Fritsch-Blomberg-Affäre
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Als Fritsch-Blomberg-Affäre wird die Affäre bezeichnet, die zu Jahresbeginn 1938 zur Entmachtung der deutschen Wehrmachtsführung beitrug und zur Gründung des Oberkommandos der Wehrmacht unter dem Oberbefehl Adolf Hitlers führte. Hierbei wurden der Reichskriegsminister Werner von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres Werner von Fritsch – zum Teil unter Verleumdungen und unbewiesenen Vorwürfen – ihrer Ämter enthoben. Durch den Weggang dieser hochrangigen Militärs steigerte sich die Geschwindigkeit der Aufrüstung der Wehrmacht und der Vorbereitungen auf den geplanten Krieg in Folge des Vierjahresplans. Für Adolf Hitler war es ein wichtiger Schritt zur Manifestierung seiner unumschränkten Herrschaft.
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[Bearbeiten] Hergang
Werner von Fritsch und Werner von Blomberg waren Hitler treu ergeben, doch zweifelten sie, wie viele Wehrmachtsangehörige, an der Möglichkeit eines so schnellen Aufbaus der Wehrmacht zu einer schlagkräftigen und – für die damaligen Verhältnisse – modernen Armee. Auch waren sie keineswegs davon überzeugt, dass Deutschland im Jahre 1940, wie es Hitlers Plan wollte, kriegsbereit sein könnte. Wegen dieser ständigen Bedenken war die Wehrmachtsführung Hitler ein Dorn im Auge. Erst im Frühjahr 1938 bot sich ihm die Gelegenheit, die Wehrmacht selbst zu leiten und sich der beiden Militärs zu entledigen. Werner von Blomberg heiratete – entgegen seines eigens entworfenen Sittenkodexes und seiner eigens hergerichteten Heiratsvorschriften – die ehemalige Prostituierte Erna Gruhn, 23 Jahre jung. In Folge dessen musste Werner von Blomberg alle politischen Ämter abgeben.
Um zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, sollte auch für Werner von Fritsch ein passabler Grund zur Suspendierung gefunden werden. Unbewiesen wurde ihm die Homosexualität vorgeworfen, wobei man sich auf vage Berichte eines gefassten Verbrechers – die sich später als falsch herausstellten – stützte. Darauf wurde von Fritsch vom Dienst suspendiert. Eine große Rolle spielten dabei Hermann Göring und Heinrich Himmler, die das Intrigenspiel leiteten. Himmler legte eine Akte vor, die Fritsch als Homosexuellen darstellte. Himmler beabsichtigte, durch die von ihm gewollte Absetzung Fritschs, die Wehrmacht zu schwächen und seine SS als waffentragende Organisation im Vergleich zur Wehrmacht zu stärken. Andererseits wäre Fritsch, der als einziger als Nachfolger Blombergs (Kriegsminister) in Betracht gekommen wäre, der Vorgesetzte Görings, der Chef der Luftwaffe war, geworden. Diese Ziele wurden erreicht, auch wenn Hitler die Stellung des OKH schwächte und das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) schuf, dessen Spitze er mit Keitel besetzte. Keitels Vorgesetzter war Hitler selbst, der alle Truppenmitglieder einen Schwur auf ihn als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht leisten ließ. Nach Beendigung dieser Machtwechsel stellte sich heraus, dass die Akte „Fritsch” sich auf einen Homosexuellen mit ähnlichem Namen (Rittmeister von Frisch) bezog. Jedoch wurde von Himmler zur Untermauerung der Akte ein Zeuge vorgebracht, der im Verlauf eines Militärverfahrens seine Aussage widerrief, Fritsch entlastete und dies mit seinem Leben bezahlte.
[Bearbeiten] Folgen
Die zögerlichen und skeptischen Militärführer von Blomberg und von Fritsch wurden von ihren Ämtern entfernt. Ihre Posten wurden nicht neu besetzt, lediglich Walther von Brauchitsch wurde als neuer Oberbefehlshaber des Heeres engagiert; zum Kriegsminister machte Hitler sich selbst. Stattdessen schuf Hitler das OKW, das Oberkommando der Wehrmacht, das bis Kriegsende bestehen blieb. Als Marionette fungierte General Wilhelm Keitel, im Volksmund „Lakeitel“, der als Leiter alle Kriegsvorbereitungen Adolf Hitlers widerspruchslos umsetzte. Der organisatorische und militärische Weg Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg war geebnet, ebenso die Entwicklung der Waffen-SS zum zweiten Waffenträger der Nation.
Hitler benutzte die Gelegenheit zu einer generellen Neuordnung. Die konservativen Minister Hjalmar Schacht und Konstantin Freiherr von Neurath wurden abgesetzt und durch willfährige Personen ersetzt. Gleichzeitig wurden etwa 10 ältere Generäle in den Ruhestand geschickt und 40 weitere versetzt.
Danach hatte Hitler von der Regierungsseite keine Opposition mehr zu befürchten.
[Bearbeiten] Hitlers Rolle
Es gilt heute als erwiesen, dass Hitler selbst diese Krise nicht inszeniert hat; die Hauptakteure scheinen Göring und Himmler gewesen zu sein, die sicherlich den Groll ihres Führers gegen Blomberg und Fritsch kannten (Göring hatte Blomberg zu seiner Heirat ermutigt und – zusammen mit Hitler – als Trauzeuge fungiert; die Gestapo hatte die Akte Fritsch 1935 schon einmal vorgelegt, war aber von Hitler zurückgewiesen worden. Seinen Befehl, die Akte zu vernichten, hatte sie ignoriert.). Wie allerdings Hitler die Krise zu seinen Gunsten nutzte, war sein ureigenes Werk.
Die Methode, in Krisenfällen selbst den Oberbefehl zu übernehmen, war übrigens eine für Hitler typische Verhaltensweise, die er in der 'Kampfzeit' schon häufiger gezeigt hatte und in Zukunft noch oft anwenden sollte.
[Bearbeiten] Die Rolle der Wehrmacht
Die Wehrmacht war wegen der Entlassung Fritschs empört und forderte einen Untersuchungsausschuss. Hitler gab nach, ernannte aber Göring zu dessen Vorsitzenden. Vordergründig richtete sich der Zorn auf die Behandlung Fritschs – dass die Vorwürfe gegen ihn bewusst gefälscht waren, kam schnell heraus – aber natürlich war auch Hitler gemeint, der diese Praktiken duldete. Vieles deutete daraufhin, dass die Ausschusssitzung dramatisch werden würde. Aber Hitler hatte Glück. Wegen des Anschlusses Österreichs wurde die Sitzung verschoben und danach war er ruhmbedeckt und unangreifbar. Der angebliche Zeuge gegen Fritsch wurde „entlarvt“ und dann ermordet, Fritsch wurde rehabilitiert und zum Ehrenoberst seines Regiments ernannt und sonst geschah nichts.
[Bearbeiten] Weblinks
Siehe auch: Zeit des Nationalsozialismus, Oberkommando der Wehrmacht, Vierjahresplan, Hoßbach-Niederschrift
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