird die Feuerwehr möglicher Weise das System zukünftig auch nutzen.
Als erste Bundesländer gingen - im Jänner 2006 - Tirol und Wien in Betrieb. Als nächster Schritt ist ein Ausbau in Niederösterreich und der Steiermark geplant.
Siehe auch: Portal:Feuerwehr, Portal:Rettungsdienst, Funkrufname
[Bearbeiten] Weblinks
- Digitalfunk BOS Austria Informationsseite des BMI
- Tetron GmbH Informationsseite der Betreibergesellschaft Tetron Sicherheitsnetz- und Errichtungs GmbH