Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Franz von Dingelstedt - Wikipedia

Franz von Dingelstedt

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Franz von Dingelstedt, um 1879
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Franz von Dingelstedt, um 1879

Franz von Dingelstedt (* 30. Juni 1814 zu Halsdorf in Oberhessen; † 15. Mai 1881 in Wien) war ein deutscher Dichter und Theaterintendant.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Franz von Dingelstedt
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Franz von Dingelstedt

Er besuchte das Gymnasium in Rinteln, studierte 1831-35 Theologie und Philologie an der Universität Marburg, war dann auf kurze Zeit als Lehrer der deutschen Sprache an der Erziehungsanstalt für junge Engländer zu Ricklingen bei Hannover angestellt, aber schon 1836 an das kurfürstliche Lyceum zu Kassel berufen worden.

Von hier wurde er 1838 nach Fulda versetzt, da seine literarischen Arbeiten am Hof missbilligt wurden. Obwohl er sich den Aufenthalt in Fulda durch häufige Ferienreisen und fleißige literarische Arbeiten erträglich zu machen suchte, so war ihm weder unter der Regierung Hassenpflug noch im Schuldienst wohl. Er pflegte seine Beziehung mit Karl Gutzkow und knüpfte Kontakte zu Ferdinand Freiligrath, Saphir und Nikolaus Lenau.

Nachdem er mit "Liedern eines kosmopolitischen Nachtwächters" 1841 zu einem gewissen literarischen Erfolg gelangt war, nahm er seinen Abschied, ließ sich zunächst, an der Redaktion der "Allgemeinen Zeitung" beteiligt, in Augsburg nieder, ging dann als Korrespondent nach Paris, London und Wien, verheiratete sich 1843 mit der berühmten Sängerin Jenny Lutzer und wurde vom König von Württemberg mit dem Titel eines Hofrats, später eines Legationsrats, als Kabinettsbibliothekar berufen.

Von 1844 bis 1850 lebte er in Stuttgart; 1851 ward er, nachdem seine Tragödie "Das Haus der Barneveldt" ungewöhnliche Wirkung getan, von König Maximilian II. zum Intendanten des bayrischen Hof- und Nationaltheaters zu München ernannt. Hier bildete er eins der hervorragendsten Glieder der poetisch-gelehrten Tafelrunde und der "norddeutschen Kolonie", welche der König um sich versammelt hatte, erzielte mit seiner Bühnenleitung glänzende Resultate, unter denen das große, in den Annalen der deutschen Theatergeschichte unvergessliche Gesamtgastspiel vom Jahr 1854 in erster Linie stand, zog sich aber den bittersten Hass der ultramontanen bayrisch-nativistischen Partei zu. Den Intrigen derselben gelang es 1856, seine plötzliche Entlassung zu bewirken.

Im nächstfolgenden Jahr schon ward Dingelstedt als Generalintendant der großherzoglichen Hofbühne nach Weimar berufen, deren Leitung er bis 1867 behielt, und auf der er nach eigener Bearbeitung den ganzen Zyklus der Shakespeareschen "Historien" zuerst zur Aufführung brachte. Im Herbst 1867 ward er zum artistischen Direktor des Wiener Hofoperntheaters ernannt, 1872 mit der Direktion des Hofburgtheaters betraut, die er bis an seinen Tod führte. Er starb 15. Mai 1881 in Wien.

Schon 1867 durch den bayrischen Adel ausgezeichnet, war er vom Kaiser von Österreich 1876 in den Freiherrenstand erhoben worden, wie es ihm denn das Geschick an äußern Erfolgen und Ehren nicht fehlen ließ.

[Bearbeiten] Würdigung des Werks

Er nahm als Lyriker seinen Ausgangspunkt zu gleicher Zeit von der naiven subjektiven Lyrik, deren Töne er, wie seine "Gedichte" (Stuttg. 1845, 2. Aufl. 1858) erweisen, immer wieder zu treffen wusste, und von der politischen Poesie der 1840er Jahre, deren Durchschnittsleistungen er in den heißblütigen, kräftigen und anschaulichen besten "Liedern des kosmopolitischen Nachtwächters" hinter sich ließ.

