Friedrich Langensiepen
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Friedrich Langensiepen (* 29. November 1897 in Herzogenrath, Nordrhein-Westfalen; † 6. Mai 1975 in Rheinbach, Nordrhein-Westfalen) war evangelischer Pfarrer und Mitglied des Rheinischen Bruderrates der Bekennenden Kirche.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Einzelne Lebensdaten:
- 1916 Notabitur in St. Wendel
- 1916 – 1918 Teilnahme am ersten Weltkrieg
- 1918 – 1922 Studium der Theologie in Göttingen, Bonn, Tübingen und Bethel
- 1923 Erstes Theologisches Examen
- 1923 Vikar in Düsseldorf
- 1924 – 1925 Hilfsprediger in Duisburg-Walsum-Aldenrade
- 1924 Zweites Theologisches Examen und Ordination
- 1925 – 1926 Hilfsprediger in Andernach
- 1926 – 1939 Pfarrer in Gödenroth/Hunsrück
- 1934 Berufung in den Rheinischen Bruderrat der Bekennenden Kirche
- 1937 im Dezember Verhaftung und Sondergerichtsverfahren wegen Verweigerung der kirchenamtlichen Kollekte (Freispruch)
- 1939 August bis Oktober Teilnahme am zweiten Weltkrieg
- 1940 – 1945 Versetzung in den Wartestand durch das Rheinische Konsistorium der Kirche
- 1940 – 1944 BK-Studentenpfarrer und Stadtmissionsinspektor in Bonn
- 1941 – 1945 Seelsorger am Zuchthaus in Siegburg im Nebenamt
- 1946 – 1950 Pfarrer in Saarbrücken - St. Johann
- 1950 Beurlaubung und Entlassung aus dem Kirchendienst zur Übernahme in den Staatsdienst
- 1951 – 1962 Seelsorger am Zuchthaus in Rheinbach im Staatsdienst
[Bearbeiten] Ziele
Friedrich Langensiepen sah in seinem ganzen Leben seine Aufgabe als Pfarrer, Seelsorger und Prediger darin, entsprechend seinem Ordinationsgelübde die Glaubwürdigkeit des Wortes Gottes konsequent und kompromislos zu vermitteln, d.h. dieses nicht nur für wahr und richtig zu halten und zu predigen, sondern es auch in das Leben umzusetzen. Die Glaubwürdigkeit seines eigenen Lebens und Handelns war deshalb nicht von dieser Zielsetzung zu trennen. Die gleiche Erwartung stellte er auch an alle anderen Personen und Stellen im kirchlichen Dienst, die in der gleichen Aufgabe standen. Dieses Bestreben führte immer wieder zu Konflikten, die zum großen Teil mit erheblichen Risiken und Gefahren für sein eigenes Leben und seine Familie verbunden waren.
Ein weiteres Ziel war der Aufbau von mündigen Gemeinden, die in Eigenverantwortung unter eigener Leitung ein geordnetes Zusammenleben unter Gottes Wort und Sakrament gewährleisten. Seine eigene Aufgabe als Pfarrer sah er hier in der Verkündigung und der Beratung.
[Bearbeiten] Konflikte
[Bearbeiten] Persönlicher Einsatz für einzelne Menschen
Besonders zu erwähnen sind hier:
- - Sein Versuch, zusammen mit seinem Amtsbruder Karl Ippach/Baden-Baden in der Zeit der Judenverfolgung, Juden über die Schweizer Grenze zu bringen, was an der Zurückweisung durch die Schweiz scheiterte.
- - Sein wiederholter Einsatz für politische Gefangene aus Holland im Zuchthaus Siegburg, durch verbotswidriges Einbringen von Medikamenten und Nahrungsmitteln lebenserhaltend zu helfen.
- - Seine persönliche Hilfe im Zusammenhang mit den Verhaftungen von Paul Schneider, bis dieser im KZ Buchenwald ermordet wurde. Bei dessen Beerdigung in Dickenschied hielt Friedrich Langensiepen die Predigt.