Die Schildwacht schreitet auf und ab
Und pfeift sich ein Liedel unermüdlich.
Hier ist das Gefängniß, schwarz wie ein Grab,
Aber nicht so still, so friedlich.
Es rasselt hinter den Gittern schwer
Von eisernen Ketten und Bändern,
Stöhnen und Aechzen zieht hin und her
Und verhallt an den steinernen Ständern.
(Nachtwächters Stilleben)

Die Lebensbilder der nichtpolitischen Gedichte, der leidenschaftliche und dabei plastische und farbenvolle Zyklus "Ein Roman" und die "Bilder aus dem Münchener Totentanz" verraten ein unausgelebtes episches Talent. Die Gedichtsammlung "Nacht und Morgen" (Stuttg. 1851) schloss sich an die Nachtwächterlieder an, ohne jedoch einen dichterischen Fortschritt zu bekunden. Als Erzähler betätigte er sich durch zwei größere Werke, den schon erwähnten Roman "Unter der Erde" und "Die Amazone" (Stuttg. 1868, 2. Aufl. 1869), letzteres ein echt modernes Produkt, welches ein ernstes Problem und tiefe Empfindungen in keck spielender, frivol-humoristischer Weise behandelt. Unter seinen Novellen, die in verschiedenen Sammlungen, wie: "Licht und Schatten in der Liebe" (Kassel 1838), "Frauenspiegel" (Nürnb. 1838), "Heptameron" (Magdeb.1841, 2 Bde.), "Sieben friedliche Erzählungen" (Stuttg. 1844, 2Bde.), "Novellenbuch "(Leipz. 1856), erschienen, sind einzelne, wie: "Das Mädchen von Helgoland", "Deutsche Nächte in Paris", von seltener Farbenfülle und Energie der Darstellung, während viele andre matter und farbloser erscheinen und sich nur durch größere Schärfe des Stils über gewöhnliche belletristische Produktion erheben. Einen sehr bedeutenden dramatischen Anlauf, dem er leider keine Folge gab, nahm er mit dem Trauerspiel "Das Haus der Barneveldt" (1850), das noch immer den besten dramatischen Dichtungen der Periode nach 1848 hinzugezählt werden muss. Dass ein Autor von so großer Weltbildung und mannigfachen Lebenserfahrungen, von so ausgeprägter Lust des Schauens und Schilderns sich in der Wiedergabe äußerlich und innerlich erlebter Dinge mit Glück bewegt, erweisen die Reiseskizzen "Jusqu' à la mer. Erinnerungen an Holland." (Leipz. 1847), die Essays seines "Litterarischen Bilderbuchs" (Berl. 1880), vor allem das prächtige, hochinteressante Fragment einer Selbstbiographie unter dem Titel: "Münchener Bilderbogen" (das. 1879). Aus seiner langjährigen und erfolgreichen dramaturgischen Tätigkeit erwuchsen die "Studien und Kopien nach Shakespeare" (Wien 1858), die Bühnenbearbeitung der Shakespeareschen "Historien" (Berl. 1867, 3 Bde.), die Übertragung einer Reihe Shakespearescher Dramen ("Der Sturm", "Was ihr wollt", "Wie es euch gefallt", "Die Komödie der Irrungen") für die Hildburghäuser Shakespeare-Ausgabe sowie eine Übertragung von Beaumarchais' "Figaros Hochzeit" (Hildburgh. 1865), endlich die dramaturgische Studie "Eine Faust-Trilogie" (Berl. 1876).

In den Jahren 1859-65 fungierte er als Präsident der Schiller-Stiftung; auch war er Mitbegründer der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Die Ausgabe seiner "Sämtlichen Werke" (Berl. 1877, 12 Bde.) erwies sich als eine vortreffliche Auswahl.

Der Dramatiker Curt Goetz setzt in seinem Alterswerk Miniaturen mit dem Einakter Herbst Franz von Dingelstedt ein sentimentales Denkmal.

In Hann. Münden wird an ihn und an Gustav Pressel, als den Schöpfern des Weserliedes, an der Weserliedanlage erinnert.

[Bearbeiten] Werke

  • "Wanderbuch", Leipzig 1839-43, 2 Bde.
  • "Unter der Erde" (Roman), Leipzig 1840
  • "Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters", Hamburg 1841
  • "Das Haus der Barneveldt" (Drama), 1850
  • "Eine Faust-Trilogie" (Dramaturgische Studie), 1876


[Bearbeiten] Literatur

  • Adolf Stern: Zur Literatur der Gegenwart. Leipzig 1880
  • Rodenberg: Heimaterinnerungen an Franz von Dingelstedt.
  • A. Stiepka: F. Dingelstedt als Direktor des Hofburgtheaters. Dissertation, Wien 1949
  • C. Chalaupka: F. Dingelstedt als Regisseur. Dissertation, Wien 1957

[Bearbeiten] Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel soweit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.
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