[Bearbeiten] Kirchengemeinde Gödenroth
Mit dem immer größer werdenden Einfluss und dem Anwachsen der Macht des Nationalsozialismus spaltete sich das fast ausschließlich evangelische Dorf in zwei Lager. Die eine Hälfte hielt weiter treu zu ihrer Kirchengemeinde und Ihrem Pfarrer. Auch als dieser mit seiner Familie wegen Gehaltssperre in Not geriet, wurde die Ernährung der Familie durch diese Gruppe sichergestellt, was allerdings verboten war und im Geheimen geschehen musste. Die andere Hälfte schloss sich weniger aus weltanschaulicher Überzeugung dem Nationalsozialismus an. Sie versprach sich vielmehr hierdurch persönliche Vorteile und Macht im Dorf. Durch diese Gruppe erfolgten ständige Bedrohungen und Schikanen sowie Denunziationen und Beschwerden an das kirchliche Konsistorium und Stellen der NS-Partei des Staates. Der Konflikt endete mit der Versetzung des Pfarrers in den Wartestand durch das Konsistorium.
[Bearbeiten] Kirchengemeinde Saarbrücken-St.Johann
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und damit verbunden dem Ende des Nationalsozialismus wurde von der Kirchenleitung die Versetzung in den Wartestand von 1940 annulliert. F. Langensiepen wurde nach Rückfrage bei dem Presbyterium eine Pfarrstelle in Saarbrücken-St.Johann zugewiesen. Seine Bemühungen hier eine Gemeinde in dem unter Ziele genannten Sinn aufzubauen, scheiterte an dem Widerstand des Presbyteriums trotz Vermittlungsversuchen durch die Kirchenleitung. In gegenseitiger Abstimmung wurde F. Langensiepen aus dem Dienst der Ev. Kirche im Rheinland in den Staatsdienst entlassen, wo er die Seelsorge am Zuchthaus in Rheinbach bis zu seiner Pensionierung übernahm.
[Bearbeiten] Bekennende Kirche
F. Langensiepen wurde 1934 in den Rheinischen Bruderrat, das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche berufen. Auch hier ergab sich ein andauernder Dissens bezüglich der Ziele dieses Gremiums für die Kirche. Deutlich wird dieser Dissens in einem Zitat aus einer Denkschrift, die Langensiepen 1936 vorlegte: „Es ist nicht zu erwarten, daß die Bekennende Kirche die Trennung der Kirche vom Staat betreibt. Sie bangt im Gegenteil um Ihre Stellung als Körperschaft öffentlichen Rechtes und um ihr Kirchensteuerrecht. Dadurch, daß diese Punkte vom Kirchenkampf unbedingt verschont bleiben sollten, ist die durch ‚Dahlem‘ bezeichnete Stellung der BK eingedrückt und unhaltbar geworden.“ Da sich in diesem Punkt keine Möglichkeit einer Einigung abzeichnete, legte Langensiepen 1939 zunächst seine Ämter nieder. Er nahm sie wieder auf, als die Synode der Bekennenden Kirche ihren Gemeinden den Weg frei gab, als Freikirche weiter zu bestehen.
[Bearbeiten] NS-Staat
Es wäre falsch, F. Langensiepen nur oder hauptsächlich als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu sehen. Er hat jedoch ständig darauf geachtet, dass der Staat nicht in innerkirchliche Bereiche eingreift. So hat er sich auch geweigert, an Hitlers Geburtstag die Kirchenglocken zu läuten oder die Kirche aus nicht kirchlichem Anlass zu beflaggen. Auch weigerte er sich, den Treueeid auf Adolf Hitler abzulegen. Außerdem hat er immer wieder in seinen Predigten darauf hingewiesen, wenn propagandistische Heilsversprechen oder andere Aussagen des Staates dem Zeugnis der Bibel widersprachen.
[Bearbeiten] Literatur
- Günther van Norden: Friedrich Langensiepen: Ein Leben in Deutschland zwischen Pfarrhaus und Gefängnis. Kreuz, Stuttgart 2006, ISBN 3-7831-2690-8
- Simone Rauthe: „Scharfe Gegner“. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945. Dr.Rudolf Habelt, Bonn 2003, ISBN 3-7749-3215-8
- Günther van Norden/Klaus Schmidt: Sie schwammen gegen den Strom. Widersetzlichkeit und Verfolgung rheinischer Protestanten im „Dritten Reich“ Greven, Köln, ISBN 3-7743-0382-7
Personendaten | |
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NAME | Langensiepen, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Langensiepen, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | evangelischer Pfarrer und Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche |
GEBURTSDATUM | 29. November 1897 |
GEBURTSORT | Herzogenrath, Nordrhein-Westfalen |
STERBEDATUM | 6. Mai 1975 |
STERBEORT | Rheinbach, Nordrhein-Westfalen |